Wenn nichts mehr dazwischen kommt, können im Sommer die ersten Kaufverträge für die 83 geplanten Doppelhaushälften und Reihenhäuser auf dem Gelände der "Alten Ziegelei" an der Bahnhofstraße in Marktheidenfeld unterschrieben werden. Dann könnte auch die Erschließung des Geländes beginnen. Mitte Februar hat der Stadtrat dem Bebauungsplan für das Wohngebiet zugestimmt.
Das Bauprojekt geht auf die Initiative von Marco Väth zurück, der 2017 das 13 Hektar große Areal gekauft hat. Auf etwa einem Drittel der Fläche, nämlich 4,2 Hektar, soll das Wohngebiet entstehen. Bis vor kurzem war ein Mischgebiet mit Gewerbeansiedlung in Richtung Süden zur Bahnhofstraße hin vorgesehen. Das sei jetzt hinfällig, erklärte Väth bei einem Ortstermin mit dieser Redaktion. Der Unternehmer für Erdarbeiten und Recycling arbeitet mit dem Bauträger Dreger Immobilien mit Sitz in Aschaffenburg zusammen.
Geplant sind 83 Doppelhaushälften und Reihenhäuser auf dem Gelände "Alte Ziegelei"
Auch wenn derzeit der Bauboom nachlässt, ist sich Väth sicher, dass die 83 geplanten Einfamilienhäuser mit verschiedenen Dachformen zügig verkauft werden. "Ich glaube, dass sich die Objekte gut als Finanzanlage eignen und vermietet werden können." Für Familien würden die Häuser im Vergleich zu freistehenden individuell geplanten Wohnhäusern wenig kosten. Denn die 128 Quadratmeter großen Grundrisse sind standardisiert. Dadurch bleiben die Planungskosten niedrig. Erschließungskosten tragen alle Eigentümer gemeinsam, weshalb sie für den Einzelnen günstiger werden.
Anders als noch 2020 vorgesehen, sollen die Häuser mit Erdwärme geheizt werden. Der Stadtrat hatte ursprünglich geplant, einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan für das präzise umrissene Bauprojekt an der "Alten Ziegelei" aufzustellen. Allerdings hätte das zur Folge, dass die Eigentümer später jedes Mal ein Änderungsverfahren anstoßen müssten, wenn sie zusätzliche Bauten, wie etwa ein Carport oder ein Gartenhaus, errichten wollen. Der nun verabschiedete, reguläre Bebauungsplan erleichtere dies, sagte Väth.
Er hat die Fläche, auf der die Häuser entstehen sollen, bereits gerodet. In den Mulden, in denen früher die Fundamente der Ziegelei waren, haben sich kleine Seen gebildet. Sie werden bis zum Sommer mit Erde aufgefüllt und planiert werden.
Zuvor werden die Zauneidechsen, die auf dem Areal beheimatet sind, abgesammelt. Hierfür hat Väth einen ein Kilometer langen Reptilienzaun aufgestellt. Bis Mai sammelt ein Biologe etwa acht Mal die Tiere ein und siedelt sie auf ein nördlich der vorgesehenen Bebauung gelegenes Stück Land um. Auch Haselmäuse leben dort. Für sie wird Väth auf dem buschigen Randgelände zusätzliche Sträucher pflanzen.
Quellbecken, Bachlauf und Laichplätze für bedrohte Gelbbauchunke
Lange bevor Väth die Auflagen zum Naturschutz erhalten hat, ist er selbst tätig geworden: "Ich habe für die Gelbbauchunke ein Biotop mit Bachlauf und Laichplätzen angelegt", sagte der 44-Jährige. Der kleine Froschlurch hat ein auffallendes Fleckenmuster auf der Unterseite und ist auf den Lebensraum Wasser angewiesen. Durch Müll, Dünger und Umweltgifte in Kleingewässern ist die Gelbbauchunke bedroht, heißt es auf der Internetseite des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu).
Er hat im Frühjahr 2018 ein Quellbecken für das Wasser, das aus dem Hang Richtung Altfelder Straße (Alter Graben) austritt, geschaffen. Kurz darauf sei es schon von den Unken besiedelt worden. Ein Bachlauf mit mehreren Laichbecken für die Froschlurche befördert das Wasser weiter zu einem See. Dort scheinen sich auch Wildschweine und Rehe wohl zu fühlen, wie die Spuren am Ufer zeigen.
Ein Stück weiter am Hang oben gibt es Unterschlüpfe für andere Waldtiere und Insekten: In der steilen Erdwand leben Wespen, am Boden haben Dachse ihre Höhlen gebaut und in der Totholzhecke gibt es Igel und andere Tiere. Neben den Biotopen für Tiere sind im Randbereich des Wohngebietes große Grünflächen und ein Spielplatz vorgesehen, erklärte Väth. Er hätte gerne einen Naturlehrpfad angelegt, doch dem hat die Naturschutzbehörde des Landratsamtes nicht zugestimmt. Die Tiere sollten besser nicht durch Besucherinnen und Besucher gestört werden.
"Hätte ich gewusst, was für eine langwierige Sache das wird, wäre ich das Projekt nicht angegangen", sagte Väth im Gespräch. Denn ursprünglich habe er das Areal nur gekauft, um am nördlichen Grundstücksrand einen Platz für Erdaushub zu nutzen. Das habe der Stadtrat abgelehnt.