
Wie es im Zuständigkeitsbereich des regionalen Planungsverbandes Würzburg in Sachen Windkraft weitergehen soll, damit befasste sich der zugehörige Planungsausschuss in seiner gemeinsamen Sitzung mit der Verbandsversammlung am Mittwoch in der Stadthalle Arnstein. Zum regionalen Planungsverband Würzburg gehören neben der Stadt Würzburg die Landkreise Main-Spessart, Kitzingen und Würzburg mit zusammen 123 Gemeinden.
Nachdem vor rund anderthalb Jahren der damalige Stand des regionalen Windenergiekonzeptes vorgestellt worden war, folgte anschließend der Austausch mit den Fachstellen und den betroffenen Kommunen. Nun ist man einen großen Schritt weiter: Der Entwurf für das fortgeschriebene Konzept steht.
3,1 Prozent der Fläche sind nun Vorranggebiet
Laut der Regionsbeauftragten Brigitte Ziegra-Schwärzer wurden zwischenzeitlich etliche Vorbehaltsgebiete zu Vorranggebieten hochgestuft und einige Vorranggebiete erweitert. Somit habe man nun 85 Vorranggebiete mit einer Fläche von zusammen 9510 Hektar; dies seien 3,1 Prozent der Gesamtfläche der Region. In Vorranggebieten hat die Nutzung für Windkraft Vorrang vor allen anderen Nutzungen, in Vorbehaltsgebieten hat die Gewinnung von Bodenschätzen mehr Bedeutung als die Windkraft.
Bayernweit sollen bis zum Jahr 2032 mindestens 1,8 Prozent der Landesfläche für Windkraftnutzung ausgewiesen werden. Eine gleichmäßige Verteilung der Windräder ist allerdings nicht möglich. Das hängt zum einen damit zusammen, dass der Wind nicht überall ausreichend bläst, zum anderen aber auch mit Faktoren wie Natur-, Arten- und Denkmalschutz. Ebenfalls berücksichtigt werden müssen Belange des Militärs und der Luftfahrt.
Laut Ziegra-Schwärzer wird der Windenergieausbau in den Landkreisen Würzburg und Kitzingen, sowie im Bereich Hammelburg und im Landkreis Main-Spessart durch Militär und Luftfahrt stark eingeschränkt. In den Naturparken Spessart und Steigerwald sowie im südöstlichen und nördlichen Teil der Region sei dies aufgrund des Arten- und Natura-2000-Schutzes der Fall.
Regierung: "Umzingelung" von Gemeinden vermieden
Aktuell werden ihr zufolge die meisten Windkraftanlagen im Landkreis Würzburg betrieben. Freigehalten von Windkraftanlagen werde der südliche Steigerwald und der Kernbereich des Spessarts. Am Rande des Spessarts seien Vorranggebiete bei Frammersbach und Fellen sowie bei Neustadt und Neuendorf vorgesehen.
Von den aktuell geplanten Windkraft-Vorranggebieten mit zusammen 9510 Hektar liegen laut Ziegra-Schwärzer 4094 Hektar (43 Prozent) in Wäldern. Auf Landschaftsschutzgebiete entfielen 2879 Hektar (30 Prozent). Davon wiederum lägen 2097 Hektar im Spessart, 733 Hektar im Steigerwald und 59 Hektar im Bereich der Mainschleife bei Volkach.
Oliver Weidlich, Leitender Regierungsdirektor in der Regierung von Unterfranken, betonte, man habe bei der Aufstellung des Konzeptes darauf geachtet, eine "Umzingelung" von Gemeinden zu vermeiden. Sabine Sitter, Planungsverbandsvorsitzende und Landrätin des Main-Spessart-Kreises, sprach von einem "sehr guten Plan, der heute vorgestellt wird", wohl wissend, dass es auch entgegenlaufende Einzelinteressen gibt. Dies zeigte sich bereits in der Sitzung, wo mehrere Bürgermeister für ihren Zuständigkeitsbereich Einwände gegen den Plan vorbrachten.
Endgültiger Beschluss wohl im Herbst
Nichtsdestotrotz beauftragte der Planungsausschuss den Planungsverband auf Basis des vorgestellten Windenergie-Konzeptes das erforderliche Beteiligungsverfahren durchzuführen; dieser Beschluss fiel mit 19:2 Stimmen.
Die öffentliche Auslegung werde voraussichtlich in diesem Frühjahr erfolgen und der endgültige Beschluss zur Fortschreibung des Konzeptes könne dann eventuell im Herbst gefasst werden, hieß es.
Über Grundsätzliches zum Thema Windenergie informierte "Windkümmerer" Dirk Vetter von der Endura kommunal GmbH (Freiburg). Ihm zufolge sollen in Deutschland bis zum Jahr 2045 die Treibhausgas-Emissionen auf null reduziert werden, bei gleichzeitiger Erhöhung der Stromproduktion aufgrund wachsenden Verbrauchs.
Laut Vetter liefert ein einziges Windrad mit einer Nabenhöhe von 170 Meter und einer Rotorlänge von 86 Meter 12.000 bis 16.000 Megawattstunden Strom pro Jahr. Das sei ausreichend für 8500 bis 11.500 Personen oder für 75 Millionen Fahrkilometer mit dem E-Auto.
Windrad braucht Zwei-Drittel-Fußballfeld
Ökologisch amortisiere sich ein solches Windrad bereits nach acht bis elf Monaten. Der Gesamtflächenbedarf einer Windkraftanlage liege in etwa bei zwei Dritteln eines Fußballfeldes. Umgerechnet auf eine Megawattstunde benötige ein Windrad 0,3 Quadratmeter und liege damit deutlich besser als andere erneuerbare Stromerzeugungen; bei Freiflächen-Photovoltaik seien es zwölf Quadratmeter und bei Bioenergie 500.
Was möglichen Schattenwurf und Geräusche betreffe, gebe es strenge Rahmenbedingungen. Gleiches gelte für den Einsatz des Isoliergases Schwefelhexafluorid, das in Schaltanlagen von Windrädern verwendet werde.
Mit Windkraftanlagen sei es möglich, die lokale Wertschöpfung zu steigern, sagte Vetter; die Möglichkeiten seien "sehr vielfältig".
Letztes Jahr wurden in Bayern per Saldo 5 (9 Zubau, 4 Rückbau) Windräder gebaut. In ganz Deutschland wurden fast 20x soviel neue Windräder gebaut!
In Bezug auf die installierte Leistung steht Bayern noch schlechter da:
2, 67 GW Bayern
63,5 GW Deutschland
https://www.windbranche.de/windenergie-ausbau/bundeslaender/bayern
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/20116/umfrage/anzahl-der-windkraftanlagen-in-deutschland-seit-1993/