Ist der Mord an dem 16-jährigen Flüchtlingsmädchen Mezgin in Aschaffenburg bald geklärt? Dreieinhalb Jahre nach der Tat laufen die Ermittlungen gegen den Vater Hashem N., der vor zwei Monaten von der Türkei ausgeliefert worden war, auf Hochtouren. Aber noch liegt keine fertige Anklage vor. Das betonte Monika Schramm, die Leitende Oberstaatsanwältin in Aschaffenburg auf Anfrage.
Wegen Misshandlung bereits verurteilt
Wegen Misshandlung seiner Tochter Mezgin gibt es bereits ein rechtskräftiges Urteil von 2017 gegen den heute 45-jährigen Verdächtigen zu neun Monaten Haft - und eine weitere Ermittlung wegen versuchten Mordes am Freund seiner Tochter. Den soll Hashem N. nachts in den Aschaffenburger Hafen gelockt haben, um ihn zu töten, ehe er 2018 vor Haftantritt in die Türkei floh.
In Telefongesprächen von dort mit Journalisten bezeichnete er sich als unschuldig und kündigte 2018 an, er werde nach Unterfranken zurückkehren und sich stellen. Der Ankündigung folgten aber keine Taten. Im Oktober dieses Jahres wurde er festgenommen und nach Deutschland ausgeliefert.
Wegen Gewalt gegen die Tochter angeklagt
Mezgin war 2015 mit ihrem Vater aus dem syrischen Bürgerkriegsgebiet bei Aleppo geflohen. Sie ging vor ihrem gewaltsamen Tod in Aschaffenburg zur Schule. Vater Hashem kam offenbar mit dem neuen Leben nicht so gut zurecht wie Mezgin. Nach mehreren Polizeieinsätzen stand der Vater am 17. Mai 2017 wegen gewalttätigen Verhaltens gegen seine Tochter vor dem Amtsgericht. Da wurde bereits seit zwei Wochen nach dem vermissten Mädchen gesucht.
Die Leiterin ihrer Mittelschule hatte Anzeige erstattet, als sie Mezgins blaue Flecken bemerkte. Der Vater bekam eine neunmonatige Haftstrafe - ohne Bewährung. Das Gericht "ging von einer negativen Sozialprognose aus, weil der Angeklagte trotz mehrfacher Vorhalte des Gerichts weiterhin davon ausging, dass es sein gutes Recht als Vater sei, seine Tochter durch Schläge zu züchtigen,“ erklärte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft damals.
Hatte der Mörder einen Komplizen?
Vier Wochen nach dem Verschwinden seiner 16-jährigen Tochter traf sich Hashem N. nach 1 Uhr morgens mit ihrem Freund Shekho R. am Aschaffenburger Floßhafen – und soll dabei auf ihn eingestochen haben. Mit schweren Halsverletzungen kam der 23-Jährige in eine Klinik.
Danach floh der Vater. Erst sieben Monate später fanden Spaziergänger die Leiche Mezgins im Wald bei Haibach. Eine Pressemitteilung der Polizei ließ darauf schließen, dass sie auch Spuren zu einem möglichen Komplizen verfolgte, der geholfen haben könnte, nach dem Mord die Leiche zu beseitigen. Dazu "kann derzeit keine Auskunft gegeben werden", heißt es dazu jetzt von Seiten der Staatsanwaltschaft.