Einen Schritt weitergekommen ist das neue Baugebiet "Mühlwiesen II" in Gemünden am Ortsende in Richtung Schönau. Einstimmig fasste der Stadtrat am Montagabend den Aufstellungsbeschluss, und ebenso einstimmig akzeptierte er den Vorentwurf des Planungsbüros. Damit nimmt das Wohngebiet Konturen an. Es sieht - je nach Parzellierung - 36 Einfamilienhäuser auf 550-Quadratmeter-Grundstücken, sechs Reihenhäuser (à 180 Quadratmeter) sowie einen Komplex "Betreutes Wohnen" auf 3000 Quadratmetern vor. 2021 könnten die ersten Häuser entstehen.
Zum ersten Mal nach Jahrzehnten weist Gemünden wieder Bauland in größerem Umfang aus. Der Bedeutung gemäß waren am Montagabend sieben Fachleute zur Präsentation aufgeboten, hatten die Stadträte zahlreiche, meist zustimmende Anmerkungen zu machen und fielen die nötigen Beschlüsse noch, obwohl die reguläre Sitzungszeit (22 Uhr) überschritten war.
Zentrales Heizwerk zu riskant
Der Technische Leiter des Kommunalunternehmens Stadtwerke, Henry Bürgermeister, erläuterte den Stadträten, weshalb aus Sicht der Stadtverwaltung kein zentrales Heizwerk infrage komme: Vorfinanzierung von etwa einer Million Euro, Anschlusszwang für alle Bauherren, ungewisse Umweltschutzauflagen und mutmaßlich jahrelang unrentabler Betrieb, da die Anwesen erst nach und nach entstehen werden. Martin Geßner (Ökokreis) hält eine Heizzentrale dennoch für sinnvoll. Werner Herrbach (Freie Wähler/Freie Bürger) riet, staatlich geförderte Geothermie-Nutzung in Erwägung zu ziehen.
Die Gestaltung des Baugebiets fanden alle gelungen. Planerin Sylvia Haines (Büros Haines-Leger Architekten + Stadtplaner, Würzburg) erläuterte ihren Entwurf: Mit dem Straßenbauamt sei die Erschließung mit nur einer Zufahrt von der Staatsstraße "Schönauer Straße" her abgestimmt. Dort würden auch, sofern ein Busstopp eingerichtet wird, beidseits Haltebuchten angelegt. Dass die Fahrgäste dann die Staatsstraße queren sollen, kritisierte insbesondere Monika Poracky (SPD). Das Landratsamt lehnt eine Versetzung des Ortsschilds in Richtung Schönau ab, weshalb ein Tempolimit von 70 Stundenkilometern sowie ein 3,50 Meter hoher Lärmschutzwall mit 1,50 bis zwei Meter breiter Dammkrone vorgeschrieben wird.
Wenig Vorschriften, aber Baugebot
Das Baugebiet selbst soll – je nach Nachfrage – in zwei Bauabschnitten entstehen. Die Stadt als Verkäuferin will Baugebote aussprechen. Den Bauherren sollen möglichst wenig Vorschriften gemacht werden, auch Flach-, Solar- und begrünte Dächer werden erlaubt, jedoch Kupfer- und Zinkdächer sowie Metallwände zum Schutz des Regenwassers verboten; das Oberflächenwasser soll in einen Versickerungstümpel in den Saalewiesen geleitet werden.
Michael Maier und Thomas Götzendörfer (Maier Götzendörfer Planungsgesellschaft mbH, Bischbrunn) erläuterten die Naturschutzbelange: Von den jetzt auf der Fläche stehenden 50 Obstbäumen (darunter 26 Biotopbäume) sollen 13 erhalten und andere als Totholz umgesetzt werden. Der schützenswerte Eremit (Juchtenkäfer) wird als vorhanden angenommen. Für das Baugebiet von vier Hektar werden als Ausgleich 2,6 Hektar geschützte Fläche (zum Großteil auf den Saalewiesen) sowie Fledermauskästen am Waldrand nötig.