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Karlburg
Neues Standbein und landwirtschaftliche Einblicke auf Instagram: Familienhof Kübert in Karlburg baut auf neuen Hofladen
Der Laden bietet eigene Erzeugnisse und Produkte anderer Direktvermarkter. Auf Social Media zeigen die Kübert-Töchter den Alltag zwischen Kartoffelernte und Tierhaltung. 
Den Hofladen führen die Küberts (links Tochter Nadine, rechts Mutter Kerstin) seit Ende vergangenen Jahres. Abgesehen von eigenen Erzeugnissen wie Kartoffeln, Karotten oder Rapsöl werden hier auch Produkte anderer Direktvermarkter im Umkreis verkauft.
Foto: Felix Hüsch | Den Hofladen führen die Küberts (links Tochter Nadine, rechts Mutter Kerstin) seit Ende vergangenen Jahres. Abgesehen von eigenen Erzeugnissen wie Kartoffeln, Karotten oder Rapsöl werden hier auch Produkte anderer ...
Felix Hüsch
 |  aktualisiert: 01.02.2025 02:33 Uhr

Eine Frau rollt mit ihrem Auto auf den Hof der Familie Kübert in Karlburg. Mutter Kerstin weiß sofort, was auf dem Einkaufszettel der Kundin steht. Sie öffnet die Tür zum abgedunkelten Nebenraum mit den eigens geernteten Kartoffeln, holt ein paar Säcke heraus und überreicht sie der Kundin. Ein kurzer Plausch, danach steigt die Frau wieder in ihren Wagen und fährt davon. "Sie gehört zur Stammkundschaft", sagt Kerstin, während sie die Tür des Hofladens hinter sich schließt, um sich wieder dem Gespräch mit unserem Autor zuzuwenden.

Große Teile der Kundschaft kämen direkt aus Karlburg mit dem Fahrrad, um Produkte der Küberts einzukaufen. "Manche kommen aber auch aus Burgsinn oder Aschaffenburg zu uns gefahren. Die stehen hier dann oft mit dem Anhänger und nehmen Einkäufe für ihre Nachbarn und Freunde mit", weiß Kerstins Tochter Nadine Kübert.

Sie war es auch, die mit ihrer Idee dafür gesorgt hat, dass sich auf dem ehemaligen Autostellplatz auf dem Familienhof seit Ende 2024 ein Hofladen befindet. Im Sortiment finden sich je nach saisonaler Verfügbarkeit einige selbst erzeugte Lebensmittel. Dazu gehören übers Jahr gesehen 14 verschiedene Sorten eigener Kartoffeln, außerdem Karotten, Kürbisse, Öl aus eigenem Raps oder Apfelsaft aus eigenen Äpfeln.

Die Küberts sind der letzte Tierhaltebetrieb in Karlburg

"Am Anfang waren es nur die Kartoffeln, dann kamen irgendwann Eier und Nudeln dazu und später weitere Produkte von anderen Direktvermarktern aus der Region", erzählt die 26-Jährige, die in Triesdorf Landwirtschaft studiert hat. Inzwischen stehen neben besagten Eiern und Nudeln unter anderem Marmeladen, Honig, Hirse oder diverse Aufstriche im Regal. Abgepacktes Fleisch aus der Haltung und Schlachtung eines Partnerbetriebs sowie Bauernhofeis aus einer Manufaktur in der Rhön befinden sich in der Kühlung. 

Im Sortiment des Ladens befinden sich nicht nur Lebensmittel. Auch handgemachte Karten oder Seife nicht landwirtschaftlicher Verkaufspartner bekommt man aktuell bei den Küberts.
Foto: Felix Hüsch | Im Sortiment des Ladens befinden sich nicht nur Lebensmittel. Auch handgemachte Karten oder Seife nicht landwirtschaftlicher Verkaufspartner bekommt man aktuell bei den Küberts.

Ein kleiner Blick in die Familienhistorie zeigt, wie sich der geschäftliche Fokus des landwirtschaftlichen Hofs mit der Zeit verändert hat. In den 1960er-Jahren siedelten Oma Adelheid und Opa Herrmann aus dem Karlburger Ort aus und verlagerten den Hof an den Pfadweg – zwischen Siedlung und dem heutigen Gewerbegebiet gelegen. Mit der Tierhaltung, besonders den Kühen, wurde es den Eltern von Landwirt Andreas Kübert, Kerstins Mann, damals zu eng.

Etwa sechzig Jahre später haben die Küberts zwar nur noch eine kleine Tierhaltung mit zwei Ziegen und jeweils ein paar Hühnern und Rindern, sind somit aber noch der letzte Tierhaltebetrieb in Karlburg. Ein weiteres Standbein der Familie ist heute neben der Tierhaltung, dem klassischen Anbau von Getreide, Kartoffeln, Mais, Raps, Soja oder Zuckerrüben sowie der Lohnarbeit mit dem Mähdrescher für umliegende Landwirte die Direktvermarktung geworden.

Warenautomat und Hofladen stehen für saisonale Verfügbarkeit

Prominent an der Hofzufahrt platziert, befindet sich seit gut zwei Jahren auch der "Regiomat", der mit einer Auswahl von Produkten bestückt ist, die im Hofladen verkauft werden. Genutzt wird der Automat sowohl von älteren Leuten als auch von Jugendlichen. "Nicht weit von hier stehen die Bauwagen, in denen sich die Jugend aus dem Ort trifft. Da kommen Samstagabend viele vorbei und decken sich mit Chips und Getränken ein", sagt Nadine.   

Der 'Regiomat' steht nun seit gut zwei Jahren direkt am Pfadweg. Er funktioniert wie ein handelsüblicher Snack- oder Getränkeautomat. Genutzt wird er auch von vielen Jugendlichen, die regelmäßig Zeit in den nahegelegenen Bauwagen verbringen.
Foto: Felix Hüsch | Der "Regiomat" steht nun seit gut zwei Jahren direkt am Pfadweg. Er funktioniert wie ein handelsüblicher Snack- oder Getränkeautomat.

Der große Unterschied zwischen dem Regiomat und einem handelsüblichen Snack- oder Getränkeautomaten – ebenso wie zwischen dem Hofladen und einem Supermarkt – ist die saisonale Verfügbarkeit. Wenn man Zwiebeln, Knoblauch, Tomaten oder Zucchini anbietet, gebe es diese Lebensmittel eben nur zu bestimmten Zeiten im Jahr. Wichtig sei den Küberts, dass die Leute den Bezug dazu nicht verlieren.

Um möglichst viele Menschen über die landwirtschaftliche Arbeit und saisonale Besonderheiten zu informieren, sind Nadine und ihre zwei Jahre jüngere Schwester Jasmin, seit vergangenem Jahr Landwirtschaftsmeisterin, seit ein paar Jahren auf Instagram aktiv. "Mich hat es damals gestört, dass viele Halb- oder Unwahrheiten über Landwirte kursieren, wie zum Beispiel, dass wir die Böden kaputtmachen würden. Also wollte ich die Leute aufklären und mit einbeziehen", erklärt Nadine ihre Motivation. Auch sei sie durch die Social-Media-Kanäle von anderen Höfen inspiriert worden.

Instagram gibt Einblick in landwirtschaftliche Prozesse

Der Familienhof Kübert hat mehr als 2000 Follower auf Instagram. Wer die geposteten Storys und Beiträge durchforstet, findet Inhalte, die sowohl andere Landwirte als auch Nicht-Landwirte ansprechen. Einige der Posts erklären Prozesse und Hintergründe aus dem Agrarbereich und zeigen auf, welche saisonalen Besonderheiten eine Rolle spielen. Unter anderem werden Sinn und Zweck einer Frostberegnung oder Familientraditionen wie die Abdeckung mit Folie und Vlies für eine frühe Ernte der Kartoffeln gezeigt.

Anzeige für den Anbieter Instagram Reel über den Consent-Anbieter verweigert

Auf Instagram selber sorgen die Posts in den Kommentarspalten für zunehmend mehr Austausch mit anderen Landwirten. Manchmal bekommen die Küberts das Feedback auch persönlich beim Hofverkauf zu hören. "Viele sagen, dass sie den neuesten Beitrag gesehen haben und sich freuen, einen Einblick zu bekommen, den man normal nicht hat. So würden sie auch verstehen, in welchem Monat welche Arbeiten bei uns anstehen", gibt Kerstin Kübert die Rückmeldungen der Kundschaft wieder.

Töchter werden den Familienhof Kübert weiterführen

Damit neben dem vollen Alltag am Hof noch Zeit für das Filmen, Schneiden und Veröffentlichen von Videos bleibt, bringt sich bei den Küberts jeder mit ein. Arbeiten Andreas, Kerstin und ihre Töchter derzeit noch zu viert am Hof mit, sind es in absehbarer Zukunft vor allem Nadine und Jasmin, die die betrieblichen Zügel in die Hand nehmen. Die beiden sagen von sich selbst, Landwirtschaft zu leben, und freuen sich über eine steigende Frauenquote auf den Höfen. Die berufliche Zukunft stand für sie daher nie zur Debatte. "Wenn man sich die umliegenden Betriebe anschaut, machen das auch immer mehr Frauen. Auch bei mir im Studium war der halbe Kurs weiblich", erzählt Nadine.

Aktuell befinde sich die Familie mitten in den Vorbereitungen für die neue Kartoffelsaison. Die ersten Sorten Frühkartoffeln seien bereits in Kisten und warteten darauf, bald in die Erde gelegt zu werden. "Das Legen und Abdecken kommt dann Mitte oder spätestens Ende Februar und ruck zuck geht es auch mit allem anderen wieder los", freut sich Nadine.

 
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