Holger Brüssow freut sich nicht wirklich, jetzt Eigentümer einer gebrauchten Kloschüssel zu sein. Vergangenen Dienstag hatte er bei sich im Gemündener Ostring eine Sperrmüllabholung. Es sei auch alles mitgenommen worden, nur eine Kloschüssel stand danach noch auf dem Gehsteig vor seinem Haus. Die muss ihm irgendwer in der Nacht dazugestellt haben. Was also tun mit der Kloschüssel, die nicht seine ist? Er rief bei der Firma Kirsch an und auch beim Landratsamt an. Beide hätten ihn korrigiert: "Das ist jetzt Ihre Kloschüssel." Für sechs Euro, so die Firma Kirsch, könne er sie dort abliefern. Er sei jetzt jedenfalls dafür zuständig und damit auch für die Entsorgung. Brüssow müsse sie vom Gehsteig entfernen. Ansonsten könnte ihm sogar ein Bußgeld drohen, wenn er sie nicht entferne.
"So, jetzt hab ich das Teil da", sagt der 70-Jährige und zeigt leicht amüsiert das Tiefspülklosett der Badkeramikserie Allia Paris, die noch immer auf dem Gehsteig steht. Er nehme die Sache nicht tragisch. "Mir geht's nicht um die sechs Euro, sondern darum, dass bei Nacht und Nebel Leute einfach anderen Kloschüsseln hinstellen." Das sei eine Unsitte, findet der frühere technische Leiter des Kommunalunternehmens Stadtwerke Gemünden (KU). "Seine" Kloschüssel sei sogar etwas in dem größeren Haufen versteckt worden, weiß er inzwischen. Ein Sachbearbeiter der Abfallberatung des Landratsamts habe ihm erzählt, dass ihm selbst auch mal jemand Autoreifen dazugestellt habe, die er habe selbst entsorgen müssen. Das sei halt so, so etwas würde nicht mitgenommen.
Was alles nicht auf den Sperrmüll gehört
Brüssow sagt, er wisse, was alles nicht auf den Sperrmüll gehöre und somit nicht abgeholt werde. Das Landratsamt informiere einen bei der Anmeldung eines Abholtermins umfänglich. Dass die Kloschüssel nicht abgeholt wird, hätte er schon vorher sagen können. Aber irgendein dreister Mensch sei so eben seinen Müll losgeworden. Laut dem Landratsamt Main-Spessart zählen "üblicherweise fest im Haus eingebaute Gegenstände" wie Fenster, Türen, Bodenbeläge oder Waschbecken nicht als Sperrmüll, genauso wenig wie Abfälle aus Renovierungsarbeiten und Baumaßnahmen.
Leider komme es hin und wieder vor, dass nicht dazugehörige Gegenstände zum Sperrmüll gestellt werden, beispielsweise Autoreifen, Restmüllsäcke oder Toilettenschüsseln, teilt die Pressestelle des Landratsamts mit. "Diese Sachen bleiben bei der Sperrmüllabholung stehen und werden auch später nicht von der Müllabfuhr des Landkreises abgeholt." Zuständig für die Entsorgung sei dann der Bewohner vor Ort – es sei denn, es ließe sich nachweisen, dass der Gegenstand dort von einer anderen Person abgestellt wurde.
Abstellen von fremdem Sperrmüll kommt immer wieder vor
Auch beim Entsorgungsunternehmen Kirsch und Sohn heißt es auf Anfrage, dass es immer wieder mal vorkomme, dass jemandem etwas hingestellt werde und die Entsorgung letztlich dieser Person überlassen bleibe. "Aber wir dürfen nur das abholen, was zum Sperrmüll gehört." Das Unternehmen nehme in Gemünden kostenpflichtig Müll an, eine Kloschüssel etwa zähle zu Bauschutt.
Brüssow hat sich schon überlegt, ob er einfach Blumen hineinsetzen und sie im Garten als Deko stehen lassen sollte. Aber das käme in der Nachbarschaft wohl nicht so gut an, mutmaßt er. Klein beigeben wollte er aber auch nicht so einfach und hat sie übers Wochenende auf dem Gehsteig stehengelassen. Ein guter Nachbar sei sogar gerade dabei gewesen, sie ihm in den Hof zu stellen, weil er dachte, dass sie Brüssow gehöre, aber nicht mitgenommen wurde, aber als der 70-Jährige dazukam, habe er ihm gesagt, "nein, nein, die soll noch stehen bleiben".
Aber irgendwann müsse er sie halt wohl oder übel doch einladen und zur Firma Kirsch fahren. Es sei ein Unding. "Ob es Autoreifen, eine Kloschüssel oder eine Zimmertür ist, ist egal", sagt Brüssow.
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Würde es auch bepflanzen, jetzt wo die Schüssel so berühmt ist
Nur Mut zum Aufstellen und Bepflanzen, Herr Brüssow! Wenn Sie darauf angesprochen werden, haben Sie doch die beste Erklärung für das Warum parat. Und über solch eine Schüssel werden die meisten Leute eher schmunzeln als schimpfen.