
Da am Montag Vertreter des Staatlichen Bauamts im Gemündener Stadtrat Rede und Antwort standen, ging es nicht nur um die leidige Ortsumgehung Schaippach, sondern auch um die leidige Ortsumgehung Gemünden. Der Leiter der Straßenbauabteilung am Staatlichen Bauamt, Rüdiger Köhler, sagte: "Wir sehen uns nach wie vor personell nicht in der Lage, diese Maßnahme voranzutreiben." Die Planung der B26n verschlinge zu viele Ressourcen.
Matthias Kübert (BfB) hätte sich wie für die Ortsdurchfahrt Schaippach aktuelle Verkehrszahlen für Gemünden gewünscht. Die hatte Köhler jedoch nicht parat. Derzeit steht die Ortsumgehung Gemünden im Bundesverkehrswegeplan 2015 bis 2030. "Kann es sein", so Kübert mit Blick auf das Aus für die Schaippacher Umgehung, die auch im Ausbauplan stand, "dass wir da ganz rausfallen? Ist das wie Lotteriespiel?" Der Baudirektor wusste darauf keine Antwort.
Die Ortsdurchfahrt Gemünden ist ein Nadelöhr
Wolfgang Remelka (BfB) merkte an: "Die kleinste Verkehrsbehinderung führt zu Verkehrsbehinderungen bis über die Ortsschilder hinaus." Das habe man kürzlich beim Brand der Alten Brauerei gesehen. Er hätte sich beim Antritt des Staatlichen Bauamts auch das Nutzen-Kosten-Verhältnis für die Umgehung Gemünden gewünscht. Köhler meinte, eine Planung sei umfangreicher, als nur Nutzen und Kosten zu ermitteln. Das schaffe das Bauamt mit dem vorhandenen Personal nicht. Deswegen gelte momentan das Credo: "Bestandserhaltung vor Neubau." Deswegen sei etwa der Ersatz der maroden "Schwarzen Brücke" in Wernfeld, über die die B26 führt, dringlicher. Man könne schlecht ein weiteres Großprojekt anfangen, dann hätte man für die vielen kleinen bestandserhaltenden Maßnahmen keine Kapazitäten mehr.
Durch Gemünden fahren täglich über 17.000 Fahrzeuge, so Rützel. "Nicht umsonst ist die in den vordringlichen Bedarf gekommen." Seit Jahren höre er vom Bauamt "Personalmangel". Irgendwann müsse doch Personal beschafft werden, so Rützel. Das Staatliche Bauamt suche ständig Straßen- und Brückenbauingenieure, so Köhler, es gebe aber einen Bewerbermangel. Und wenn man mehr an Planungsbüros abgeben würde? "Wir bekommen teilweise keine Planungsbüros", so Rana Meyering, die für den Straßenbau in Main-Spessart zuständig ist.
Helmut Aulbach (FWG) erinnerte sich daran, dass Köhlers Vorgänger Peter Weywadel vor Jahren einst sagte, dass die B26 zu einer Staatsstraße herabgestuft werde, wenn die B26n gebaut sei. "Damit sinkt natürlich die Wahrscheinlichkeit, dass die Ortsumgehung Gemünden was wird", fürchtet Aulbach.
Irgendwann umsonst alle Planungskapazitäten für B26n eingesetzt?
Bürgermeister Jürgen Lippert wunderte sich, dass das Staatliche Bauamt "seine ganzen Personalkapazitäten in das eine Thema B26n" reinhänge, aber gar nicht wisse, wie das ausgeht. Der Bundesrechnungshof habe ja Bedarf und Wirtschaftlichkeit der B26n angezweifelt. Dass die Umgehung Gemünden im Bundesverkehrswegeplan stehe, sei "das Papier nicht wert, auf dem es steht", wenn nicht mal mit der Planung angefangen werde. Noch nicht einmal naturschutzrechtliche Belange seien bislang geklärt.
"Wenn es nicht im vordringlichen Bedarf ist, kann nichts geplant werden", so Baudirektor Köhler. Lippert: "Und wenn es drin steht, wird auch nix geplant."
Ampel an der Mainbrücke ist nachts rot, aber weit und breit ist niemand
Monika Poracky (SPD) sprach die neue Ampel an der Mainbrücke an. "Wäre es möglich, nachts diese Ampel abzuschalten?" Man stehe nachts an der roten Ampel und wolle Richtung Mühltorviertel abbiegen, "und da ist niemand". Meyering zeigte sich offen für eine andere Schaltung nachts.
Der Stadtrat beschloss außerdem einstimmig, den Straßenunterhalt für die geschätzt 10.000 laufenden Meter an Rissen, die alljährlich im gesamten Stadtgebiet ausgebessert werden sollen, an die Firma Geuder Straßenunterhalt aus Neusitz zu vergeben. Auftragsvolumen: 31.535 Euro. Die Risse sollen im Fräs-Guss-Verfahren gefüllt werden.