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Aschaffenburg
Mordprozess: Wurde Mezgin im Wald hinter Würzburg umgebracht?
Im Prozess um den Tod der Schülerin aus Aschaffenburg werden immer neue, überraschende Details bekannt. So hatten Ermittler keine Hinweise auf Stichverletzungen gefunden.
In Handschellen auf der Anklagebank: Der 46-jährige Angeklagte am ersten Prozesstag im temporären Gerichtssaal im Aschaffenburger Schloss Johannisburg.
Foto: Frank Rumpenhorst, dpa | In Handschellen auf der Anklagebank: Der 46-jährige Angeklagte am ersten Prozesstag im temporären Gerichtssaal im Aschaffenburger Schloss Johannisburg.
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 09.02.2024 05:50 Uhr

Immer neue Überraschungen im Mordfall Mezgin: Am zweiten Prozesstag vor dem Landgericht Aschaffenburg sagte der leitende Ermittler, er halte ein Messer als Tatwaffe für unwahrscheinlich. Entsprechende Verletzungsspuren und Hinweise habe man nicht gefunden, als die Leiche der Schülerin im Dezember 2018 entdeckt worden war.

Auch neu: Zum Alter Mezgins, die mit ihrer Familie 2015 ohne Papiere aus Syrien nach Deutschland gekommen war, gibt es offenbar keine gesicherten Erkenntnisse. Einem rechtsmedizinischen Gutachten zur Altersbestimmung zufolge war die Schülerin schon 19 Jahre alt - und nicht, wie lange angenommen, erst 16.

Und offen ist weiter die Frage: Hat der Vater des Mädchens seinen Sohn gezwungen, Mezgin zu töten? Fuhr er mit dem 13-Jährigen in einen Wald hinter Würzburg, wo dieser seine Halbschwester ums Leben bringen sollte? Der heute 17-Jährige gibt an, Mezgin im Mai 2017 auf Geheiß des Vaters erstochen zu haben. Hashem N. habe ihm befohlen, zuzustechen – sonst bringe er auch ihn um.

Aussage des Sohnes aus Rache am prügelnden Vater?

Vier Jahre später basiert am Landgericht Aschaffenburg die Mord-Anklage auf dieser Aussage. Doch Ermittler zweifeln inzwischen: Hat der 17-Jährige gelogen – um sich am Vater zu rächen, der ihn wie seine Halbschwester Mezgin geprügelt haben soll? 

Seit vergangenem Donnerstag muss sich der 46-jährige Hashem N. vor der Kammer verantworten. Glaubt man seinem Sohn, passte der Syrer am 4. Mai 2017 seine Tochter an ihrer Berufsschule ab und befahl ihr: "Komm nach Hause!" Doch statt ins nahe Goldbach sei Hashem N. mit seinen beiden Kindern zwei Stunden lang herumgefahren, erst auf die Autobahn A3 und dann auf die A7 abgebogen - der kürzeste Weg dorthin führt an Würzburg vorbei zum Biebelrieder Dreieck. Ist der Tatort also dort irgendwo im Wald? 

"Keine gesicherten Erkenntnisse"

Das Problem: Das wäre zeitlich sehr knapp. Schon um 13 Uhr an diesem Tag will eine Lehrerin den Jungen wieder im Unterricht in Aschaffenburg gesehen haben. Der leitende Ermittler Jörg Albert hat deshalb Zweifel, muss aber zugeben: Man habe außer der Aussage des Sohnes "keine gesicherten Erkenntnisse, was passiert ist".

Unklar ist sogar, ob Mezgin überhaupt erstochen oder ob sie erwürgt wurde: Im Auto, mit dem der Vater die Leiche zu einem Versteck gefahren haben soll, fanden Spurensucher 19 Monate später kein Blut.  Auch ein Messer tauchte nicht auf. Der Ermittler zeigte mit einem Polizei-Video die Bergung der Leiche, die in einem Betonschacht im Wald bei Aschaffenburg entdeckt worden war. Sie sei bereits stark verwest gewesen, so Albert. Und "es gab keine Verletzungen am knöchernen Skelett".

Kronzeuge verschwunden und untergetaucht

Das Gericht würde den zur Tatzeit strafunmündigen Kronzeugen gerne persönlich hören. Doch er ist untergetaucht. In dem Heim in Würzburg, in dem er untergebracht gewesen war, ist er offenbar schon lange nicht mehr. Möglicherweise sei er in die Türkei geflohen, sagen Ermittler. Das Gericht ist deshalb auf seine aufgezeichnete Aussage vor dem Untersuchungsrichter angewiesen.

Kriminalpolizist Albert schilderte in einer detaillierten Videopräsentation die Geschichte der syrischen Familie, die vor dem Bürgerkrieg von Aleppo nach Aschaffenburg geflohen war.  Hashem N. habe versucht, mit eiserner Faust seine Autorität zu wahren. Mezgin sei immer wieder mit Verletzungen in die Schule gekommen, dann untergetaucht, aber zurückgekehrt. Nach Geschlechtsverkehr mit ihrem Freund habe die Mutter befürchtet: "Wenn sie nicht mehr Jungfrau ist, wird ihr Vater sie umbringen".

Schon als Neunjähriger in Syrien getötet?

Albert kannte die Familie seit Jahren: "Sie haben die Polizei gut beschäftigt." Der kleine Bruder habe einer Lehrerin erzählt, er habe schon "als Neunjähriger in Syrien einen jungen Mann mit einem Stein getötet". Als er Ende 2018 hörte, dass Mezgins Leiche gefunden worden war, habe er sich bei der Polizei gemeldet und sich wie ein protzender, prahlender Nachwuchsgangster verhalten: "Das war eine Frechheit, wie er vor dem Untersuchungsrichter auftrat", erinnert sich der Kriminalbeamte.   "Ich habe selten einen jungen Mann erlebt, der so respektlos und gewalttätig und voller krimineller Energie war."

Angeklagt ist auch ein Mordversuch

Ebenfalls angeklagt ist ein Mordversuch vier Wochen nach dem Mord an Mezgin, beim dem das Opfer überlebte: In der Nacht, bevor Hashem N. eine Haftstrafe für eine frühere Misshandlung seiner Tochter antreten musste, soll er versucht haben, ihren 23-jährigen Freund töten. 

Die beiden Männer sollen mehrere Stunden durch das nächtliche Aschaffenburg spaziert sein - bis Mezgins Vater ein  Messer zog und den 23-Jährigen in den Hals stach. Mezgins Freund konnte schreiend fliehen und überlebte den Angriff. Laut Ingo Krist, Sprecher des Landgerichts, soll er am 26. März vor Gericht aussagen.

 
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  • Blum66
    Wo ist hier die Demo der Feministinnen? Oder ist das zu heikel weil es sich um Personen aus einen anderen Kulturkreis handelt.
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  • Albatros
    @Blum, im Gegenteil, diese Feministinnen setzen sich doch noch für Burka und Nihab ein und glauben in ihrer kindlichen Naivität, dass sie damit Frauenrechte unterstützen, weil sie von archaischen Kulturen und Religionen keine Ahung haben.
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