Dreieinhalb Jahre nach dem gewaltsamen Tod der 16-jährigen Mezgin soll sich ihr Vater Hashem N. vor Gericht verantworten. In Aschaffenburg hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen ihn erhoben. Dies bestätigte die Leitende Oberstaatsanwältin Monika Schramm auf Anfrage. Wie der Mann seine Tochter getötet haben soll und was das mögliche Motiv gewesen sein könnte, teilte die Behörde nicht mit.
2017 wurde die 16-Jährige als vermisst gemeldet
Die 16-jährige Mezgin war im Mai 2017 als vermisst gemeldet worden, nachdem es zuvor wiederholt Polizeieinsätze an ihrem Elternhaus wegen Übergriffen des Vaters gegeben hatte. Sie war 2015 mit Hashem N. aus dem syrischen Bürgerkriegsgebiet um Aleppo geflohen. Mezgin wohnte mit ihm im Landkreis Aschaffenburg.
Dort gab es immer wieder Vorfälle, weil der Vater mit der zunehmend westlichen Lebensweise seiner Tochter schwer zurecht kam. Eine Lehrerin entdeckte Spuren von Misshandlung bei der jungen Frau und erstattete Anzeige.
Das Skelett der Vermissten wurde 2018 im Wald gefunden
Verwandte wurden misstrauisch, als Mezgin von der Berufsschule nicht nach Hause kam. Vergeblich suchte die Polizei unter anderem mit Flugblättern an der Aschaffenburger Berufsschule nach der vermissten Jugendlichen. Ein Polizeihubschrauber war im Einsatz, ebenso Taucher im Main. Auch mithilfe der Fahndungssendung "Aktenzeichen XY ungelöst" suchte die Polizei nach Hinweisen.
Doch erst im Dezember 2018 fanden Spaziergänger das Skelett der 16-Jährigen bei Aschaffenburg im Wald versteckt. Da war ihr Vater längst in die Türkei geflohen, nachdem er versucht haben soll, Mezgins Freund zu erstechen.
Hashem N. wurde 2017 wegen Misshandlung verurteilt
Wegen Misshandlung seiner Tochter gibt es bereits ein rechtskräftiges Urteil des Amtsgerichts Aschaffenburg von 2017 gegen den heute 46-jährigen Verdächtigen. Er wurde zu neun Monaten Haft verurteilt. Weiterhin wird gegen ihn wegen versuchten Mordes am Freund seiner Tochter ermittelt.
Vier Wochen nach dem Verschwinden seiner Tochter im Jahr 2017 traf sich Hashem N. nach 1 Uhr morgens mit ihrem Freund am Aschaffenburger Floßhafen. Dort soll er auf ihn eingestochen haben. Mit schweren Halsverletzungen kam der 23-Jährige in eine Klinik. Danach floh Hashem N. in die Türkei. Auch diesen Fall des versuchten Mordes umfasst die Anklage, wie die Leiterin der Aschaffenburger Staatsanwaltschaft sagte. Mezgins Vater habe sich nicht zu den Vorwürfen geäußert.
In der Türkei festgenommen und nach Deutschland ausgeliefert
In Telefongesprächen auf der Flucht bezeichnete sich Hashem N. als unschuldig und kündigte 2018 an, er werde nach Unterfranken zurückkehren und sich stellen. Der Ankündigung folgten aber keine Taten. Im Oktober wurde er in der Türkei festgenommen und nach Deutschland ausgeliefert.
Ungewiss ist noch, ob auch gegen eine zweite Person ermittelt wird, die Hashem N. bei der Beseitigung von Mezgins Leiche geholfen haben könnte. Diese Spur hatten Ermittler nach Mezgins Verschwinden verfolgt, wie Polizeisprecher bestätigten. "Diese Frage kann erst nach der Hauptverhandlung im Fall des Tötungsdelikts beantwortet werden", sagte die Leitende Oberstaatsanwältin Monika Schramm auf Anfrage dieser Redaktion.