Wie die nächsten Schritte in der Planung des vier Hektar großen Neubaugebiets "Mühlwiesen II" in Straße nach Schönau aussehen, berichtete Stadtplanerin und Architektin Sylvia Haines am Montag in der Sitzung des Gemündener Stadtrats. Ein kurzer Rückblick: Im Dezember vergangenen Jahres hatte der Stadtrat den Vorentwurf für das Baugebiet beschlossen. Im Frühjahr und Sommer hatten Archäologen in diesem Gebiet nach Überbleibseln alter Siedlungen gegraben. Entdeckt haben sie hauptsächlich Keramikscherben. "Das hat uns ein Stück an Zeit geraubt", so Haines.
Besonders die Frage, wo eine Bushaltestelle entstehen soll, sorgte nun für Diskussionsstoff im Stadtrat. Bisher ist noch offen, wie das Neubaugebiet an den Busverkehr angeschlossen werden soll. "Es gibt mehrere Varianten", sagte Haines. Eine Möglichkeit wäre, eine Bushaltestelle in Form einer Bucht direkt an der Staatsstraße zu platzieren. Einsteigen und Aussteigen könnten Passagiere dann aber nur stadtauswärts. Wenden könnte der Bus erst in Schönau. Eine zweite Option ist, eine Zufahrt für Busse über die Gartenstraße zu ermöglichen. In diesem Fall gäbe es eine Bushaltestelle direkt am Quartiersplatz.
Stadträte bevorzugen die Haltestelle im Quartier
Auch die dritte Variante beinhaltet eine Haltestelle im Neubaugebiet. Diese muss aber über die Schönauer Straße angefahren werden. Das hätte den Nachteil, dass die Stadt dafür zusätzlichen Platz opfern müsste. Das Stimmungsbild bei den Stadträten war recht eindeutig: Die meisten bevorzugten eine Bushaltestelle im Quartier. "Ich halte eine Bushaltestelle im Baugebiet für zwingend notwendig", sagte Wolfgang Remelka (Bündnis für Bürgernähe). Eine Haltestelle an der Staatsstraße sei "völliger Unsinn". Man müsse auch an die Schulkinder denken.
"Die sinnvollste Möglichkeit ist, dass wir die Gartenstraße erschließen", betonte Peter Interwies, Leiter des Bauamts der Stadt Gemünden. Stadtrat Robert Lampert (CSU) sah das anders. Er sei zwar der Meinung, dass die Haltestelle im Baugebiet liegen müsse, befürchtet jedoch den Ärger von Anliegern, wenn der Bus durch die Gartenstraße fährt: "Da beschwören wir wieder Dinge herauf, die wir verhindern können."
Interwies: Vier Busse am Tag sind für Anwohner auszuhalten
Wenn ein Müllfahrzeug durch die Kurven im Neubaugebiet komme, müsste der Platz doch auch für einen Bus ausreichen, so Lampert. Eine Zufahrt über die Gartenstraße wäre dann nicht nötig. Doch dieser Einschätzung musste der Bauamtsleiter widersprechen. Ein Bus habe einen anderen Radius als ein Müllfahrzeug. Die Kurven müssten für Busse größer sein. "Und dann würden wir wieder Grundstücke verlieren", so Interwies. Zudem seien vier Busse, die pro Tag durch die Gartenstraße fahren, für Anwohner einfach auszuhalten. Normaler Durchgangsverkehr ist nicht im Gespräch.
Im Sinne der Nachhaltigkeit müsse es zudem doch im Interesse aller sein, seine Kinder nicht mit dem eigenen Auto zur Schule fahren zu müssen, sagte Interwies. "Wenn nur Busse durchfahren dürfen, halte ich das für überlegenswert", so auch Gemündens Bürgermeister Jürgen Lippert.
Behörde wünscht sich 30 Meter Sicherheitsabstand zum Wald
Nachdem die Untersuchungen des Bodendenkmals seit September abgeschlossen sind, ist diese Hürde auf dem Weg zum Neubaugebiet geschafft. Sylvia Haines stellte dem Stadtrat nun weitere Hinweise und Anregungen von Trägern öffentlicher Belange vor. "Um eine Gefährdung von Leib und Leben durch umfallende Bäume im Falle von Sturm und Starkwindereignissen" zu vermeiden, hat beispielsweise das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Karlstadt der Stadt Gemünden nahegelegt, einen Mindestabstand von 30 Metern zwischen den Gebäuden und dem im Süden angrenzenden Wald einzuplanen.
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Das hätte durchaus Folgen für das Wohngebiet. Einige Grundstücke würden wegfallen, erklärte Haines. Daher habe man den Gegenvorschlag gemacht, den Sicherheitsstreifen auf 15 Meter zu verkleinern. Der Abstand könne reduziert werden, wenn man vorher die Bäume zusammen mit dem Förster darauf überprüft, ob von ihnen eine Gefahr ausgeht. Außerdem sollen Bäume mit einer Höhe von mehr als 15 Metern zurückgeschnitten werden.
Lärmschutzwall nicht als Ausgleichsfläche geeignet
Doch nicht nur beim Sicherheitsabstand besteht offenbar Nachbesserungsbedarf. Wie beispielsweise aus der Rückmeldung des Landratsamtes Main-Spessart hervorgeht, sind der geplante Lärmschutzwall und die Versickerungsflächen nicht als Ausgleichsflächen geeignet. Es handele sich bei diesen nämlich um "technische Bauwerke". Es mussten also neue Ausgleichsflächen, die letztlich die Beschädigung der Natur durch das Baugebiet kompensieren sollen, gefunden werden. Das sei "gar nicht so einfach gewesen", berichtete Landschaftsarchitekt Michael Maier. Unter anderem ist nun geplant, "einen Tümpel" auf der Gemarkung Adelsberg anzulegen.
Zum weiteren Vorgehen gehören laut Haines nun die Überarbeitung des Umweltberichts und des Immissionsgutachtens sowie eine Konkretisierung der Verkehrsbelange und der Frage nach der Bushaltestelle. Danach wird dem Stadtrat ein Bebauungsplanentwurf vorgelegt. Beschließen die Stadträte diesen aufzustellen, wird der Plan noch einmal öffentlich ausgelegt.