Nun sind die Ermittler wild entschlossen, Licht ins Dunkel um den Tod der 13-jährigen Sabine B. aus Wiesenfeld (Lkr. Main-Spessart) zu bringen. Am Mittwoch bestätigte der Würzburger Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach Informationen der Redaktion, wonach neben dem in der vergangenen Woche inhaftierten 44-Jährigen ein weiterer Mann als Beschuldigter geführt wird. Der heute 55-Jährige hatte schon früher im Verdacht gestanden, mit dem Tod des Mädchens in Verbindung zu stehen. Er befindet sich laut Staatsanwaltschaft aktuell auf freiem Fuß.
Sabine B. war im Dezember 1993 umgebracht worden. Ihre Leiche hatte die Polizei zwei Tage nach ihrem Verschwinden in der Jauchegrube eines Reiterhofes am Rande der 1100-Seelen-Gemeinde gefunden. Ein damals tatverdächtiger 15-Jähriger wurde im Juli 1994 nach einem nicht öffentlich geführten Prozess vor dem Landgericht Würzburg freigesprochen.
Die damalige Gerichtsberichterstatterin dieser Redaktion erinnert sich, dass der Vorsitzende Richter den Ermittlern nahegelegt hatte, zwei junge Männer genauer unter die Lupe zu nehmen: einen damals 17- und einen 28-Jährigen. Nach Informationen der Redaktion stehen sie beide nun, 27 Jahre später, erneut im Zentrum der Ermittlungen.
Nervös gewirkt und verdächtig verhalten
Was 1994 während des Prozesses gegen den 15-Jährigen bekannt geworden war: Beide waren am Nachmittag des Tattages mit Sabine B. gesehen worden. Aus Ermittlerkreisen wurde damals berichtet, dass der Ältere auch dabei gewesen sei, als das tote Mädchen gefunden wurde. Er habe nervös gewirkt, als man den Deckel der Jauchegrube, wo die Tote versteckt war, öffnete. Auch der Jüngere hatte sich den damaligen Ermittlern zufolge verdächtig verhalten. Er habe sich abgekapselt und "einen unsicheren Eindruck" hinterlassen.
Warum der Fall jetzt wieder aufgerollt wird? Ungeklärte Mordfälle, sogenannte Cold Cases, werden immer wieder überprüft und neu bewertet. So sei es auch hier gewesen, erklärt Oberstaatsanwalt Seebach. Dabei seien "weitere Ermittlungsmaßnahmen, aus denen sich auch Hinweise ergaben" erfolgt. Mehr Details will der Sprecher der Staatsanwaltschaft mit Blick auf die laufenden Ermittlungen nicht preisgeben. Der Aussiedlerhof und die Scheune, deren Tennenboden den Ermittlern schon 1993 als Tatort galt, seien in der vergangenen Woche "zum Auffinden etwaiger noch vorhandener Beweismittel" abermals durchsucht worden.
Spielen fremde Haare an der Leiche eine Rolle?
Zur Festnahme des zur Tatzeit 17-Jährigen am vergangenen Mittwoch hatten DNA-Spuren geführt, die durch neue Analysemethoden dem heute 44-Jährigen zugeordnet werden konnten. Wie diese Redaktion 1994 berichtete, war im damaligen Prozess vor dem Landgericht von zwei Haaren an der Bekleidung der Getöteten die Rede, die weder von Sabine B. noch von dem schließlich freigesprochenen 15-Jährigen stammten. Die Herkunft der Haare hatte mit den damaligen Mitteln der Genanalyse nicht ermittelt werden können.
Ob die Haare in Zusammenhang mit den aktuellen Ermittlungen stehen, dazu wollte Seebach am Mittwoch keine Angaben machen. Ihm liege bisher nur "ein vorläufiges schriftliches Gutachten vor", das ein Erlanger Institut verfasst hat. Ein ausführliches DNA-Gutachten stehe noch aus.
Falsche Gerüchte in Wiesenfeld
Unterdessen brodelt seit Anfang der Woche die Gerüchteküche in Wiesenfeld. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich am Dienstag in dem Stadtteil von Karlstadt die Nachricht, dass der inhaftierte 44-Jährige wieder freigelassen worden sei. Dies ist falsch: Der Mann befindet sich laut eines Sprechers des Polizeipräsidiums Unterfranken weiter in Untersuchungshaft.
Ich bin gespannt ob Mord nachweisbar ist oder obs auf Totschlag rausläuft. Das wäre sehr bedauerlich.
Warum der eine in U-Haft sitzt und der andere frei ist wird außer den Ermittlern niemand hier wissen! Hoffe nur, dass nun, nach vielen Jahren, ein oder mehrere "Schuldige" gefunden werden können.