
Schon vor einem Monat war der Oberboden für die Umgehungsstraße von Wiesenfeld fast fertig abgetragen. Die ersten Monate nach dem Spatenstich im Juni gingen die Bauarbeiten bis heute zügig voran. Das soll auch so weitergehen, waren sich die Mitglieder im Karlstadter Bau-, Umwelt-, Land- und Forstwirtschaftsausschuss am Donnerstag einig. Mehrere Nachträge der Planungsfirma, die den Bauablauf betreffen, führten jedoch zu Verwirrungen im Sitzungssaal.
Als Projektleiter und Prokurist Markus Kühn vom Darmstadter Ingenieurbüro Krebs und Kiefer die Nachträge im Bauverfahren und die damit verbundenen Zusatzkosten aufzählte, staunten der erste Bürgermeister Michael Hombach und weitere Ausschussmitglieder nicht schlecht. Laut Kühn seien zusätzliche Leistungen erforderlich, die ursprünglich nicht Bestandteil der Ausschreibung waren und dementsprechend bisher nicht beauftragt sind.
336.000 Euro für Arbeiten an Leitungsgräben und Regenrückhaltebecken
Fünf Nachträge befänden sich aktuell in der Pipeline, sagte Kühn und zählte auf: "Sie betreffen die Leitungsgräben, die Verkehrssicherung an den Kreisstraßen MSP 13 und MSP 14, die Grundwassermessstelle, zusätzliche Leistungen an den Regenrückhaltebecken und Asphaltrückbauarbeiten." Allein für die Nachträge an den Leitungsgräben und den Regenrückhaltebecken kämen etwa 336.000 Euro an unerwarteten Kosten auf die Stadt zu.
Der Projektleiter, dessen Büro das Leistungsverzeichnis erstellt hatte, sagte, dass Bauabläufe im freien Feld oft nicht detailliert vorzugeben seien und betonte, dass diese Kosten auch bei einer perfekten Planung angefallen wären und in diesem Fall eben nachträglich aufschlagen. "Sie sind nicht durch eine fehlerhafte Planung entstanden", versicherte Kühn. Karsten Krajewski vom städtischen Bauamt bestätigte diese Aussagen. Kühn räumte aber trotzdem ein, dass es im Laufe des Genehmigungsverfahrens gerade beim Thema Entwässerungsanlagen zusätzliche Auflagen gegeben habe und es sein könne, "dass dort irgendwas untergegangen ist in der Planung".
Karsten Krajewski: "Anträge sind in diesem Maße vertretbar"
Krajewski gab auf Nachfrage von Stadtratsmitglied Horst Wittstadt (die Grünen) an, dass die nachgereichten Anträge der Planungsfirma gerechtfertigt und angemessen seien. "Wir waren immer nah an der Maßnahme dran und gut eingebunden. Die Anträge sind in diesem Rahmen absolut vertretbar."
Hombach war zwar voll des Lobes gegenüber der Bauverwaltung, mit Kühns Argumentation aber überhaupt nicht einverstanden. "Wir haben Sie als Büro damit beauftragt, diese Planung zu machen, Sie sind Fachplaner. Jetzt habe ich aber den Eindruck, dass sie uns diese Kosten mitteilen und sagen: ,Naja, es ist halt jetzt so.' Für uns als Kommune sind diese Beträge viel Geld." Hombach beschäftige, mit welchen versteckten Kosten man in den weiteren zwei Dritteln der Bauzeit noch rechnen müsse.
Projektleiter: "Uns wurden Steine in den Weg gelegt, wie ich es noch nicht erlebt habe."
"Größere Maßnahmen mit zusätzlichen Kosten stehen immer am Anfang der Bauzeit", versuchte Kühn die Lage zu entschärfen. Er merkte an, dass ihm von den Genehmigungsbehörden Steine in den Weg gelegt worden wären, wie er es noch in keinem anderen Projekt erlebt habe. So habe sich der Planungsprozess statt der geplanten drei über sechs bis sieben Jahre gezogen. "Dann mussten wir sehr schnell in die Bauphase gehen. Ein Jahr mehr für die Planung wäre wünschenswert gewesen", sagte Kühn.
Trotz diverser Spannungen im Raum konnte eine Nachricht von Marco Amrhein für Entlastung sorgen: "Auch die nachträglichen Kosten sind ebenso mit 85 Prozent förderfähig wie die zuvor veranschlagten", erklärte er. Somit wären nur 15 Prozent von der Stadt selbst zu zahlen. Zudem erinnerte Amrhein daran, für den Haushalt ursprünglich mit Gesamtkosten von 20 Millionen geplant zu haben. "Da liegen wir aktuell noch drunter und haben somit Puffer".
Der Ausschuss sprach daraufhin dem Stadtrat die Empfehlung aus, die zusätzlichen Leistungen ausführen zu lassen.