zurück
Gemünden
Nach Protest: Wie geht es weiter mit Solarpark in Harrbach?
Der Stadtrat will eine Photovoltaik-Anlage bei Harrbach ermöglichen. Zuvor wehrten sich Adelsberger mit einer Unterschriftenaktion. Doch waren sie damit erfolgreich?
Auf einer Lichtung oberhalb von Harrbach soll eine Photovoltaikanlage entstehen. Im Hintergrund ist Adelsberg zu sehen. 
Foto: Björn Kohlhepp | Auf einer Lichtung oberhalb von Harrbach soll eine Photovoltaikanlage entstehen. Im Hintergrund ist Adelsberg zu sehen. 
Corbinian Wildmeister
Corbinian Wildmeister
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:24 Uhr

Schon bei einem Ortstermin im Juli sorgten die Pläne für einen Solarpark auf einer Lichtung oberhalb von Harrbach für Widerstand und Aufregung. In Adelsberg sammelten Bürger später sogar 174 Unterschriften gegen das Projekt, weil sie fürchteten, dass die Solarmodule ihre Aussicht ruinieren könnten. Dennoch hat sich der Gemündener Stadtrat in seiner Sitzung am Montag für die Photovoltaik-Anlage ausgesprochen. Mit jeweils einer Gegenstimme hat das Gremium der Änderung des Flächennutzungsplanes zugestimmt und sich dafür entschieden, einen vorhabensbezogenen Bebauungsplan aufzustellen.

Dabei hat der Protest aus Adelsberg offenbar doch Wirkung gezeigt. Die Projektgesellschaft Südwerk aus Burgkunststadt (Oberfranken) hat sich nämlich dazu entschieden, einen Teil der angedachten Flächen aus ihrer Planung herauszunehmen. Wie Peter Interwies, Mitarbeiter des städtischen Bauamtes, auf Nachfrage dieser Redaktion mitteilt, handelt es sich um knapp 78 000 Quadratmeter, die nun frei von Solarmodulen bleiben sollen. Übrig ist eine Fläche von rund zehn Hektar für die Freiflächen-Photovoltaikanlage. 

Sorge der Adelsberger war ein Hauptgrund für die Planänderung

Vom Maintal aus sei die Anlage durch die Verkleinerung gar nicht zu erkennen, erklärte Projektentwickler Thomas Jungkunz. Und von Adelsberg aus sehe man die Solarmodule nicht mehr im gleichen Maße, wie es bei der ursprünglichen Planung der Fall gewesen wäre. "Und was zu sehen ist, ist von hinten zu sehen", ergänzt Peter Interwies. Da die Module nach Süden ausgerichtet sind, blickt man von Adelsberg aus lediglich auf die Rückseite der Photovoltaik-Anlage. Demnach blenden die Solarmodule die Adelsberger auch nicht.

Die Sorge der Adelsberger um ihre Aussicht, sei einer der Hauptgründe für die Verkleinerung der Fläche gewesen, sagt Jungkunz gegenüber dieser Redaktion. Darüber hinaus habe Südwerk damit gerechnet, dass sich das Landratsamt später in der Planung ohnehin dafür aussprechen könnte, dass das "Landschaftsbild vom Main aus gesehen" geschützt werden müsse. Ein weiterer Vorteil der kleineren Fläche: Die Harrbacher Jagdgenossenschaft kann eigenständig bleiben, weil sich ihr Revier durch den Solarpark nicht verkleinert.

Nach Protest: Wie geht es weiter mit Solarpark in Harrbach?

Doch sind mit dieser Lösung nun alle glücklich? "Wir sind mit dem Standort nicht zufrieden", sagt  Werner Michler, der die Unterschriftenaktion gegen das Projekt initiierte. Bei ihm habe sich niemand mehr gemeldet, nachdem er die Unterschriften eingereicht hatte. Die neuen Planungen kenne er nicht; in der Stadtratssitzung am Montag war er ebenfalls nicht. Und doch hält der Adelsberger an seiner Meinung fest: Die Anlage würde man von seinem Stadtteil aus immer sehen.

"Grundsätzlich ist es der bessere Weg, wenn man sich mit Bürgern verständigt", sagt Peter Interwies über die Entscheidung von Südwerk. An einem gewissen Punkt sei das Allgemeinwohl aber auch wichtiger als das Eigenwohl. Die Aussicht sei zwar schön, aber es stelle sich auch die Frage, ob sie schützenswert ist. Aus Perspektive der Verwaltung sei das eher zu verneinen. Außerdem müsse man den Faktor der Wirtschaftlichkeit betrachten. Je größer die bewirtschaftete Fläche ist, desto besser, erklärt der Mitarbeiter des Bauamts. Wenn es für die Firma aus Oberfranken aber auch so geht, spreche nichts dagegen, so Interwies.

Hat Karlstadt ein besseres Angebot erhalten?

Die Südwerk Projektgesellschaft will rund 5,7 Millionen Euro in den Solarpark bei Harrbach investieren. Dieser könne dann eine Strommenge von 9 384 000 kWH pro Jahr erzeugen. Mit der Anlage soll es möglich sein, rund 2900 durchschnittliche Haushalte mit Elektrizität zu versorgen. Mindestens 20 Jahre lang soll die Anlage in Betrieb sein. Ein Baubeginn ist für 2022 vorgesehen.  

Wie Jungkunz in der Stadtratssitzung erklärte, würden mindestens 70 Prozent der Gewerbesteuer nach Gemünden fließen. Robert Lampert (CSU) merkte an, dass die Firma Südwerk in Karlstadt ein ähnliches Projekt plane und dort zugesichert habe, dass die Stadt durch die Einrichtung eines Betriebssitzes sogar 100 Prozent Gewerbesteuer erhält. Diese Abmachung wünschte sich Lampert auch für Gemünden. Bürgermeister Jürgen Lippert sieht das ähnlich: "Was für eine Nachbarkommune gilt, sollte auch für uns gelten." Auf Karlstadter Gemarkung sind allerdings derzeit Anlagen von insgesamt 50 Hektar Größe im Gespräch.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Gemünden
Corbinian Wildmeister
Baubehörden
Bebauungspläne
Bürgermeister und Oberbürgermeister
CSU
Jürgen Lippert
Oberfranken
Pläne
Stadträte und Gemeinderäte
Strommengen
Stromtechnik
Städte
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top