
423 Unterschriften umfasste die Liste, die Mittelsinns Bürgermeister Dirk Schiefer in der jüngsten Gemeinderatssitzung am vergangenen Dienstag überreicht wurde. Knapp die Hälfte der Einwohnerinnen und Einwohner und etwa zwei Drittel der Wahlberechtigten der kleinen Sinngrundgemeinde hatten darin die Forderung unterschrieben, dass die Gemeinde das zum Verkauf stehende Anwesen in der Hauptstraße 23 erwerben und damit vermeiden soll, "dass ein Investor dieses als Unterkunft für Asylbewerber nutzt."
Ein deutliches Votum, dem sich der Gemeinderat im nichtöffentlichen Teil der Sitzung umgehend anschloss. "Die Immobilie wird gekauft, das ist Fakt", bestätigt Bürgermeister Schiefer auf Anfrage dieser Redaktion. Ob an dem behaupteten Investoreninteresse und der Möglichkeit einer Asyl-Unterkunft etwas dran war, weiß Schiefer nicht. Der Besitzer der Immobilie habe ihm bei einem Besichtigungstermin am Tag vor der Gemeinderatssitzung lediglich erklärt, dass es außer der Gemeinde noch andere Interessenten gebe.
Es gibt bereits Ideen, wofür die Gemeinde das Gebäude nutzen könnte
Den gemeinsamen Termin mit seinen Ratskolleginnen und -kollegen hatte der Bürgermeister in Reaktion auf die grassierende Unterschriftenliste angeregt, "weil man will ja wissen, worüber man spricht". Der Gebäudekomplex – an das Wohnhaus schließt sich noch ein Hof inklusive eines ehemaligen Kuhstalls an – sei nach Schiefers Ansicht in gutem Zustand, die Wohnungen, von denen eine vermietet ist, intakt. Abgeschlossen sei der Kauf noch nicht, wie viel die Immobilie die Gemeinde kosten wird, wollte Schiefer nicht bekannt geben.
Ein möglicher Nutzen des Ankaufs liegt für den Bürgermeister mit Blick auf die Aufteilung des Hauptgebäudes in mehrere Wohneinheiten auf der Hand: Sollten Mieter des sanierungsbedürftigen gemeindlichen Mietshauses am Schulplatz 1 in der Bauphase keine andere Lösung finden, könnten sie nun dort unterkommen. Außerdem böte das Grundstück die nötige Fläche, um den örtlichen Bauhof dorthin zu verlegen. Nicht uninteressant ist auch die direkte Lage am Mittelsinner Festplatz – eine Umnutzung des ehemaligen Kuhstalls für den dortigen Festbetrieb: nicht ausgeschlossen. Beraten wolle man darüber in einer der nächsten Sitzungen.

Zuzug weiterer Geflüchteter könnte die Gemeinde an ihre Belastungsgrenze bringen
Doch auch wenn zunächst kein Nutzen für das Gebäude gefunden würde, stimmt Schiefer mit dem Anliegen der Initiatorin der Unterschriftenliste, die namentlich nicht genannt werden möchte, überein: Mittelsinn habe "sein Soll erfüllt". Mit über 50 Geflüchteten beherbergt das Dorf laut dem Bürgermeister im Verhältnis bereits jetzt mehr als die meisten anderen Kommunen im Landkreis.
Das habe auf Dauer auch den einst gut funktionierenden Mittelsinner Helferkreis überfordert und der habe seine Arbeit eingestellt. Konkrete Ansprechpartner haben die Geflüchteten vor Ort seitdem in erster Linie in Form einer unregelmäßig stattfindenden Sprechstunde der Caritas, die Schiefer über das Landratsamt organisiert hat.
Er habe absolut nichts gegen die hier lebenden Geflüchteten, die sich anständig verhielten, betont Schiefer, "aber es wäre schon eine zusätzliche Belastung für die Dorfgemeinschaft, wenn jetzt noch mehr kommen würden." Wenn die Gemeinde etwa bei der Versorgung zusätzlicher Kinder im Kindergarten an ihre Belastungsgrenze käme, wäre aus seiner Sicht niemandem geholfen.