Mit 15:3 Stimmen hat der Gemündener Stadtrat am Montag beschlossen, für rund 70 900 Euro über einen Zeitraum von zehn Monaten Gebäudecontainer anzumieten, die übergangsweise als Erweiterung der Kindertagesstätte St. Martin dienen sollen. Beauftragt wird damit die Firma D/M/S aus Friedrichshafen. Bereits im Juli einigte sich der Stadtrat darauf, mindestens für das Kindergartenjahr 2021/22 zusätzliche Räume zur Deckung des aktuellen Bedarfs an Kindergarten-Plätzen zur Verfügung zu stellen. Mittelfristig soll wegen des erhöhten Bedarfs ein neues, größeres Gebäude für die Kita auf dem Sportplatz neben dem Drei-Flüsse-Bad entstehen.
Unterbringen will die Stadt in den Containern zwei Kleinkindergruppen mit jeweils zwölf Kindern. Für rund 20 000 Euro wird die Kindergartenleitung Mobiliar zur Ausstattung der Container anschaffen. Diese Einrichtungsgegenstände kann die Kita laut Sitzungsunterlagen später auch im Neubau weiter verwenden. Aufgestellt werden sollen die Container zwischen Mittelschule und dem jetzigem Kindergartengebäude. Die Herrichtung dieser Fläche soll schätzungsweise noch einmal 5000 Euro brutto kosten.
Freie Wählergemeinschaft übt Kritik
Bei der Anmietung der Container entfallen 25 105 Euro auf einmalige Kosten, während die monatliche Miete der Raumzellen bei 4580 liegt. Eine Verlängerung würde etwa 153 Euro am Tag kosten. Anfang Januar kommenden Jahres soll die beauftrage Firma die Container anliefern.
Gegen die Anmietung stimmten drei die Mitglieder der Freien Wählergemeinschaft. Stadtrat Helmut Aulbach (FWG) begründet seine Entscheidung gegenüber dieser Redaktion damit, dass er und seine Fraktionskollegen sich ein "bisschen hinters Licht geführt fühlen" von der Verwaltung. Als im vergangenen Jahr vier Varianten im Stadtrat vorgestellt wurden, durch die die Kapazität des Kindergartens St. Martin vergrößert werden könnte, habe es geheißen, dass ein Neubau nur "minimal" teurer sei als ein Anbau am bestehenden Kindergarten.
Totes Kapital?
In dieser Schätzung seien jedoch lediglich die Kosten für das Kindergartengebäude selbst enthalten gewesen, so Aulbach. Baukosten für Zufahrt und Parkplatz, die er selbst auf mehrere Hunderttausend Euro schätze, hätten gefehlt. Nicht enthalten gewesen seien bei der Kostenprognose für den Neubau auch die Ausgaben für die Miete der Container. "Das ist totes Kapital." Diese müssten schließlich mindestens für 18 Monate gemietet werden, bis das neue Gebäude fertig ist, glaubt Aulbach. Und danach würden sie wieder abgeholt.
Hätte die Stadt am alten Kindergarten gleich angebaut, hätte solche zusätzlichen Investitionen vermieden werden können, sagt der Gemündener Notfallmediziner. Die Zahlen, die dem Stadtrat bislang vorgelegt worden seien, stellten nicht die "Endsumme" dar, beklagt Aulbach. "Der neue Kindergarten ist die schönste Lösung. Das muss aber auch bezahlbar bleiben. Dass noch Folgekosten kommen, hätte man uns schon sagen müssen."