
Genau zum richtigen Zeitpunkt für Holger Lenz fielen die mehr als 50 Liter Regen in den vergangenen Wochen. Neben Winterhafer und Getreide säte er kurz zuvor auch Ackerbohnen, die dann im Juli geerntet werden. Jetzt sei das meist von der Feuchtigkeit her günstiger als im Frühjahr, meinte der Landwirt aus Abtswind. Vor fünf Jahren hat er seinen Betrieb, in dem er 110 Hektar bewirtschaftet, komplett auf biologischen Anbau umgestellt. Seitdem sind nicht nur die Bohnen bei ihm neu.
Den Wechsel auf eine Landwirtschaft ohne chemische Spritzmittel und ohne Dünger hat er sich zuvor reiflich überlegt. Bereits jetzt ist der leidenschaftliche Landwirt froh darüber. "Man ist wieder mehr Landwirt als Chemiker", sagt er über seinen Beruf, der für ihn mehr Berufung ist. In Kürze beantragt er das Bioland-Zertifikat für weitere fünf Jahre.

Auf den Gedanken zum Wechseln brachte ihn ein Kollege, der mit Lenz einst die Ausbildung zum Landwirt absolvierte. Dieser betreibt Bio-Landwirtschaft im großen Stil. Nicht nur mit Worten habe ihn dieser überzeugt, auch bei Besuchen vor Ort, wo er sich Boden und Arbeitsweisen anschaute.
Holger Lenz nennt die Punkte, die ihn umdenken ließen. "Ein Grund für mich waren auch die vielen Verordnungen, gerade bei Pflanzenschutzmittel oder Dünger", sagt der 48-Jährige weiter. Immer mehr spritzen oder düngen, gleichzeitig falle immer weniger Regen – das könne es nicht sein.
Ökologischer Anbau: Mehr finanzielle Förderung
Lenz sagt, er könnte durchaus auch von der konventionellen Landwirtschaft leben, auch wenn das zunehmend schwieriger werde. Der Staat fördere die Umstellung auf ökologischen Anbau finanziell stärker, betont er. In einigen Jahren solle der Anteil daran in Deutschland 30 Prozent sein, aktuell sind es zwölf Prozent.
Für Lenz war ein Umdenken erforderlich. Es sei beileibe nicht getan mit dem Anschaffen eines Hackgeräts oder eines Strigels gegen Unkraut: "Du musst deinen Kopf umstellen, das Bio auch leben, das ist das Wichtigste".
Auf den Feldern führte der Wechsel zu anderen Fruchtfolgen. Die Ackerbohnen kann Lenz auf einem Feld nur alle fünf Jahre anbauen. Die Bohnen lockern dank ihrer tiefen Wurzeln den Untergrund den Boden. Baut er darauf im Anschluss Weizen an, "bekomme ich eine sehr gute Qualität", hat er festgestellt. Der Bio-Landwirt hat außerdem viel Klee und Luzerne auf seinen Flächen, die er auch mal für ein bis zwei Jahre lasse, damit sich der Boden erholen könne.
Die Umstellung brachte für Holger Lenz auch den Anbau anderer Feldfrüchte. So hat er nun neben den rund zehn Hektar Ackerbohnen verstärkt Hafer, der zunehmend gefragt sei. Das galt es entsprechend zu vermarkten: "Ich musste raus aus der Komfortzone und mir einen komplett neuen Markt aufbauen."
Worauf junge Leute schwören
Bei den Überlegungen spielt der aktuelle Trend in de Karten dass sich immer mehr Menschen bewusster und vegetarisch ernähren. So seien die Bohnen wegen ihres hohen Eiweißgehalts etwa als Fleischersatz für vegetarische Burger sehr gefragt, Hafer sei eh in Mode, nicht nur bei Müsli oder in Hafermilch. "Gerade die jungen Leute schwören darauf", weiß der Landwirt.
Als Abnehmer seiner Produkte gewann Holger Lenz Mühlen in der Region, auch weil die Qualität stimme. So liefert er die Bohnen nach Arnstein, der Hafer geht nach Würzburg, das weitere Bio-Getreide, wie Roggen und Weizen, bringt er nach Frensdorf bei Bamberg. Alles nach den Richtlinien von Bioland.

Bei sich in Abtswind hat der 48-Jährige hauptsächlich für das Getreide investiert. Er baute eine neue Lagerhalle am Ortsrand, um es dort zu reinigen und zu trocknen. Auf seinem Hof in der Ortsmitte wäre das schwierig geworden, vor allem wegen der Zufahrt mit den großen Maschinen.
Ohne Lehrgeld ging es nicht
Mit seinem Schritt ist Landwirt Lenz zufrieden. Natürlich sei bei der Umstellung auf den Bio-Betrieb nicht alles rund gelaufen. "Ich habe auch mein Lehrgeld gezahlt", erzählte er etwa von Feldern, auf denen er zu spät das Unkraut bekämpfte. Mit Stolz präsentiert er sein eigenes Roggen- und Weizenmehl. Die Ein-Kilo-Päckchen kann man neuerdings direkt vor Ort im Abtswinder Kräuterladen kaufen.

Dessen Betreiber Norbert Kaulfuß schätzt regionale Produkte, diese seien ein Renner. Immer mehr Kunden möchten wissen, woher die Ware komme, so Kaulfuß. "Holgers Mehl hat einen Fußabdruck von annähernd Null, es kommt ja vom Acker um die Ecke".
Der Weg, den er eingeschlagen hat, ist für seine Zukunft der richtige, da ist sich Lenz sicher. Es ist nicht nur bei der Landwirtschaft breit aufgestellt. So fährt der umtriebige 48-Jährige täglich morgens zwei Stunden Schulbus. Als weitere Beschäftigung ist der ausgebildete Klärwärter zusätzlich stundenweise in der Abwasseranlage einer Nachbargemeinde beschäftigt. Finanziell sei das nicht unbedingt nötig, so Lenz. Er mag eben die Abwechslung.