Der Bedarf ist groß: Auf der Warteliste der Stadt Marktheidenfeld stehen 61 Kinder, für die ein Krippen- oder Kindergartenplatz gesucht wird. Mindestens 30 zusätzliche Krippenplätze werden derzeit laut städtischer Kita-Verwaltung benötigt. Daher prüfte der Stadtrat in seiner Sitzung am Donnerstag, ob mit dem Bau von zwei zusätzlichen Krippenräumen in Modulbauweise beim Kindergarten im Lohgraben kurzfristig der Druck abgebaut werden kann.
Architekt Johannes Hettiger aus Marktheidenfeld stellte die Pläne vor. Die Stadt hätte verschiedene Standorte für zwei Krippenräume geprüft, sagte er, so beispielsweise beim Kindergarten in der Kolpingstraße. Doch da sei zu wenig Platz. Möglich wäre die Anlage aber beim Kindergarten im Lohgraben zwischen Hauptgebäude und Würzburger Straße. Der Bau ließe sich dort entweder quadratisch oder rechteckig anordnen. Stellplätze seien genügend vorhanden.
Die Krippenräume sollen in Modulbauweise angelegt werden, weil sie nicht als Dauerlösung gedacht sind. Hettiger erklärte, dass der Stadtrat die Wahl habe, die Modulanlage zu mieten oder zu kaufen. Der Vorteil eines Kaufs: Die Module könnten dann an anderer Stelle aufgebaut werden, wenn sie am Standort Lohgraben nicht mehr gebraucht werden. Geduld ist aber trotzdem nötig, denn Hettiger schätzt, dass es von der Beschlussfassung an 20 Monate dauern wird, bis die Krippenräume stehen.
Miete oder Kauf die bessere Wahl?
In der Diskussion ging es um die Frage, ob ein Kauf oder eine Miete der Module die bessere Wahl sei. Die Stadträte Helmut Adam (CSU), Martin Harth (SPD) und Ludwig Keller (proMAR) sprachen sich für den Kauf aus, da laut Hettiger die Kosten für die 5-Jahres-Miete laut Hettiger bei circa 450.000 Euro liegen und damit nur wenig unter dem Preis für die Anschaffung der Anlage von 480.000 Euro. Dann müsste sich die Stadt zeitlich nicht festlegen, denn Keller warnte, "nichts ist so langlebig wie ein Provisorium".
Angesichts des Bedarfs mahnte Harth zur Eile. "Wir müssen schnell handlungsfähig werden", sagte er. Einen Beschluss gab es trotzdem nicht. Die Vorstellung diente dem Stadtrat nur zur Information. In einer der nächsten Sitzungen soll über die Krippenräume beschlossen werden.
Begonnen hatte die Sitzung im Stadtrat mit einem kräftigen "Hädefeld Helau". Mit Musik und in bester Stimmung stürmten die Lorbser den Sitzungssaal und machten sich auf die Suche nach Krawattenträgern. Mit einer schwungvollen Polonaise und ein paar lockeren Tänzchen, an denen sich auch die Stadträtinnen und Stadträte beteiligten, verabschiedeten sich die Narren wieder und das Gremium widmete sich der Tagesordnung.
Den Wald gegen den Klimawandel stärken
Auf dieser stand ein Antrag, die Stadt soll sich am Förderprogramm "Klimaangepasstes Waldmanagement" des Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft beteiligen. Ziel ist es, die Anpassungsfähigkeit des Waldes an den Klimawandel zu stärken. Um dabei zu sein, muss ein Kriterienkatalog erfüllt werden. Dieser sei laut Forstbetriebsleiter Wolfgang Netsch ohne wesentliche Änderungen der bisherigen Waldbewirtschaftung erfüllbar, wie er auf der Sitzung erklärte.
Die Stadt müsste allerdings rund 30 Hektar Waldfläche für 20 Jahre stilllegen. Netsch schlägt dafür den Scheuerberg vor. Die Stadt bekommt durch das Programm rund 68.000 Euro im Jahr. Bei einer Laufzeit von 20 Jahren wären das 1,3 bis 1,4 Millionen Euro.
Stadtrat Bernhard Kempf (Freie Wähler) sorgte sich um die Selbstwerber und fragte, ob die durch das Programm eingeschränkt werden. Der ebenfalls anwesende Förster Thomas Vogel antwortete ihm, dass es für jeden Stapelholz geben würde, der das wolle. Es sei aber Geduld gefragt, eine Liste werde abgearbeitet. Die Brennholzabgabe an Selbstwerber, die im Wald das liegengebliebene und noch verwertbare Totholz aufsammeln, wäre aber eingeschränkt, so auch Netsch. Aber 80 Prozent der Interessenten würden nach Polterholz fragen. Mit drei Gegenstimmen stimmte der Stadtrat für die Beteiligung am Förderprogramm.
Bebauungsplan für Ziegeleigelände
Ebenfalls auf der Tagesordnung stand der Bebauungsplan für das "Wohn- und Mischgebiet ehemaliges Ziegeleigelände". Dieser wurde nun gegen die Stimmen der Grünen, der SPD und von Burkhard Wagner (FW) als Satzung beschlossen. Stadträtin Xena Hospes (Grüne) begründete die Ablehnung, weil es sich dabei um ein "ökologisch wertvolles Gebiet" handeln würde. Zudem sei die Verkehrsanbindung über die Bahnhofsstraße fragwürdig. Harth (SPD) kritisierte die Parzellierung der Grundstücke.
Gegen die Änderung des Flächennutzungsplans als Voraussetzung für den Bebauungsplan hatten die beiden SPD-Vertreter nichts einzuwenden. Daher wurde diese Änderung mit 16 zu vier Gegenstimmen angenommen. Christian Koch vom Ingenieurbüro Koch hatte zuvor die Planungsänderungen erklärt. Das Ziegeleigelände soll mit 83 Häusern neuen Wohnraum für viele Menschen bieten.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version stand, dass der Bebauungsplan Ziegeleigelände nur von den Grünen und SPD abgelehnt wurde. Auch Burkhard Wagner (FW) hat jedoch dagegen gestimmt.