Ein Großbrand hat vor knapp eineinhalb Jahren das Sägewerk der Familie Hilpert in Massenbuch zerstört. Die wichtigsten Maschinen und der Stapler wurden ebenfalls ein Raub der Flammen. Inzwischen haben Erich Hilpert und sein Sohn Jonas gebrauchte Geräte als Ersatz gekauft. Es soll weitergehen – Jonas, 25, der als Bester die Meisterschule in Rosenheim abgeschlossen hat, will übernehmen. Seit Mitte vergangenen Jahres läuft die neu beschaffte Gattersäge. Der Rohbau der Halle für sie steht schon, eine zweite soll auf der anderen Seite des Geländes entstehen. Und in den nächsten Tagen soll die neue Hackschnitzelheizung für das Wohnhaus kommen und die seit dem Brand genutzte Not-Ölheizung ersetzen.
Momentan ist die Arbeit der Hilperts eine ziemliche Schinderei. "Normalbetrieb ist es noch keiner", sagt Erich Hilpert, 63. Es ist noch viel körperliche Arbeit beim Herumheben der Stämme und Bretter nötig. Die Bretter müssen dann nach unten in die Scheune gebracht werden, wo sich derzeit auf sehr beengtem Raum die Hobelmaschine und der Säumer, der etwa Latten schneidet, befinden. Die Bulldogs müssen deshalb momentan im Freien stehen. Nach nur zehn Brettern in der Hobelmaschine muss der Container mit den Spänen ausgeleert werden.
Hinzu kommt die Doppelbelastung mit dem Wiederaufbau des Sägewerks. "Wir waren sehr viel damit beschäftigt, erstmal alles wegzureißen", sagt Jonas Hilpert. "Das geht schon an die Substanz." Weil nicht alles versichert war, bezahlt auch die Versicherung nur einen Teil des Schadens. "Sonst würde da jetzt eine neue Gattersäge stehen", sagt er. Deshalb machen die Hilperts auch so viel wie möglich in Eigenleistung. Für die neue Halle über der Gattersäge konnten Mauern der abgebrannten Halle verwendet werden, mussten aber teils von ihnen mühselig aufgemauert werden.
Das abgebrannte Sägewerk durfte nicht einfach so wieder aufgebaut werden
Andere Mauern an der Grenze zu den Nachbarn mussten zum Teil weg, weil die neue Halle nicht mehr so nah an die Grenze gebaut werden durfte. Beim Abbruch der Mauern und beim Abgraben des Gartens, der jetzt als Rangierfläche benötigt wird, hat an zwei Tagen auch der Verein "Katastrophenhilfe Untermain" aus Waldaschaff mit Gerät geholfen.
Die Überlegung habe es schon gegeben, ob sie das Sägewerk überhaupt wieder aufbauen sollen. Aber kurz zuvor hatte Sohn Jonas mit der Meisterschule begonnen. Und erst im Jahr davor war er nach einem dualen Studium zum Wirtschaftsingenieur voll im Familienbetrieb eingestiegen. Der Knackpunkt war schließlich, ob ein Neubau genehmigt würde. Die Halle an der Stelle der abgebrannten durfte aus Brandschutzgründen nicht mehr so groß werden. Derzeit warten sie auf die Genehmigung für die zweite Halle. Dass die Hallen weit auseinander liegen werden, habe die Versicherung aus Brandschutzgründen sehr begrüßt.
Die alte Säge hätte vermutlich noch funktioniert
Als sie selbst nichts sägen konnten, haben sie bei umliegenden Sägewerken sägen lassen. Auch Restbestände hatten sie noch. Bis der Rohbau der ersten Halle stand, hatten sie mit der neuen Gattersäge nur arbeiten können, wenn es nicht regnete. Denn die Säge hatte lange nur ein provisorisches Dächlein. Und bei starkem Regen sei Wasser in den Keller gelaufen.
Die jetzige Gattersäge ist sogar älter, aber baugleich mit der Vorgängerin. Da das Fundament unbeschädigt war, konnte die neue, die zuvor bei einer Zimmerei in Geiselwind stand, einfach daraufgesetzt werden. Rahmen und Grundgestell der Säge seien sehr stabil, sagt Jonas. Sie könnte mit eventuell anfallenden Reparaturen noch Jahrzehnte laufen.
Vater Erich hätte gern die alte behalten. Aber ihnen sei von einer Reparatur abgeraten worden, weil sich beim Brand vielleicht doch irgendwo ein nicht sichtbarer Haarriss gebildet haben könnte.
Über fehlende Aufträge können sich die Hilperts nicht beschweren. "Die Nachfrage ist gut", sagt Erich Hilpert. Ihr Vorteil ist, dass sie viele Privatkunden haben. Sohn Jonas berichtet, dass sie die schwierige allgemeine wirtschaftliche Lage bei Geschäftskunden aber schon spüren.
Das Massenbucher Sägewerk ist ein kleiner Fisch
So kleine Sägewerke wie ihres gebe es immer seltener. In der Meisterschule sei er mit Abstand der kleinste gewesen, sagt Jonas Hilpert. Große Sägewerke "sägen in einer Schicht so viel wie wir in einem Jahr". Für ihre Zwecke sei eine Gattersäge effizienter, außerdem leichter zu warten. Sie hätten ihre Nische mit vor allem Douglasie gefunden. Die sei bisher recht robust gegenüber Schädlingen und Trockenheit.
Wenn die zweite Halle hoffentlich Ende des Jahres steht, sollen dort Säumer und Hobelmaschine hinein. Die seit vier Wochen stehende Halle mit der Gattersäge soll auch einen Kran bekommen und hinter der Säge Rollen, die die Bretter automatisch weitertransportieren.
"Perspektivisch brauche ich einen Mitarbeiter", sagt der 25-Jährige. Einstweilen ist aber Vater Erich noch voll dabei. Auch damit die Arbeit für einen Mitarbeiter attraktiv ist, möchte Jonas Hilpert mehr auf Mechanisierung setzen.