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Aschaffenburg
Skelett ist gesuchte Schülerin Mezgin Nassan
Nun brachte die DNA-Analyse Gewissheit: Die sterblichen Überreste sind die der verschwundenen 16-Jährigen. Aber wo steckt ihr Vater, der des Mordes verdächtigt wird?
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:16 Uhr

Die seit April 2017 verschwundene Schülerin Mezgin Nassan ist tot. Das bestätigen jetzt Polizeisprecher Michael Zimmer sowie Leitender Oberstaatsanwalt Axel Weihprecht in Aschaffenburg. Bei dem Skelett, das Spaziergänger am Findberg bei Aschaffenburg im Wald zwischen Haibach und Gailbach fanden, handelt es sich um die sterbliche Überreste des Mädchens, nach dem die Polizei 2017 wochenlang gesucht hatten. Dies ergaben jetzt zweifelsfrei DNA-Untersuchungen der Würzburger Rechtsmedizin.

"Aufgrund rechtsmedizinischer Untersuchungen konnte zwischenzeitlich zweifelsfrei die Identität der Verstorbenen geklärt werden," sagte Pressesprecher Zimmer. Die Ermittlungen laufen wegen des Verdachts eines Gewaltverbrechens. "Weitere Angaben zum Obduktionsergebnis und zur Auffindesituation können aus ermittlungstaktischen Gründen nicht gemacht werden," sagte der Polizeisprecher.

Angehörige meldeten Schülerin als vermisst

Das Mädchen war mit seiner Familie 2015 aus  Aleppo in Syrien nach Deutschland geflohen und in Aschaffenburg zur Schule gegangen.  Die Mutter folgte im Jahr darauf. Angehörige hatten Mezgin am 4. April 2017 bei der Polizei als vermisst gemeldet, nachdem sie nach der Berufsschule nicht nach Hause gekommen war. Auch ihr Handy ist seitdem stumm.

Die Kripo hatte in der Folgezeit mit Flugblättern nach der syrischen Jugendlichen an der Berufsschule gefahndet. Außerdem waren großangelegte Suchaktionen mit einem Polizeihubschrauber und Tauchern von Bereitschaftspolizei und Feuerwehr im Bereich der Aschaffenburger Ebertbrücke ergebnislos geblieben.

Vater unter Mordverdacht und geflohen

Ihr Vater Hashem Nassan (44) steht jetzt unter Verdacht, seine Tochter getötet zu haben, wie in einer aktuellen Presseerklärung von Polizeipräsidium Unterfranken und Staatsanwaltschaft Aschaffenburg zu lesen ist. Er soll sich vier Wochen nach dem Verschwinden seiner Tochter nachts mit dem 23-jährigen Freund Mezgins am Aschaffenburger Floßhafen getroffen und ihn mit einer Stichwaffe im Halsbereich schwer verletzt haben.

Der 23-Jährige, ebenfalls syrischer Staatsangehörige, war von Anwohnern gefunden und vom Rettungsdienst in eine Klinik eingeliefert worden. Die Fahndung nach Mezgins Vater blieb ohne Ergebnis. Ermittler gehe davon aus, dass sich der 44-Jährige ins Ausland abgesetzt hat.

Familienstreit um die Beziehung zum Freund

Ob das nächtliche Treffen mit dem Freund der Tochter etwas mit dem Verschwinden der 16-Jährigen zu tun haben, ist weiter Gegenstand der Ermittlungen der zehnköpfigen EKO „Rucksack“ in Aschaffenburg. "Teil dieser Ermittlungen ist der Tatverdacht gegen den 44-Jährigen wegen des Verdachts eines Tötungsdeliktes zum Nachteil seiner 16-jährigen Tochter", sagt Polizeisprecher Zimmer.

 

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In Mezgins Umfeld heißt es:  Um ihre Beziehung zu dem 23-jährigen Landsmann habe es Konflikte innerhalb der Familie gegeben. Der soll ihren Stiefbruder geschlagen haben, als der drohte, die Beziehung Mezgins Vater zu verraten. Von Verlobungsplänen ist die Rede.  Dann habe sie sich aber mit dem Freund gestritten.  Ihre letzte Botschaft an ihn war ein Bild per SMS: Sein Name auf ihrem Handgelenk, darunter eine herausgestreckte Zunge. 

Tochter geprügelt und bedroht

Offenbar war der Vater vor ihrem Verschwinden gegen seine Tochter handgreiflich geworden. Denn laut Polizei  besteht gegen Hashem Nassan auch ein internationaler Haftbefehl zur Vollstreckung einer Haftstrafe von neun Monaten, die das Amtsgericht Aschaffenburg  am 17. Mai 2017  gegen ihn verhängt hat. Das Gericht hatte den 44-jährigen Vater für schuldig befunden, seine Tochter bereits im Mai und Juni 2016 geschlagen und ihr Hämatome zugefügt zu haben. Es gab eine massive Drohung.

Polizei und Staatsanwaltschaft bitten erneut um Hinweise aus der Bevölkerung unter Tel. 06021/857-1732 und fragen:

  • Wer kann Angaben zum aktuellen Aufenthaltsort von Hashem Nassan machen?
  • Er ist 44 Jahre alt, circa 180 Zentimeter groß, hat eine kräftige Figur, dunkelbraunes Haar und Geheimratsecken. Er könnte sich im Ausland, aber auch in Deutschland aufhalten.
  • Wer hat die 16-jährige Schülerin Mezgin Nassan am Donnerstag, den 4. Mai 2017, im Bereich der Berufsschule in der Seidelstraße in Aschaffenburg oder des gegenüberliegenden Norma-Parkplatzes oder auch danach noch gesehen?
  • Wer hat am und um den 4. Mai 2017 Beobachtungen im Bereich der Findbergstraße in Haibach gemacht?
  • Wem ist im Bereich des Findbergs oder der Berufsschule ein dunkelblauer Peugeot 206 aufgefallen?
  • Wer kannte die 16-Jährige und kann sonstige sachdienliche Angaben machen?
 
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  • S. H.
    Wie im Mittelalter! traurig
    Manche Menschen hat die Evolution irgendwie vergessen.
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