Eine Erhöhung der Abfallgebühren um durchschnittlich 16 Prozent zu beschließen, empfiehlt der Ausschuss für Umwelt und Nachhaltigkeit dem Kreistag Main-Spessart. Dabei geht es vor allem um die Müllabfuhr. Nach vier Jahren mussten die Gebühren turnusmäßig neu kalkuliert werden. Grundsätzlich müssen sie kostendeckend sein, dürfen also weder Gewinne noch Verluste erwirtschaftet werden.
Die Ziel wurde seit 2020 nicht erreicht, vielmehr gab es eine Kostenüberdeckung von rund 4,2 Millionen Euro. Wie Günther Eder vom Bayerischen Kommunalen Prüfungsverband, der per Videokonferenz zugeschaltet war, erklärte, ist das vor allem der geschickten Vermarktung des Altpapiers zu verdanken. Der Landkreis nutzte die Hochpreisphase während der Corona-Pandemie in den Jahren 2020 und 2021. In der "Klopapierkrise" wurden für eine Tonne Altpapier zeitweise über 200 Euro bezahlt.
Preise für Altpapier sind bei etwas über 60 Euro je Tonne stabil
Inzwischen sind die Preise allerdings bei etwas über 60 Euro je Tonne stabil, auch wegen der gestiegenen Energiepreise aufgrund des Ukraine-Krieges. Die Papierindustrie nutzt vor allem Erdgas. Dass der Altpapiermarkt die Kalkulation beeinflusst, macht deutlich, dass mit den Restmüllgebühren weit mehr finanziert wird als die Abfuhr der grauen Tonnen. Nämlich vor allem die Bereiche Altpapier, Bioabfälle, Sperrmüll, Problemabfallsammlungen und die Kreismülldeponie. Positiv wirkt sich auch der höhere Wert der in der Müllverbrennungsanlage im Gemeinschaftskraftwerk Schweinfurt erzeugten Fernwärme aus.
Aus dem Jahr 2019 waren in die bisherige Gebührenkalkulation rund 2,5 Millionen Euro als Guthaben übernommen worden. In der Nachkalkulation gab es 2020 und 2023 negative Ergebnisse von zusammen rund 566.000 Euro, dazwischen positive von 2,1 Millionen Euro. Insgesamt kommt der Überschuss den Gebührenzahlern mit einer guten Million Euro im Jahr zugute.
Höhere Kosten lassen Gebühren steigen
Dass die Gebühren dennoch steigen, liegt an höheren Kosten – für Personal, Preisgleitklauseln in Verträgen nach europaweiten Ausschreibungen oder neuen Kosten bei der Müllverbrennung. Hier steht etwa eine CO2-Abgabe im Raum. Waren im aktuellen Kalkulationszeitraum rund 33 Millionen Euro an Gebührenbedarf anzusetzen, sind es nun über 39 Millionen, was eine Erhöhung der Gebühren um rund 16 Prozent erfordert. Diese bezeichnete Martin Oppmann, Leiter der Abfallwirtschaft Main-Spessart, als nicht ungewöhnlich im Vergleich zu anderen Landkreise. Insgesamt habe sich das Niveau seit 2006 kaum geändert.
Die Kreismülldeponie schlägt in den Gebühren für die Müllabfuhr mit rund 1,4 Millionen Euro zu Buche. Bis 2026 werden der Sonderrücklage für Rekultivierung und Nachsorge jährlich 470.000 Euro zugeführt. Eine solche Zuführung ist nur während der Nutzungsdauer erlaubt, die planmäßig 2026 endet. Die Nachsorge geht über mindestens 30 Jahre und zehrt die fast 24 Millionen Euro Rücklage rechnerisch restlos auf.
Normalgebühr wird um 30 Euro teurer
Weitere Kosten (2024 bis 2027) sind 3,9 Millionen Euro für Personal, 5,5 Millionen Euro für Verwertung, 21,4 Millionen Euro für die Abfuhr, 9,6 Millionen Euro für Müllverbrennung und 2,2 Millionen Euro für Verwaltung.
Das bedeuten die Erhöhungen konkret: Die 120-Liter-Tonne (Normalgebühr) wird 30 Euro teurer und kostet im Jahr dann 220 Euro. Bei kleineren Haushalten (bis drei Personen) sind es etwa 23 Euro mehr. Sie kostet zukünftig 162 Euro jährlich. Für die Tonne für vier bis fünf Personen fallen Mehrkosten von 26 Euro an (191 Euro). 240-Liter Tonnen kosten 55 Euro mehr (401 Euro).
Warum es bei den 120-Liter-Tonnen drei Preise gibt, fragte Kreisrätin Michaela Schwab. Das ist laut Oppmann schon seit Jahrzehnten so. Damit will man kleineren Haushalten entgegen kommen. Generell gehe man von zehn Litern Restmüll je Person und Woche aus, die 120-Liter-Tonne reicht bei zweiwöchiger Leerung also für sechs Personen.