Der Dorfladen in Aura an der Saale (Lkr. Bad Kissingen) hat nach nur zwei Jahren wieder geschlossen, der in Aura im Sinngrund hingegen hält sich weiterhin. Aber auch hier stand der Dorfladen, wie der im anderen Aura 2015 eröffnet, auf der Kippe. "Vor 14 Tagen gab es das Gerücht, dass der Dorfladen zumacht", sagt Irmtraud Heinz-Bacher bei einem Gespräch am Freitagmittag im Café des Ladens. Kundinnen und Kunden seien daraufhin gekommen und wollten noch schnell ihre Gutscheine einlösen.
Heinz-Bacher stellt klar: "Der Dorfladen war nicht pleite, aber die Liquidität war angespannt." Die gebürtige Auraerin, die im nahen Burgjoß (Main-Kinzig-Kreis) wohnt, will als neue Geschäftsführerin in spe nun das Ruder herumreißen. Es soll einen Neustart mit einem neuen Lieferanten und wieder kundenfreundlicheren Öffnungszeiten geben.
Männerstammtisch und Frauenkränzchen treffen sich im Dorfladen
Sie sei selbst seit Jahren regelmäßige Kundin des Dorfladens, erzählt sie und betont, dass dieser nicht nur für die Älteren, sondern für alle in Aura wichtig sei – vor allem auch als sozialer Treffpunkt. Angestellte des Unternehmens Viant Medical, des größten Arbeitgebers im Raum Gemünden, kommen etwa herüber und machen ihre Mittagspause im kleinen Cafébereich.
Freitagfrüh gebe es einen Männerstammtisch und auch ein Frauenkränzchen treffe sich hier regelmäßig. Für Heinz-Bacher war klar, dass der Dorfladen erhalten bleiben müsse. Sie habe deshalb vor längerer Zeit schon einmal signalisiert, dass sie sich engagieren würde. Und nun sei sie vom Dorfladenteam angerufen worden – es wollte gerne auf das Angebot zurückkommen, erzählt Irmtraud Heinz-Bacher. Als Rentnerin habe sie die Zeit für ehrenamtliche Aufgaben.
"Der Dorfladen hat durch Corona gelitten", erzählt sie. Auch die Schließung der nagelneuen Sparkassen-Filiale daneben sei vor zwei Jahren ein Dämpfer gewesen. Zudem habe es Schwierigkeiten mit dem Lieferanten gegeben. Der Dorfladen hatte zuletzt nur noch vormittags geöffnet. Da der jetzige Geschäftsführer Manfred Brasch aus Altersgründen aufhören will, habe sie sich bereit erklärt Verantwortung zu übernehmen. "Ich bin da gern in die Bresche gesprungen."
Denn dass der Dorfladen, der als Unternehmergesellschaft (UG) geführt wird und für den Auraer und Auraerinnen 2014 als Kapitalstock Anteile im Wert von 32.000 Euro zeichneten, womöglich wirklich zumachen müsste in nächster Zeit, so weit dürfe es nicht kommen.
Heinz-Bacher hat Kontakt zu anderen Dorfläden aufgenommen
Sie habe zwar mit ihrem Mann eine Firma in der Veranstaltungsbranche geführt, die etwa für die Licht- und Tontechnik der bekannten Partyband "Jukebox" verantwortlich war, aber mit dem Warensystem eines Vollsortimenters, der Klopapier genauso im Angebot hat wie Dosenmais und Hundefutter, kenne sie sich nicht aus, räumt Heinz-Bacher ein. Deshalb habe sie schon Kontakt zu anderen Dorfläden aufgenommen. So habe ihr der gerade erst wieder ausgezeichnete Dorfladen in Wiesenfeld Unterstützung angeboten.
Mit einem neuen Lieferanten soll es neue Produkte zu einem guten Preis geben, kündigt sie an. Demnächst soll ein offizieller "Neustart" gefeiert werden. Das Sortiment mit regionalen Produkten, wie etwa Nudeln und Honig aus Aura, Bäckerwaren aus Burgsinn und Mittelsinn, Fleischwaren aus Lohrhaupten, Eiern aus Lohr und Senf aus Arnstein, soll erhalten bleiben. Es sei doch eine gute Sache, wenn das Geld in der Region bleibe.
Gerade für ältere Menschen ist es eine Erleichterung, dass der Dorfladen offen bleibt
Die langjährige Geschäftsführerin Helga Blum, die ihr Amt bis vergangenes Jahr innehatte, sagt auf Anfrage: "Es ist sehr, sehr wichtig, dass es weiterläuft." Die Leute müssten natürlich auch weiterhin dort einkaufen. Sie könne sagen, dass das Amt einer Geschäftsführerin viel Arbeit bedeute, und fände es gut, wenn es, wie bei anderen Dorfläden, mehr ehrenamtliche Unterstützung gäbe. Wolfgang Blum, ihr Mann und zugleich Bürgermeister in Aura, freut sich ebenfalls: "Es ist schön, dass es weitergeht." Für das Dorf sei der Laden wichtig, er selbst habe seinerzeit zu den Antreibern gehört.
Fritz Reichert und seine Frau Erna sind erleichert, dass es weitergeht. "Die Älteren haben keine andere Möglichkeit, wo einzukaufen." Viele kämen mit dem Rollator zum Dorfladen, so Fritz Reichert. Wenn es nötig sei, würde Älteren der Einkauf auch nach Hause gebracht. Das Ehepaar selbst kauft für mindestens 120 bis 150 Euro im Monat im Dorfladen ein.
Irmtraud Heinz-Bacher sucht nach weiterem Personal für den Dorfladen
"Alle Kunden finden gut, dass es weitergeht", sagt denn auch Verkäuferin Jessy Reusch. Sie ist eine von derzeit gerade mal noch zwei Angestellten. Nach Meinung von Irmtraud Heinz-Bacher seien künftig, wenn der Laden zumindest tageweise auch wieder nachmittags öffnen soll, mindestens drei oder vielleicht sogar vier nötig. Man sei auf Personalsuche. "Der Dorfladen würde sich auch über ehrenamtliche Unterstützung freuen." Sie selbst habe für ihr Engagement für ihren Heimatort bislang nur positives Feedback bekommen.
Noch-Geschäftsführer Manfred Brasch, der übergangsweise das Zepter in der Hand hatte, sagt: "Es war sehr eng finanziell." Aber jetzt sei er guter Dinge. Er möchte seine Nachfolgerin noch einarbeiten und ihr alles zeigen, bevor er im Frühling sein Amt abgeben wolle.