Der Karlstadter Verkehrsausschuss hat am Dienstagabend mit 8:1 Stimmen entschieden, das Projekt Bürgerbus weiter voranzutreiben und zusätzliche Informationen zur Umsetzung einzuholen. Ursprünglich sollten die Räte sogar darüber entscheiden, ob der Bürgerbus zum nächstmöglichen Zeitpunkt eingeführt wird. Diesen Vorschlag hat die Verwaltung nach einiger Diskussion noch einmal abgemildert. Trotz grundsätzlichen Wohlwollens waren dem Großteil des Gremiums dafür noch zu viele Fragen offen.
Bürgermeister Michael Hombach (CSU) sagte eingangs, der Bus solle für die Beförderung aller Bürgerinnen und Bürgern da sein, insbesondere aber "für ältere und bewegungseingeschränkte Personen". Rathausmitarbeiterin Ellen Berger-Thesen stellte die Ergebnisse einer Umfrage innerhalb der Bevölkerung zu dem Projekt vor. Beteiligt haben sich daran etwa 200 Personen.
Mehrheitlich ältere Menschen unter den Befragten
Von diesen sprachen sich rund 90 Prozent für einen solchen Bus aus und sagten, sie würden diesen auch nutzen. Die Befragten wollen damit vor allem zum Einkaufen, zu Arztterminen oder zum Kaffeetrinken fahren. Als Haltestellen haben sie sich unter anderem die Innenstadt, das Wohnstift Andreas Bodenstein, den Bahnhof, die Gemündener Straße und die Bodelschwinghstraße gewünscht. 67 Prozent der Befragten sind zwischen 61 und 80 Jahre alt.
Eine Förderung mit Landesmitteln hat die Regierung von Unterfranken bereits genehmigt, zudem sind für das Projekt bereits 60.000 Euro im städtischen Haushalt eingestellt. Für die Anschaffung eines neuen Fahrzeugs steuert das bayerische Verkehrsministerium 20.000 Euro bei, hat der Bus eine barrierefreie Rampe sogar 30.000 Euro. Weitere 2500 Euro kommen dazu, wenn das Fahrzeug über einen elektrischen Antrieb verfügt. Auch der Unterhalt, zum Beispiel Sprit und Wartung, ist mit bis zu 2000 Euro im Jahr förderfähig.
Aufruf an Bürgerinnen und Bürger, einen Verein zu gründen
Die Stadt soll von dem Geld dann einen Kleinbus mit maximal neun Sitzplätzen anschaffen. Zur Organisation des Busverkehrs im Alltag gibt es zwei Optionen: Entweder übernimmt diesen ein noch zu gründender Verein oder die Stadtverwaltung. "Einen Verein werden wir wahrscheinlich nicht kriegen", so die Rathausmitarbeiterin. Optimistischer zeigte sich da Stadtrat Harald Schneider (SPD). In der Initiative "Karscht macht mobil" gebe es zum Beispiel viele engagierte junge Leute.
Ein Verein habe auch mehr "Charme", da die Verwaltung dadurch entlastet werde, meinte Schneider. Christian Baier (Die Grünen) gab ebenfalls den hohen Aufwand zu bedenken: "Es wäre viel Arbeit, wenn wir das selbst übernehmen." Dazu gehöre, die Fahrer zu organisieren, sie zu qualifizieren und die Linien zu verwalten. Bürgermeister Hombach sagte dazu, dass die Bürgerinnen und Bürger herzlich aufgefordert sind, sich zu melden, wenn sie Interesse haben, so einen Verein zu gründen.
In jedem Fall braucht es Personen, die den Bus steuern – mindestens fünf Leute mit einem Fahrgastbeförderungsschein. Das werden aber keine professionellen Busfahrer sein. "Wir brauchen dringend ehrenamtliche Fahrer", sagte Berger-Thesen. In der Umfrage hat sich die Stadt daher auch nach der Bereitschaft erkundigt, sich ehrenamtlich zur Verfügung zu stellen.
Laut Verwaltung haben 14 Personen Interesse angemeldet. "Auf diese würden wir gerne zurückgreifen." Im Rathaus hofft man jedoch, dass sich noch mehr Leute melden. Den Personenbeförderungsschein würde die Stadt den Ehrenamtlichen bezahlen. Realistisch sei, dass eine Person einmal alle zwei Wochen den Bus fährt.
Bürgermeister Hombach ist überzeugt vom Bürgerbus
Insgesamt gab es im Rat viel Zuspruch für die Idee eines Bürgerbusses. Einig war man sich allerdings darüber, dass es noch viel klären gibt. Unklar ist zum Beispiel noch, welche Route der Bus fahren wird, in welchem Takt und wie viele Haltestellten es geben soll. Die zweite Bürgermeisterin Martha Bolkart-Mühlrath (SPD) sprach sich dafür aus, gerade auch die Stadtteile anzubinden.
Geld für Fahrscheine könne die Stadt von den Mitfahrenden nicht verlangen, weil das Projekt auf ehrenamtlicher Basis erfolge, sagte Berger-Thesen. Bürgermeister Hombach will den Bürgerbus unbedingt: "Wir wollen die Verkehrswende und dass weniger Menschen mit dem Auto unterwegs sind. Es ist unsere Aufgabe, dafür Angebote zu schaffen." Geplant ist zunächst eine Testphase.
Vergleichbar sein soll das Projekt laut Sitzungsunterlagen mit dem Bürgerbus in Hammelburg. Gegründet wurde der Verein vor 13 Jahren von Ehrenamtlichen, eine staatliche Förderung habe dieses Projekt allerdings nicht erhalten. Der Bus dort fährt von 8.30 bis 17 Uhr im Zwei-Stunden-Takt, dafür stehen 20 Fahrer zur Verfügung.
Es werden sowieso nur einzelne Menschen im Bus sitzen, oder auch oft mal niemand.
Das heißt, für jemanden der von Wiesenfeld nach KAR zum Arzt will, fährt der Kleinbus raus nach Wiesenfeld und wieder zurück. Dann kommt der Arzttermin, von dem man nicht weiß, wie lange er dauert. Und am Nachmittag findet man nach langer Wartezeit hoffentlich noch einen Bus, der wieder nach Wiesenfeld fährt und leer zurück.
Und diese 4 (vier!) Fahrten sollen umweltschonender sein, als wenn man einmal mit dem PKW hin- und zurückfährt?