Nach neuen, dreimonatigen Ermittlungen im 27 Jahre alten Mordfall Sabine Back stehen Würzburger Ermittler vor frustrierenden Fragen: Haben sie falsche Verdächtige im Visier? Oder ist die Beweislage zu dünn, um den oder die Richtigen des Mordes überführen zu können?
Dabei hatte der Beginn neuer Ermittlungen Hoffnungen genährt, dass endlich Licht ins Dunkel des rätselhaften Falles kommt: In Wiesenfeld (Lkr. Main-Spessart) war 1993 die 13-jährige Sabine zunächst vermisst worden. Nach zweitägiger Suche stellte sich heraus: Sie war in der Scheune eines von ihr häufig besuchten Pferdestalls am Ortsrand brutal misshandelt und ermordet worden, die Leiche wurde in einer Jauchegrube versteckt.
Fortsetzung unwahrscheinlich
Die zuständige Kammer des Landgerichts Würzburg hat mit zwei Entscheidungen jetzt Hinweise geliefert, wie sie den Fall einschätzt: Die Richter ordneten an, die U-Haft für einen 44-jährigen Verdächtigen aufzuheben. Und sie bewerteten die Durchsuchung bei einem 54-jährigen Verdächtigen als nicht gerechtfertigt. Diese Redaktion sprach mit mehreren Juristen: Für sie sei es kaum vorstellbar, dass die Richter bei dieser dünnen Beweislage dennoch eine Mordanklage zulassen würden. Derzeit laufen die Ermittlungen weiter.
Doch auch nach der Freilassung des 44-Jährigen aus der U-Haft: Zwei winzige DNA-Funde an der Unterwäsche des 13-jährigen Mordopfers von Wiesenfeld schreien weiter nach Erklärungen. Bei dem DNA-Treffer, der im Zentrum der neuen Ermittlungen steht, handelt es sich nach Informationen dieser Redaktion um eine Mischspur, die neben Blut auch winzige Teile von Sperma enthält. Wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, darüber halten sich die Ermittler bedenkt. Dass die Spuren von dem zur Tatzeit 17-jährigen Verdächtigen stammen könnten, halten die Analytiker aus Erlangen allerdings für relativ wahrscheinlich – ohne sich eindeutig festzulegen.
Allerdings hat der Verdächtige jeden sexuellen Kontakt zu dem Opfer bestritten, betont sein Verteidiger Hanjo Schrepfer auf Nachfrage.
Nach dem Leichenfund wirkte der heute 44-jährige Bekannte der Toten verstört und machte seltsame Äußerungen, die in den Ohren mehrerer Zeugen wie halbe Eingeständnisse klangen. Der DNA-Fund legt den Schluss nahe, dass er dem Mädchen in der Mordnacht sehr nahe gekommen sein könnte – aber nicht, dass er am Mord beteiligt war, betont Verteidiger Schrepfer. Und nur das wäre nach der langen Zeit noch strafbar.
Verdächtiger wurde bei Erwähnung des Verstecks kreidebleich
Die Untersuchungen aller am Tatort beschlagnahmten Gegenstände auf DNA dauert schon weit länger, als Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach versprochen worden war. Nahe läge zum Beispiel, dass ein Täter beim Anfassen des 1,5 Meter langer Holzpfahls Spuren hinterlassen hat, mit dem das Opfer gequält wurde.
Sabines Vater fragte 1993 bei der Suche im Pferdestall nach seiner seit zwei Tagen verschwundenen Tochter: Ob die 13-Jährige in eine Klärgrube gefallen sein könnte? Der zweite Verdächtige – dessen Alibi zur Tatzeit eine Lücke hat – sei bei der Frage kreidebleich geworden. So schilderte es der Vater später im Prozess gegen einen 16-Jährigen, der zunächst unter Verdacht stand, Sabine getötet zu haben.
Seltsamer Besuch am Nachmittag
Ein Teilnehmer der Suche von damals sagt: Man sei regelrecht von dem Schacht abgelenkt worden: Der sei leer und nicht mehr in Gebrauch. Die Ermittler öffneten den 70 Kilo schweren Betondeckel dennoch – und fanden die Tote.
Verdächtig war dem Gericht schon 1994: Warum besuchte Sabine am Nachmittag vor dem Mord den heute 54-Jährigen? Das habe sie nie zuvor getan. Man habe nur über Computer geplaudert, während er am PC weiterarbeitete. Nach einer halben Stunde sei sie wieder gegangen. Die Aussage bestätigte der 44-Jährige, der die zwei nach eigenen Angaben alleine ließ, um ein Auto zu reparieren. So steht es im Urteil von 1994.
Beweislage "notleidend"
Wo die 13-Jährige den Rest des Nachmittags verbrachte, ist ebenso ein Rätsel wie ihr anschließendes Verhalten: Sie tauchte laut Zeugenaussagen kurz vor 18 Uhr zum zweiten Mal an dem Reiterhof am Ortsrand auf, schloss sich einem Bekannten an, der wieder ins Dorf lief, um dann erneut zum Hof zu laufen – wo das Mädchen ermordet wurde.
Dem Richter war das Verhalten beider Männer schon 1994 im Prozess verdächtig. Im Urteil steht: Die Beweislage sei aber bei ihnen "ebenso notleidend und zweifelhaft" wie bei dem Angeklagten, den er an diesem Tag freisprach.
Schon die Überschrift als Frage und ansonsten Mutmaßungen, Spekulationen und weitere Fragen die seit Monaten in ähnlicher Weise schon zig mal geschrieben wurden.
Traurig, dass der Fall wieder nicht aufgeklärt werden kann.
Vor den ganzen Ermittlungen war es besser, jetzt ist ne Menge Schaden angerichtet worden, danke dafür an den Ermittlern.
Schwabayer kann man nur zustimmen. Ein Elend für Familie und Freunde des Opfers!