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Wiesenfeld
Neue Spur im Mordfall Sabine: 44-Jähriger nach 27 Jahren in Haft
Überraschende Festnahme im spektakulären Wiesenfelder Fall um den Tod eines 13-jährigen Mädchens im Jahr 1993: Die Polizei hat einen 44-jährigen Tatverdächtigen festgenommen.
Ein Polizei-Einsatz  am Aussiedlerhof in Wiesenfeld sorgte am Mittwoch für Aufsehen: Steht der Mord an der 13-jährigen Sabine B. nach einem Vierteljahrhundert vor der Aufklärung?
Foto: Björn Kohlhepp | Ein Polizei-Einsatz  am Aussiedlerhof in Wiesenfeld sorgte am Mittwoch für Aufsehen: Steht der Mord an der 13-jährigen Sabine B. nach einem Vierteljahrhundert vor der Aufklärung?
Björn Kohlhepp
 und  Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:25 Uhr

Einer der rätselhaftesten Mordfälle in Unterfranken steht nach 27 Jahren möglicherweise vor der Aufklärung: Ermittler der Würzburger Kriminalpolizei haben am Mittwoch einen 44-Jährigen festgenommen. Der Mann sei dringend tatverdächtig, 1993 in Wiesenfeld (Lkr. Main-Spessart) die 13-jährige Sabine B. umgebracht und die Leiche in einer Jauchegrube versteckt zu haben. Das bestätigten das Polizeipräsidium Unterfranken und die Staatsanwaltschaft Würzburg am Donnerstag in einer Pressemitteilung.

Am Mittwoch hatten Polizisten den damaligen Fundort der Leiche in einem Aussiedlerhof des Karlstädter Stadtteils erneut abgesucht. Nach Informationen der Redaktion hatten Ermittler neue Indizien gegen den Mann in der Hand, der bereits früher im Fokus der Nachforschungen gestanden war. Aus Ermittlerkreisen heißt es: Wie in vielen sogenannten "Cold Case"-Fällen, die derzeit nach Jahrzehnten geklärt werden, seien auch hier mit neuen wissenschaftlichen Methoden DNA-Spuren des nun Festgenommenen nachgewiesen worden, die früher nicht erkennbar gewesen seien.

Am 15. Dezember 1993 nicht nach Hause gekommen

Die 13-Jährige war am 15. Dezember 1993 nicht nach Hause gekommen. Suchtrupps von Polizei und Feuerwehr sowie Menschen aus dem Ort durchkämmten zwei Tage lang die Gegend um Wiesenfeld – ohne Ergebnis.

Zwei Zeugen lieferten Hinweise, dass die Pferdefreundin auf dem Hof gewesen sei, der ein wenig abseits des Ortes liegt. Dort wurde ihr Fahrrad gefunden, ebenso der Schlüssel, den sie für den Pferdestall besaß.

In einer Güllegrube des Aussiedlerhofs in Wiesenfeld wurde am 17. Dezember 1993 die Leiche des getöteten Mädchens gefunden. 
Foto: (Archivfoto) Monika Büdel/Main-Echo | In einer Güllegrube des Aussiedlerhofs in Wiesenfeld wurde am 17. Dezember 1993 die Leiche des getöteten Mädchens gefunden. 

In einer Jauchegrube fand man zunächst ihre Jacke und Kleidung, aber nicht das Mädchen. Die Suche sollte schon an anderer Stelle fortgesetzt werden, doch ein Mordermittler bestand hartnäckig darauf, auch eine abseits liegende Grube zu öffnen, die scheinbar nicht mehr in Gebrauch gewesen war. Als sich der schwere Betondeckel hob, entdeckten die Polizisten in der Tiefe die Leiche des Mädchens.

Verdächtiger in Haft, freigelassen und wieder in Haft

Die Ermittler und Gerichtsmediziner stellten damals fest: Sabine starb wohl auf dem Tennenboden des Aussiedlerhofs. Eine Obduktion ergab, dass das Kind durch massive Gewalteinwirkung zu Tode gekommen war. Danach hatte man den Körper in der Grube versteckt.

Ein damals 15-Jähriger, den die Staatsanwaltschaft der Tat verdächtigte, kam dreimal in Untersuchungshaft und wurde dreimal wieder freigelassen. Weil ihm das Landgericht die Tat nicht nachweisen konnte, wurde er in einem Prozess im darauffolgenden Sommer freigesprochen. Der Verdacht gegen ihn verstummte aber auch danach nicht.

Zwei weitere Wiesenfelder, zum Tatzeitpunkt 17 und 29 Jahre alt, hatten ebenfalls durch ihr Verhalten den Verdacht auf sich gelenkt. Doch gegen sie gab es damals laut Staatsanwaltschaft nicht genügend Beweise.

Freigesprochener starb 1999 bei einem Unfall

Wiesenfelder Bürger versuchten schließlich auf eigene Faust vergeblich, den Fall zu klären. Einer wurde sogar mehrfach handgreiflich, posierte später als "Rächer von Wiesenfeld" in einer Nürnberger Boulevardzeitung. Er musste sich wegen Übergriffen auf Angehörige eines Verdächtigen selbst vor Gericht verantworten. Unterdessen starb der freigesprochene Jugendliche 1999 bei einem Verkehrsunfall. Danach schien es, als könne der Mord an Sabine nie mehr aufgeklärt werden.

Nun die Wende: Aufgrund neuer Ermittlungserkenntnisse wurden am Mittwoch laut der Presseerklärung neben dem "Tatortanwesen in Wiesenfeld" auch die Wohnung des Verdächtigen durchsucht. "Nach nunmehr vorliegenden Erkenntnissen" sei der heute 44-Jährige "dringend verdächtig, im Alter von 17 Jahren, das damals vier Jahre jüngere Mädchen getötet zu haben", schreiben die Ermittler weiter.

Was der Anwalt des Verdächtigen sagt

Der Verdächtige äußerte sich nicht zum Tatvorwurf. Am Nachmittag entschied der Ermittlungsrichter, dass der 44-Jährige wegen dringenden Mordverdachts in Untersuchungshaft muss – obwohl das von einem Erlangener Institut angefertigte belastende DNA-Gutachten in Würzburg im Original noch nicht vorlag.

"Für mich ist die Aussage- und Beweiskraft des Gutachtens deshalb noch gar nicht einschätzbar", sagte Verteidiger Hanjo Schrepfer gegenüber dieser Redaktion. Er wisse gar nicht, ob überhaupt ein dringender Tatverdacht vorliege, der es rechtfertige, seinen Mandanten einzusperren. Er will nun schleunigst Akteneinsicht. Die weiteren Ermittlungen, insbesondere zum Tatmotiv, führt die Kriminalpolizei Würzburg unter Sachleitung der Staatsanwaltschaft.

 
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Kommentare
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  • diener
    Heißt aber auch das der Jugendliche die Tat nicht begangen hat !

    Mann kann nur für alle Beteiligten hoffen , das der Fall aufgeklärt werden kann.
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  • harryamend@outlook.de
    @diener
    Auf welche Begründung schließen Sie das? Nur weil jetzt ein neuer Beschuldigter verhaftet wurde heißt das noch lange nicht das der junge von damals unschuldig war. Niemand weis bis jetzt ob es einer oder mehrere Täter waren. Fakt ist das der Junge damals Freigesprochen wurde aus Mangel an Beweise, selbst wenn der längst verstorbene mitschuldig wäre, eine Aufhebung eines Freispruches ist sehr schwer.
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  • ManfredSchweidler
    Das heißt es nicht. Auch eine gemeinsame (Verdeckungs-)Tat der Gruppe wollten Ermittler schon damals nicht ausschließen
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Hoffentlich kann der Fall geklärt werden!

    Es muss doch für eine Gemeinschaft unterträglich sein, einen unerkannten Mörder oder Totschläger unter sich zu haben?

    Wie man mit so einer Tat, oder dem Wissen darüber, "normal" leben kann ist mir unerklärlich.
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