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Gemünden
Gemündener wohnten schon vor 3000 Jahren in Mühlwiesen II
Das Mündungsgebiet von Sinn, Saale und Main ist seit der Steinzeit besiedelt. Jetzt wurden weitere Zeugnisse gefunden. Das wirkt sich auf das geplante Neubaugebiet aus. 
Die Reste einer bronzezeitlichen Siedlung, zum Beispiel Keramikscherben, wie auf diesem Foto einer Grabung zwischen Biebelried und Theilheim, sind jetzt im geplanten Baugebiet Mühlwiesen II zwischen Gemünden und Schönau entdeckt worden.
Foto: Mark Brooks | Die Reste einer bronzezeitlichen Siedlung, zum Beispiel Keramikscherben, wie auf diesem Foto einer Grabung zwischen Biebelried und Theilheim, sind jetzt im geplanten Baugebiet Mühlwiesen II zwischen Gemünden und ...
Michael Fillies
Michael Fillies
 |  aktualisiert: 10.02.2024 01:02 Uhr

Wer die Erdwälle im Anschluss an die Wohnbebauung Gemündens in Richtung Schönau für den Beginn der Erschließung des ersehnten Neubaugebiets Mühlwiesen II hält, sieht sich getäuscht. Es handelt sich um archäologische Erkundungsgrabungen - und die verliefen insofern erfolgreich, als dass tatsächlich urgeschichtliche Funde gemacht wurden. Bürgermeister Jürgen Lippert und der städtische Bausachbearbeiter Peter Interwies sehen die Entdeckung mit gemischten Gefühlen, weil damit zurzeit die Auswirkungen auf das Neubaugebiet ungewiss sind. In jedem Fall sind Mehrkosten bei der Erschließung zu erwarten.      

Die Erdwälle im geplanten Gemündener Baugebiet Mühlwiesen II an der Schönauer Straße stammen von Erkundungsgrabungen.
Foto: Michael Fillies | Die Erdwälle im geplanten Gemündener Baugebiet Mühlwiesen II an der Schönauer Straße stammen von Erkundungsgrabungen.

Birgit Neuhäuser, die Leiterin der Pressestelle des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege , berichtet auf Anfrage der Redaktion: "Die wenigen aufgedeckten Keramikscherben datieren in die Urnenfelder- bzw. die Hallstattzeit (etwa 1300 bis 450 vor Christus). Die Untersuchung steht am Anfang, so dass bisher wenig über die Fundstelle bekannt ist." Die Behörde geht zumindest von Siedlungsgruben aus, Abfallgruben oder Deponien anderer Art von bronzezeitlichen Bewohnern des Saaletals.

Funde aus der Mittelsteinzeit

Flussauen waren seit je beliebte Siedlungsplätze der Menschen wegen der Versorgung mit Wasser und Fisch. Entlang der Fränkischen Saale sind mehrere vorgeschichtliche Siedlungen kartiert. Nur eine kleine Strecke weiter, vor dem Parkplatz an der Staatsstraße, befindet sich zum Beispiel das Bodendenkmal mit der Aktennummer D-6-5924-0149, das erst im Jahr 2000 entdeckt wurde;  durch Erosion und Pflügen waren laut Birgit Neuhäuser Keramikscherben und Steinwerkzeuge zutage getreten. Kartiert ist die Stelle als "Freilandstation des Mesolithikums sowie Siedlung der Urnenfelderzeit und der Hallstattzeit"; ihre Geschichte reicht also bis in die Mittelsteinzeit zurück (bis 9600 Jahre vor Christus).

In 20 bis 60 Zentimeter Tiefe fanden sich in 'Mühlwiesen II' Spuren früher Bewohner.
Foto: Michael Fillies | In 20 bis 60 Zentimeter Tiefe fanden sich in "Mühlwiesen II" Spuren früher Bewohner.

Aufgrund der Nähe zu diesem Bodendenkmal und der siedlungsgünstigen Lage, so Neuhäuser, "bestand eine Denkmalvermutung für das geplante Baugebiet Mühlwiesen II." Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege machte daher eine Untersuchung des Areals zur Auflage. Wie Peter Interwies berichtet, ließ man vor etwa sechs Woche in bestimmten Abständen jeweils rechtwinklig zur Staatsstraße sechs Schlitze ziehen und den Humus 20 bis 60 Zentimeter tief abtragen. Eine Grabungstechnikerin des Landesamt begutachtete den Unterboden und wurde in den drei mittleren Streifen, etwa 400 Meter vom bestehenden Wohngebiet Mühlwiesen I, fündig.

Großflächige Untersuchung

Jetzt geht es darum, die Wertigkeit und das Ausmaß  der ur- beziehungsweise frühgeschichtlichen Stätte zu bestimmen. Bleibt es bei wenigen Scherben, wird das Baugebiet nicht beeinträchtigt. Im für die Stadtverwaltung teuersten Fall könnte das Denkmalamt eine Notbergung anordnen, dann müsste alles ausgegraben und konserviert werden. Oder es könnte Bauherren untersagt werden, ihre Häuser zu unterkellern, damit die Stätten geschützt bleiben.

Um später vor Überraschungen und Mehrausgaben gefeit zu sein, plädieren Bürgermeister Jürgen Lippert und Peter Interwies dafür, das Gelände großflächig abtragen und untersuchen zu lassen. Die Alternative wäre, diese Untersuchungen jeweils den Bauherren aufzuerlegen, was abwegig erscheint.

 
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Kommentare
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  • W. M.
    Und die Mehrkosten für die Ausgrabungen: Werden die auf die Bauwilligen umgelegt? Solche Ausgrabungen sind doch nicht gerade billig. Welcher Bauinteressent zahlt für prähistorische Funde? Alternativ wäre es doch bei unbekanntem Mehrkostenaufwand auf das Baugebiet zu verzichten. Nur schwer vorstellbar, wer unter diesen Umständen dort Baugebiet erwirbt.
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