
Das Regionalwerk Main-Spessart kommt. Es soll durch gemeinschaftliche Windenergie- und Photovoltaikanlagen die Energiewende im Landkreis Main-Spessart fördern. Kritik gab im Kreistag daran, dass Städte und Gemeinden, die an einem Energieversorgungsunternehmen beteiligt sind, das im Aufsichtsrat der Main-Spessart GmbH vertreten ist, selbst keinen Vertreter in den Aufsichtsrat entsenden dürfen. Das betrifft zum Beispiel die Städte Karlstadt, Gemünden und Lohr, die Märkte Thüngen und Zellingen sowie die Gemeinden Partenstein und Frammersbach.
Das sprach im Kreistag zuerst Lohrs Bürgermeister Mario Paul an und hinterfragte die Reglung im Gesellschaftervertrag. Dazu erklärte Sebastian Kühl, diese solle Interessenskonflikte verhindern. Darauf hätten auch Energieversorger hingewiesen. Zuvor hatte er von einer intensiven Zeit gesprochen. Insbesondere mit Veröffentlichung der geplanten neuen Vorranggebiete für Windkraft im Regionalplan am 22. Januar sei bei überregionalen Projektentwicklern eine Art Goldgräberstimmung ausgebrochen. Mit dem Regionalwerk soll gerade hier gegengesteuert werden, indem wiederum Projektgesellschaften gegründet werden, die einzelne oder mehrere Projekte planen, bauen und betreiben sollen.
Paul und Hombach kritisieren Regelung
Damit sei eine vertrauensvolle Zusammenarbeit nicht möglich, befand Mario Paul. Die Regionalwerke der Landkreise Miltenberg, Kitzingen und Bad Kissingen hätten keinen derartigen Passus im Gesellschaftervertrag, der einen Zwei-Klassen-Gesellschaft manifestiere. Obwohl er die Idee des Regionalwerkes gut finde und ausdrücklich begrüßen, könne er so nicht zustimmen.
Der Aufsichtsrat des Regionalwerks besteht aus 14 Mitgliedern: Drei vom Landkreis inklusive der Landrätin, vier aus dem Kreis der Energieversorgungsunternehmen und sieben von Städten und Gemeinden.
Kraft findet Regelung wichtig
Auch Karlstadts Bürgermeister Michael Hombach kritisierte die Regelung. Es werde bereits ein Defizit samt Nachschusspflicht prognostiziert, das Karlstadt bei einem Beitritt 60.000 bis 80.000 Euro in zehn Jahren kosten werde, "aber wir sollen nicht mitreden dürfen". Im Fall der an der Energieversorgung beteiligten Gemeinden gehe es immerhin um ein Viertel aller Bürger im Landkreis.
Kreisrat Gerhard Kraft begrüßte dagegen die Regelung, ohne dieses Paragrafen könne er nicht zustimmen. Er hatte das Regionalwerk in einer Fraktionsstellungnahme in den höchsten Tönen gelobt. Die Akzeptanz gerade der Windenergie könne nur gesteigert werden, wenn die Bürger direkte Vorteile wie Beteiligungen zu attraktiven Zinsen oder günstigere Strompreise nutzen können.
Der geschäftsführende Beamte Otto Streitenberger sagte, wichtig sei, dass die Kommunen über das Regionalwerk erstmals von der Energiewende profitieren können.
Beitritt mit drei Gegenstimmen beschlossen
Christian Holzemer sah sich Bürgermeister Frammersbach nicht als Gemeinde zweiter Klasse. Jede Kommune könne Gesellschafter des Regionalwerkes werden und sich einbringen. Die Zeit sei reif, es auf den Weg zu bringen. Franz-Josef Sauer (Arnstein) bemerkte, die Gründung des Regionalwerkes müsse schnell gehen. Wichtig sei generell gewesen, die Energieversorgungsunternehmen als wichtige Partner einzubinden.
Der Landkreis lässt sich das Regionalwerk 3750 Euro für 15 Prozent Anteil am Stammkapital und in den nächsten zehn Jahren insgesamt 485.000 Anschubfinanzierung kosten. Außerdem beteiligen sich sechs im Landkreis Main-Spessart aktive Energieversorgungsunternehmen mit 26 Prozent am Stammkapital (zusammen 6500 Euro). Das sind die Energieversorgung Gemünden, die Rhönenergie Erneuerbare, ÜZ Natur Holding, Energieversorgung Lohr-Karlstadt und Umgebung, Bayernwerk und City-USE.
Beim Beschluss zum Beitritt des Landkreises zum Regionalwerks Main-Spessart gab es im Kreistag drei Gegenstimmen.