In Harrbach könnte ein großer Solarpark entstehen. Insgesamt rund 17 Hektar Brachflächen, Wiesen und Äcker hat die Photovoltaik-Projektgesellschaft Südwerk aus Burgkunstadt (Oberfranken) im Auge. Der ein oder andere mag sich jetzt wundern, wo bei Harrbach eine solch große Fläche frei ist. Diese liegt gut versteckt oberhalb im Wald an der Ortsverbindungsstraße nach Wiesenfeld. Fast alle Grundstückseigentümer zeigen sich offen dafür, hieß es am Montag im Gemündener Stadtrat bzw. im stattdessen tagenden Haupt-, Finanz- und Personalausschuss.
Fast die komplette idyllische Lichtung zwischen zwei ICE-Tunneln der Schnellfahrstrecke Würzburg–Hannover ist für die Freiflächen-Photovoltaik-Anlage vorgesehen. Auf sie aufmerksam wurde die 2016 gegründete Firma Südwerk laut ihrem Projektentwickler Thomas Jungkunz durch eine Suche am Computer auf Online-Kartenmaterial. Nachdem das Unternehmen die sanft nach Osten abfallende Fläche entdeckt hat, wurden die Eigentümer kontaktiert.
Nur der Eigentümer eines etwa einen Hektar großen Ackerstreifens mitten in der geplanten Anlage möchte wohl auf seinem Grundstück keine Solarmodule, so Jungkunz. Bei einer weiteren Fläche sei man sich auch noch nicht einig. "Es würde das Projekt nicht gefährden, wenn diese Flächen nicht dabei wären." Stadtrat Gerhard Thumes (FWG) wollte wissen, ob der Eigentümer des Ackerstreifens, um den herum dann Module stehen könnten, dann nicht "ausgehungert" werde. "Nein", versicherte der Projektentwickler.
Bürgerbeteiligung ist geplant
Zunächst einmal Gemündener Bürger könnten sich in Form von 1,5 bis 2,5 Prozent verzinsten Sparbriefen in Höhe von 400 bis 500 Euro an dem 10-Millionen-Euro-Projekt beteiligen. Rund 820 000 Euro Erlös soll die Solaranlage im Jahr erbringen. Mit einer Spitzenleistung von 16 MWp könnte sie so viel Strom wie fünf Windräder liefern, führte der Projektentwickler aus. Das würde für 5100 Haushalte reichen. Im Jahr könnten so etwa 16,3 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt werden. Anlagen der Gesellschaft sollen 30 Jahre lang laufen, informierte der Gast aus Oberfranken. Die Stadt Gemünden hätte von der Anlage mindestens 70 Prozent der anfallenden Gewerbesteuer, was in 20 Jahren etwa 400 000 Euro ausmachen würde.
Die Südwerk-Projektgesellschaft hat laut Jungkunz vergangenes Jahr rund 120 Hektar an derlei Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen umgesetzt. Die Anlage in Harrbach ist für sie eine mittelgroße. Dafür würden keine Betonfundamente benötigt, sondern die kristallinen Module auf in den Boden gerammte Stahlprofile in den Boden gerammt. "Die Versiegelung vor Ort ist auf ein Minimales reduziert", versicherte der Firmenvertreter. Man sei bestrebt, örtliche Firmen, etwa beim Grasmähen, einzubinden, die Aufstellung der Module übernähmen aus Kostengründen aber osteuropäische Firmen.
Umspannwerk bei Gambach ist nicht weit
Der Weg, der zwischen den Ackerflächen hindurch führt, ist womöglich ein Rettungsweg für die Deutsche Bahn und soll erhalten bleiben. Die Feldwege auf der Lichtung sind überplant. Der Stromertrag soll zum Einspeisen ins Stromnetz per Kabel unter dem Main hindurch zum neuen Umspannwerk der Bayernwerk AG bei Gambach, nahe der Harrbacher Schleuse, geleitet werden. Um die Anlage herum soll ein zwei Meter hoher Zaun mit Übersteigschutz errichtet werden.
Stadtrat Matthias Risser (CSU) wies auf die Nähe zur ehemaligen Harrbacher Burg hin und darauf, dass auf der Fläche gegebenenfalls eine archäologische Fundstelle liege. Das Unternehmen arbeite öfter mit archäologischen Grabungsfirmen zusammen, antwortete Jungkunz.
Bürgermeister Jürgen Lippert steht der geplanten Anlage positiv gegenüber. "Wir wollen niemandem etwas aufdrücken." Lippert regte vor einer Entscheidung des Stadtrats einen Vor-Ort-Termin auf der betreffenden, von Adelsberg aus zu sehenden Fläche an. Für die Anlage ist ein bauleitplanerisches Parallelverfahren für die Änderung des Flächennutzungsplans und der Aufstellung eines Bebauungsplans notwendig. Die Firma Südwerk geht von einem Baubeginn Ende 2021, "eher 2022" aus.