Peter Utsch aus Eußenheim (Lkr.Main-Spessart) war Kommandeur verschiedener Bundeswehr-Bataillone, stellvertretender Brigadekommandeur und vor seinem Ausscheiden im März 2018 Abteilungsleiter im Stab der 10. Panzerdivision in Veitshöchheim. Der 65-jährige Oberst a.D. und heutige Kreisvorsitzende der Freien Wähler Main-Spessart ordnet den Ukraine-Krieg im Interview ein.
Peter Utsch: Nein, das ist nicht vergleichbar. In Afghanistan gab es einen innerstaatlichen bewaffneten Konflikt, jetzt geht es um die offene Aggression eines Staates gegen einen anderen souveränen Staat. Das ist ein ganz anderes Kriegsbild.
Utsch: Die Bundeswehr hat keine größeren Erfahrungen mit der Ukraine. Aber wir waren als Schutzkräfte im Baltikum. Ich habe im November 2014 an "Iron Sword" in Litauen, einer der ersten multi-nationalen Übungen, teilgenommen. Ein halbes Jahr nach Besetzung der Krim durch Russland war man im Baltikum durchaus besorgt.
Utsch: Ich halte das für an den Haaren herbeigezogen. Die Nato ist eindeutig ein defensives Bündnis. Das militärische Potenzial der osteuropäischen Partnerländer ist nicht so groß, dass es Russland bedroht. Ich habe den Einmarsch der Russen in die Ukraine lange nicht für möglich gehalten. Da habe ich mich getäuscht.
Utsch: Ich sehe keine Chance zum militärischen Eingreifen, die Gefahr einer Eskalation ist zu groß! Wichtig sind der Schulterschluss der Nato und der Schutz der Ostflanke. Und diplomatische Bemühungen. Ein Waffenstillstand sollte das vorrangige Ziel sein. Das Sterben von Menschen und die Zerstörung von Infrastruktur müssen unterbunden werden.
Utsch: Tja. Die russische Armee ist technisch und zahlenmäßig hoch überlegen. Aber der Widerstandswille des ukrainischen Volkes und von Präsident Selenskyj fasziniert mich. Ich habe bei diesen innerstädtischen Kampfhandlungen das Szenario des Jugoslawienkriegs vor Augen. Es könnte ein langer, zermürbender Krieg mit großen zivilen Opfern werden.
Utsch: Ich sehe nicht, dass Europa in Kampfhandlungen einbezogen wird. Aber wenn ein Waffenstillstand vereinbart werden sollte, wird es nicht ohne internationale Überwachung gehen. Ein Blauhelm-Einsatz ist denkbar. Grundsätzlich stimmt mich das Zusammenrücken der europäischen Nationen und das klare Bekenntnis zur Unterstützung der Ukraine zuversichtlich.
Utsch: Sie hätten viel eher kommen müssen. Es wird dauern, bis das wirkt. Die Beschaffungsverfahren sind langwierig. Ich hoffe, sie lassen sich – wie von der neuen Verteidigungsministerin angekündigt – verkürzen. Wir brauchen auch für künftige Krisen eine Position der Stärke, deshalb sind diese Investitionen das richtige Signal.
Utsch: Ich war immer Anhänger einer allgemeinen Wehrpflicht. Sie birgt in Krisen eine rasche "Aufwuchsmöglichkeit" der Bundeswehr. Aber sie in der früheren Art wieder einzuführen - schwierig. Es werden neue Modelle benötigt. Darüber müssen sich die verantwortlichen Politiker Gedanken machen.
Der Stärkere hat in den seltensten Fällen das Wohl der Allgemeinheit im Sinn.
Der logische Weg wäre Demokraten zu unterstützen und Diktatoren möglichst zu umgehen.
Nachdem Profit über Jahrzehnte wichtiger als Menschenrechte waren müssen Regierungen nun zeigen ob Menschenrechte tatsächlich wichtiger als Profit sind.
Wenn der Klügere immer nachgibt haben Menschenrechte verloren.
Jochen Freihold
Ich habe gedient, zu einer Zeit mit Wehrpflicht und elnigen hat das absolut nicht geschadet. Die heutigen Weicheier der Helikopter Eltern sollten mal was leisten ohne deren Umgriff…
Man lernt was fürs Leben!