
Fünf selbsternannte Geisterjäger aus Thüringen hatten im Juli eine 200 Kilometer weite Anreise unternommen, um in der Alten Schutzengelkirche in Gräfendorf (Lkr. Main-Spessart) eine "paranormale Ermittlung" durchzuführen. Ein Hobby, für das die Gruppe aus Gotha neben langer Fahrtwege auch tausende Euro in ihre technische Ausstattung investiert. Geräte, die Geister hör- und sichtbar machen sollen und ihnen damit eine Kontaktaufnahme ermöglichen.
"Kokolores", schreibt ein Leser und trifft damit den Reaktionen auf den Artikel nach offenbar die Meinung der Mehrheit, die für die Beschäftigung mit dem Übernatürlichen kein Verständnis hat. Aber woher rührt diese Ablehnung? Was hat es mit dem "Ghosthunting", wie die "Geisterjagd" auch im deutschsprachigen Raum bezeichnet wird, eigentlich auf sich und wann kann das Hobby auch zur Gefahr werden? Antworten darauf hat Bernd Harder. Der 58-Jährige ist Chefreporter bei der Zeitschrift "Skeptiker" der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) und hat selbst bereits "Ghosthunter" bei der Arbeit begleitet.
Was hat es mit dem Phänomen des Ghosthuntings auf sich?
Das Ghosthunting als Freizeitbeschäftigung hat seine Wurzeln in den USA. Verantwortlich dafür, dass das Thema ab 2004 auch Anhänger in Deutschland gefunden hat, sind laut Bernd Harder Fernsehformarte wie die TV-Serie "Ghost Hunters". Nach deren Vorbild suchen die Ghosthunter-Gruppen angebliche Spukorte auf, um dort mit dem "Übernatürlichen" in Kontakt zu treten. Eine Vielzahl technischer Geräte soll dazu dienen, diese "übernatürlichen" Befunde zu dokumentieren.
Wie verbreitet ist das Ghosthunting in Deutschland und erlebt die Szene Zulauf?
Die Szene hat sich in Deutschland sehr schnell entwickelt und ist ständig im Umbruch. Es herrscht eine hohe Fluktuation in Bezug auf die Teams und ihre Mitglieder. Laut einer wissenschaftlichen Recherche von Sonja Nowara und Gerhard Mayer bestanden 2023 in Deutschland mindestens 58 Ghosthunter-Teams. Ohne die dort mit eingerechneten "Show-Teams", bei denen nicht die Untersuchungen, sondern die Unterhaltung einer Fanbase im Vordergrund steht, zählt Harder etwa 30 Teams, deren Mitgliederzahl von einer bis zehn oder mehr Personen variiert.

Wie ist der Einsatz von Geräten zur Untersuchung unerklärlicher Phänomene zu bewerten?
Harder zitiert hier den amerikanischen Skeptiker Dr. Joe Nickell, der unerklärliche Phänomene mit wissenschaftlicher Methodik untersucht und hinterfragt. Er rät von der Nutzung technischer Gerätschaften ab, da diese nicht dafür entwickelt worden seien und nicht nachgewiesen sei, dass sie für solche Untersuchungen überhaupt geeignet seien.
Dass die Ghosthunter, wie auch am Beispiel von Gräfendorf, dennoch auf eine umfangreiche technische Ausstattung setzen, geht für Harder auf die amerikanische Technikbegeisterung zurück. Nach dem Motto: Was ein kompliziertes Messgerät misst, muss auch irgendwie aussagekräftig sein. Das ist es seiner Einschätzung nach jedoch nicht, da keiner sagen kann, ob es Geister überhaupt gibt und wenn ja, welche Eigenschaften sie haben und ob man diese messen kann.
Sind in dem Feld auch Betrüger unterwegs?
Betrügerische Absichten spielen bei den Ghosthuntern nach Harders Einschätzung keine oder kaum eine Rolle. Das heißt nicht, dass die einzelnen Teams bei ihren Ermittlungen einer nachvollziehbaren, wissenschaftlichen Methodik folgen würden. Nickell beschreibt etwa den Fall, dass Untersuchungen mit der gewünschten Antwort beginnen und dann rückwärtsgewandt die "Belege" dafür erarbeitet werden. Die passenden Versatzstücke würden behalten, die unpassenden verworfen. Also genau die umgekehrte Vorgehensweise wie die eines Wissenschaftlers, der zuerst die Fakten ordnet und dann eine Schlussfolgerung daraus zieht.

Was irritiert die Menschen an der Freizeitbeschäftigung Ghosthunting?
Harder führt dafür zwei mögliche Erklärungen auf. Während zum Beispiel religiöse Menschen durch die Praxis das kirchliche "Monopol" auf Geisterglaube und Jenseitsvorstellungen angegriffen sehen könnten, halten andere die Ghosthunter für Spinner und ihr Hobby demnach für reine Zeitverschwendung.
Wann kann Ghosthunting auch eine Gefahr darstellen?
Bedenklich sind für Sonja Nowara laut ihrer Veröffentlichung speziell Ermittlungen in Privathaushalten. Nowara betreibt selbst Ghosthunting. Ihrer Erfahrung nach können "Geistersichtungen" von Privatpersonen auch psychopathologische Hintergründe wie zum Beispiel Schizophrenie haben. Da ihres Wissens jedoch in keiner deutschen Ghosthunting-Gruppe ein Mitglied mit psychologischer Ausbildung aktiv sei, bestehe in solchen Fällen leicht die Möglichkeit, durch unsensibles Vorgehen die Psyche der Betroffenen zusätzlich zu belasten. Das Ghosthunting als Freizeitbeschäftigung sollte sich ihrer Meinung nach daher auf Bereiche konzentrieren, in denen keine Menschen Schaden nehmen können.
Aber darüber muß die MP auch nicht seitenweise berichten.
Insofern wundere ich mich, daß diese unsinnige Thema nochmal aufgewärmt wird.