
Der Weltladen lässt sich sofort am Geruch erkennen. Überall im Laden in der Bronnbacher Straße riecht es nach einer Mischung aus Räucherstäbchen und Kaffee. Die Produkte sind bunt: Von Kunsthandwerk über fair gehandelte Schokolade, Tee und Kinderbücher gibt es im Weltladen alles. Eine Sache verbindet die Produkte: Bei allen wird eingehalten, dass sie fair gehandelt wurden. Christina Schlembach ist eine von denen, die darauf achtet. Und das seit zwanzig Jahren.
Sie hat den Weltladen mitgegründet, der dieses Jahr sein 20-jähriges Jubiläum feiert. "Wir hatten vorher eine Aktionsgruppe, da haben wir auf den Märkten in Marktheidenfeld und nach Gottesdiensten verkauft", sagt Schlembach. Das sei aber nicht optimal gewesen. Wenn es regnete, gingen etwa öfter Produkte kaputt. "Da haben wir schon länger von einem Laden geträumt, es uns aber nie zugetraut", erinnert sich Schlembach.

Schließlich wurde sie auf einen leerstehenden Laden in der Mitteltorstraße aufmerksam gemacht. Zusammen mit vier anderen Frauen gründete sie einen Verein und "machte es einfach". Nach einem Zeitungsaufruf haben sich 40 Mitstreiter und Mitstreiterinnen gemeldet, die sich beteiligen wollten.
Auch Bildungsangebote gehören zum Weltladen dazu
Die Hauptmotivation hinter der Ladeneröffnung war, noch mehr faire Produkte verkaufen zu können und damit Produzenten in den Ländern des Südens zu unterstützen. Christina Schlembach kam auf die Idee, weil ihr irgendwann bewusst wurde, dass der Wohlstand unserer Gesellschaft auf Kosten anderer funktioniere. Sie hatte von Reisbauern in Indien gehört, die aufgrund von unfairen Bezahlungen immer mehr in finanzielle Not rutschen würden, weil sie ihr Saatgut nicht mehr bezahlen könnten. "Da musste ich etwas tun", sagt sie.
Das Geschäft ist Mitglied im Weltladen-Dachverband, bietet neben den Produkten im Verkauf auch Bildungsangebote an. Das habe gerade am Anfang geholfen, sagt Schlembach. Eine Kollegin hatte direkt nach der Eröffnung einen Trommelkurs angeboten. Beides, also die Produkte und die Angebote, sollen gleichwertige Säulen sein, auf denen der Weltladen steht. "Klar, wirtschaftlich muss es schon klappen, aber die Bildungsarbeit vermittelt den Leuten den Hintergrund hinter dem, was wir hier machen", erklärt Schlembach.
Schlembach achtet auch auf Nachhaltigkeit
"Es lief eigentlich immer alles gut in den letzten Jahren", sagt sie, erinnert sich bloß an eine kleine Krise. Da habe man versucht, auch Kleidung zu verkaufen und dafür am alten Standort sogar einen extra Raum hergerichtet. "Das hat damals aber noch nicht funktioniert", erklärt die Marktheidenfelderin. Sie wären zwar nicht existenzbedroht gewesen, aber gut getan habe es ihnen auch nicht. "Momentan merken wir es auch ein bisschen", sagt sie. "Insgesamt ist es im Einzelhandel ja gerade etwas schwierig."
In den letzten zwanzig Jahren habe sich viel verändert: "Heute gibt es mehr attraktive und hochwertige Produkte, mehr Leute interessieren sich dafür." Und das Konzept ziehe in der Region seine Kreise: Marktheidenfeld ist Fairtrade-Stadt geworden, es gibt Fairtrade-Schulen. Aber auch bei den Produkten sieht Schlembach einen Unterschied: "Heute werden viel mehr Produkte direkt in den Ländern verpackt und weniger Plastik benutzt." Schlembach findet das gut, gerade in Bezug auf Nachhaltigkeit. "Der Klimawandel betrifft die Menschen im Süden viel mehr als uns, obwohl sie am wenigsten dazu beitragen."
Für die nächsten zwanzig Jahre wünscht sich Schlembach mehr Gerechtigkeit im Handel, "dass die Leute nicht nur reden, dass sie fairer einkaufen wollen, sondern das auch machen." Sie hofft, dass der Weltladen weiterhin gut läuft. Ehrenamtliche hätten sie immer genug gehabt, nur die Jugend fehle. Den Schritt, einen Laden zu eröffnen, hat sie nie bereut. Sie habe sich weiterentwickelt, viel gelernt und ein tolles Team an ihrer Seite. "Und es macht einfach wahnsinnig Spaß", sagt sie.