
Eine Tochtergesellschaft der Gesellschaft für spezialisierte Pflege GmbH & Co. KG, kurz GSP, will das Klosterareal in Neustadt kaufen. Die GSP mit Sitz in Steinfeld betreibt bereits Intensivpflege-Wohngemeinschaften in Marktheidenfeld und Burgsinn sowie laut Internetseite ab August in Ansbach/Mittelfranken. Bis Jahresende soll Neustadt dazukommen. Außerdem gibt es weitere Pläne, das Areal mit seinen fünf Gebäuden zu nutzen.
Darüber haben die beiden Geschäftsführer Thomas Steigerwald und Joachim Nürnberger sowie Bürgermeister Stephan Morgenroth am Mittwoch in der Bürgerversammlung im Pfarrheim informiert. Die Unterschrift fehlt demnach noch, aber die Pläne für die künftige Nutzung des Klosterareals sind weit gediehen und wurden präsentiert. Das Interesse an der Vorstellung war groß: Laut Bürgermeister waren mit circa 150 Menschen doppelt so viele in der Versammlung wie gewohnt.
Im Klostergebäude, in dem die Schwestern wohnten, sollen elf Plätze zur Beatmungsentwöhnung und ein Schlaflabor sowie Dialyseplätze eingerichtet werden. Eine ambulante Intensivpflege-Wohngemeinschaft ist laut den von Steigerwald genannten Plänen dort ebenfalls vorgesehen.
Auch die Verwaltung der Fränkischen Provinz der Dominikanerinnen der Heiligen Katharina von Siena von Oakford, Natal, werde in dem Gebäude bleiben, hieß es in der Bürgerversammlung.
Arzt-Niederlassung im Gespräch
In weiteren Gebäuden soll eine Medizintechnik-Firma mit Schwerpunkt Schlafmedizin, Sauerstoffversorgung, Beatmung sowie eine Physiotherapie-Praxis einziehen. Überlegungen gibt es für barrierefreies Servicewohnen im ehemaligen Frauen- und Männerhaus, für ein Café, einen Selbstbedienungs-Dorfladen und einen Allgemeinmediziner. Zu den Ideen für 2025 und 2026 gehören laut der Präsentation auch fünf Ein-Zimmer-Appartements für Menschen, die in Neustadt übernachten möchten.
Auf Fragen aus dem Publikum, ob es denn realistisch sei, dass sich eine Ärztin oder ein Arzt niederlässt, antwortete Steigerwald, dass es bereits Gespräche gegeben habe. Der Vorteil sei, dass durch die von GSP betreuten Menschen schon ein fester Patientenstamm vorhanden sein werde. Beim Servicewohnen würde GSP Pflegeleistungen anbieten, erläuterte Steigerwald.
Verkäuferinnen sind die Fränkische Provinz der Missionsdominikanerinnen, denen das Haus St. Josef und ein Teil des Geländes gehört, sowie die Caritas, die in Erbbaurecht die weiteren Gebäude und ebenfalls einen Teil der Fläche hält.
Tagesstätte eventuell größer
Da es an Nachwuchs fehlt und das Gebäude für die betagten 13 Schwestern zu groß geworden war, hatte sich der Orden Ende 2022 entschlossen, den Komplex zum Kauf anzubieten. Die Schwestern fanden als Gemeinschaft Anfang 2023 ein neues Zuhause in einer Seniorenresidenz in Kist. Laut Internetseite des Ordens ist das Areal in Neustadt 11.700 Quadratmeter groß und verfügt über 5843 Quadratmeter vermietbare Fläche. Es war für 3,5 Millionen Euro angeboten worden.
Weiter nutzen will die Caritas ihre Räume für die Heilpädagogische Tagesstätte und diese eventuell noch ausbauen, hieß es am Mittwoch. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Versammlung äußerten sich nach der monatelangen Ungewissheit über die Zukunft des Geländes und der Gebäude erfreut und erleichtert über die Pläne. Die Kapelle werde profaniert, das heißt entwidmet oder entweiht, sagte Steigerwald auf Nachfrage aus dem Publikum. Sie könne beispielsweise für Veranstaltungen genutzt werden.
30 bis 35 Arbeitsplätze
Bislang beschäftigt die GSP nach Nürnbergers Angaben 75 Menschen. Das gehe vom Minijob bis zur Vollbeschäftigung, erfuhr die Redaktion auf Anfrage. In Neustadt sollen 30 bis 35 bei der GSP dazukommen. Die Beatmungsentwöhnung werde ein Partnerunternehmen leiten, das sein eigenes Personal hat beziehungsweise einstellt. Nürnberger geht davon aus, dass er genügend Mitarbeitende bekommen wird. Die Schließung des Krankenhauses in Wertheim habe ihm schon einige Bewerbungen von dort gebracht.
Die GSP ist ein ambulanter Pflegedienst für intensivpflichtige Menschen, die 24 Stunden an sieben Tagen die Woche betreut werden müssen. Die Gesellschaft versorge nur Patientinnen und Patienten in ihren Wohngemeinschaften, mache also keine Hausbesuche. Mitarbeitende in diesem Bereich müssten mindestens die dreijährige Pflegeausbildung abgeschlossen haben.