
Eine Gaststätte ist das "Herz des Ortes", sagt Carsten Tittmann. Er betreibt zusammen seiner Lebensgefährtin Sabine Klodewig seit September 2023 das Wirtshaus zum Edelweiss in Gambach. Während in anderen Ortschaften Gaststätten schließen und nicht mehr öffnen, sagt das Paar: "Blauäugig sind wir nicht in das Abenteuer gegangen."
Beide kommen aus der Gastronomie. Tittmann hat in Wertheim-Bestenheid über 20 Jahre das "C'est la Vie" betrieben und dort Klodewig kennengelernt. Die 43-Jährige arbeitete dort selbst 13 Jahre lang. 2018 hörten die beiden in Bestenheid auf und zogen wegen ihres Kindes nach Gambach, wo Klodewig aufgewachsen ist.
Dem Charme des Gasthauses erlegen
"Wir haben nicht gedacht, dass wir in die Gastro zurückgehen", sagt Tittmann, der während der Coronapandemie Lkw gefahren ist. Doch als sie erfahren haben, dass der Grieche, der zuvor in den Räumlichkeiten war, schließt, sind sie dem "Charme" des Wirtshauses in Gambach erlegen. "Es ist ein tolles Gebäude, mit schöner Atmosphäre und im Herzen des Ortes gelegen. Eine bessere Lage gibt es nicht", so der 55-Jährige.
Optimismus trotz einiger Herausforderungen
In nicht wenigen Ortschaften schließen aktuell Gasthäuser. Personalmangel, die vergebliche Suche nach einem Nachfolger und steigende Preise sind nur einige Gründe, mit denen die Gastronomie aktuell zu kämpfen hat. In Gambach bleibt dank der Übernahme durch Tittmann und Klodewig das letzte Wirtshaus im Ort erhalten. Trotz aller Herausforderungen blicken Klodewig und Tittmann optimistisch in die Zukunft.
Viele der Probleme würden zwar auch sie betreffen, aber weniger stark als andere Gaststätten, sagt Tittmann. Die Lage des Wirtshauses in einer kleinen Ortschaft wie Gambach habe einige Vorteile. Die Pacht sei geringer als in den Städten und da das Gasthaus einen Holzofen hat, sei man auch nicht so abhängig von den steigenden Heizkosten. "Das ist ein Wettbewerbsvorteil gegenüber dem Innenstadtbereich", so Tittmann.
Eigentlich wollten Klodewig und Tittmann das Wirtshaus zum Edelweiss alleine betreiben. Doch die ersten Monate seien gut gelaufen und auch weiterhin würden mehr Menschen aus Gambach und der Umgebung kommen als gedacht. Deshalb unterstützt das Paar inzwischen ein Team von neun Personen, die sie ohne Probleme gefunden hätten.
Von Beginn an kommen viele Gäste
"Die Anfangseuphorie hat nicht nachgelassen", sagt Tittmann. "Das funktioniert alles über Mundpropaganda", sagt die 43-Jährige. Denn Werbung hätten sie bislang kaum gemacht. Klodewig sei "Köchin und Motor", sagt Tittmann, der den Service leitet. "Wir treffen einen Nerv: Kein Schickimicki, einfach fränkische Küche, frisch und selbst zubereitet", beschreibt Tittmann ihr Konzept.
Zukünftig auch Außenbewirtung geplant
In Zukunft soll das Wirtshaus zum Edelweiss zum Tourismustreffpunkt außerhalb von Karlstadt werden. Ab April soll deshalb noch eine Außenbewirtung dazukommen und im Sommer hofft Tittmann auf Wandergruppen, Motorrad- und Fahrradfahrer.
"Sowas machst du nur, wenn du Spaß hast", sagt Tittmann mehrmals im Gespräch. "Es gibt nichts Schöneres, als etwas Altbackenes zu erhalten und mit moderner Arbeitsweise zu füllen", ergänzt er. Für die Gäste soll das Wirtshaus zum Edelweiss soll ein Ort sein, wo sich Leute treffen und "einfach mal abschalten können", so der 55-Jährige. Und er selbst sagt: "Wenn ich im Wirtshaus stehe, ist das ein Traum für mich."