Jan Binner, Projektkoordinator des Coworking-Space in Karlstadt, zeigt auf den schmalen Pfad aus Steinplatten, der zur Rückseite des Unternehmerhauses in Karlstadt in der Straße "Zum Helfenstein" führt: "Der separate Eingang befindet sich hier hinten. Dadurch besteht die Möglichkeit, dass der Coworking-Space unabhängig von den unteren Geschossen, wo sich junge Unternehmer des Gründerservicenetz Main-Spessart dauerhaft eingemietet haben, 24 Stunden täglich und sieben Tage die Woche genutzt werden kann."
Der Zugang erfolgt per App, die das Handy zum Haustürschlüssel umfunktioniert und nach der Online-Buchung direkten Zugang zu den Räumlichkeiten gewährt. "Wir bieten hier vier separat mietbare, komplett ausgestattete Arbeitsplätze mit Besprechungsecke und einen ebenfalls buchbaren Besprechungsraum", fasst Bürgermeister Michael Hombach das Angebot zusammen, das auch WLAN und die Nutzung der vorhandenen Kaffeemaschine umfasst.
Online buchbare Kurzzeitarbeitsplätze sollen Karlstadt für neue Arbeitsformen öffnen
Mit dem Coworking-Space, den die Stadt Karlstadt am 5. Mai offiziell eröffnet hat, möchte man sich im Rahmen des Strategiepapiers der "Smarten Gemeinde" neuen Arbeitsformen öffnen und "jungen oder auch jung gebliebenen Menschen, die in solch flexibler Form zusammenarbeiten wollen, die geeignete Plattform bieten", erklärt Hombach weiter. Und mit dem Slogan "New York in Karlstadt" verbindet der extra aufgelegte Werbeflyer das Arbeitsmodell gar direkt mit Großstadtflair.
Konkret hat man dafür im Dachgeschoss des Unternehmerhauses unweit vom Bahnhof einen offenen Raum mit vier Bildschirmen an höhenverstellbaren Schreibtischen sowie einen Besprechungsraum mit Projektor installiert. Die Arbeitsplätze lassen sich über die Buchungsplattform DeskNow tageweise oder auch monatlich buchen. Voraussetzung ist dafür lediglich eine Online-Registrierung und der Download der App namens "iLOQ", die den Zutritt ermöglicht. Gezahlt werden kann mit Kreditkarte und Bankeinzug.
Dass über DeskNow sowohl Buchung als auch Zutritt geregelt wird, war für die Verantwortlichen insofern wichtig, als man mit der Verwaltung des Coworking-Space nur minimalen Aufwand betreiben möchte. Einmal die Woche würden Desk- und Besprechungsraum von der Reinigungskraft, die ohnehin für das Unternehmerhaus zuständig sei, gereinigt. Ansonsten wolle man darauf vertrauen, dass die Nutzerinnen und Nutzer dort selbst Ordnung hielten.
10.000 Euro-Investition für Ausstattung der neuen Coworking-Arbeitsplätze
Die Nutzung der Räumlichkeiten stellt für die Kommune keinen finanziellen Mehraufwand dar, da sie seit über 20 Jahren die komplette Immobilie an der Adresse Zum Helfenstein 6 mietet. Das Dachgeschoss wurde zuvor vom Stadtmarketing genutzt, das nun ins benachbarte Rathaus umgezogen ist. Die Kolleginnen und Kollegen hätten Bürgermeister Hombach dabei jedoch versichert, dass das Arbeiten direkt unterm Dach auch in den Sommermonaten möglich sei.
Während die Räume also bereits in der jetzigen Form vorhanden waren, wurde für das Projekt eigens ergonomische Möblierung angeschafft, die das Arbeiten im Sitzen wie im Stehen ermöglicht. Kostenpunkt laut Projektkoordinator Binner: "knapp unter 10.000 Euro." Ein Betrag, zu dem Fixkosten für Heizung, Internet und Wasser hinzukämen. Um diese aufzuwiegen habe man sich mit der Kämmerei auf eine tägliche Nutzungsgebühr von 18 Euro und ab dem 1. Juni 25 Euro sowie einer monatlichen Gebühr von 111 Euro beziehungsweise 149 Euro geeinigt.
Hoffnung auf neue Gründerinnen und Gründer – jedoch bislang keine Buchungen
Ob man damit zu hoch oder zu niedrig liegt, und welche Rolle die nicht vorhandene Barrierefreiheit spielt, hofft Binner anhand der Rückmeldungen der Nutzerinnen und Nutzern zu erfahren. Dass sich eine gute Woche nach der Eröffnung des Programms noch niemand eingebucht habe, sieht er jedoch locker: "Das ist aber nicht weiter dramatisch, weil wir erst in der Anfangsphase sind. Wir stehen mit einigen im Kontakt und haben auch schon ein paar Besichtigungstermine gehabt."
Es bleibt also offen, ob sich der Wunsch von Bürgermeister Hombach erfüllt und sich die Neueröffnung zu einem Zentrum für kreative Ideen entwickelt, welches das Karlstadter Geschäftsleben mit neuen Gründerinnen und Gründern bereichert.