
Eine hochrangige Delegation des Bund Naturschutz in Bayern (BN) besuchte am Dienstag den Spessart. Am Naturschutzgebiet Rohrberg forderte sie von der Bayerischen Staatsregierung, den Weg zur Biosphärenregion Spessart freizumachen und deutlich mehr Staatswaldflächen für die Kernzone bereitzustellen. Dies könnte nach den noch fehlenden Ratsbeschlüssen der Kommunen und einer anschließenden Information der Landkreise Aschaffenburg, Main-Spessart und Miltenberg sowie der Stadt Aschaffenburg an die Staatsregierung zum aktuellen Stand geschehen.
Der BN-Ehrenvorsitzende Hubert Weiger sah im Spessart einen klaren "demokratischen Willen der Mehrheit": "Über 80 Prozent der Betroffenen wollen die Biosphärenregion im Spessart. Es gibt kein Argument mehr, sie abzulehnen." Die für die Kernzone notwendige Fläche gehöre dem Freistaat, sei also Bürgerwald. Ministerpräsident Markus Söder sei gefordert, im Interesse der Bürger zu handeln und deren Willen auch gegen den Widerstand des zuständigen Ministers Hubert Aiwanger durchzusetzen.
Immer habe es geheißen, dass der Wunsch der Region entscheidend sei. "Deshalb muss jetzt konsequent weitergegangen werden", forderte Steffen Scharrer, BN-Kreisvorsitzender in Miltenberg und Mitglied im Landesvorstand. "Der Rückhalt in der Bevölkerung für dieses Projekt ist riesig. Im Grunde stellt sich die Frage gar nicht mehr, ob das Biosphärenreservat überhaupt kommt." Man müsse vielmehr fragen, wann es umgesetzt werde, fand er. Inzwischen hätten sich bereits 54 Städte und Gemeinden im Spessart für eine Biosphärenregion ausgesprochen. Das seien drei Viertel der Kommunen im Spessart, die insgesamt rund 332.000 Einwohner repräsentierten, also knapp 86 Prozent der Bevölkerung. Und selbst ohne die Stadt Aschaffenburg seien es noch 82 Prozent.
BN fordert zehn Prozent Naturwald im Spessart
Die bayerische Staatsregierung müsse die "Realität anerkennen und den Weg frei machen", forderte Martin Geilhufe, Landesbeauftragter des BN. Aiwanger solle den Wunsch der Bevölkerung vor Ort akzeptieren, seine Blockadehaltung aufgeben und ausreichend Flächen bereitstellen. Falls der gesamte Spessart Biosphärenregion werden soll, werden für die Kernzone knapp 5000 Hektar benötigt. Etwa 2000 Hektar Staatswald im Spessart sind bereits stillgelegt, wobei aber nur die Hälfte die Größenvorgabe von mindestens 50 Hektar erfüllen.
Von den Kommunen wurden bisher etwa 860 Hektar zugesagt. Die noch fehlende Fläche soll nach den Vorstellungen des BN vom Freistaat kommen. Der gesetzliche Anteil von mindestens zehn Prozent Naturwald in den Staatsforsten müsse nun endlich auch für den Spessart gelten. Hier seien es bislang nur etwa fünf Prozent, während bayernweit die Vorgabe erfüllt sei. Damit würden sich dann die bisherigen 2000 Hektar, die vom Freistaat kommen, auf 4000 verdoppeln. Die weiteren 2000 Hektar könnten dabei um die kleineren Flächen herum gelegt werden.
Sebastian Schönauer: "Niemandem wird ein Holzrecht weggenommen"
Erwin Scheiner, BN-Vorsitzender in Main-Spessart, verwies auf die großen Chancen, die ein sanfter Tourismus für die Biosphärenregion Spessart bringen würde. Er wisse aus Gesprächen, dass sich die Betroffenen viel davon versprechen und hoffe daher auf "Einsicht in München".

"Wir müssen natürlich die Entscheidung der wenigen Gemeinden respektieren, die nicht dabei sein wollen. Aber die Tür wird für alle offen bleiben", versicherte Ruth Radl, stellvertretende Vorsitzende der Kreisgruppe Aschaffenburg und Mitglied im Landesvorstand. Es gebe "genug Fläche, dass alle Spessartrechtler weiter ihr Holz kriegen". Eine Biosphärenregion nehme niemandem etwas weg. Dass die Holzrechte in Gefahr seien, sei eine Scheindebatte.
"Niemandem wird ein Holzrecht weggenommen", stellte auch der frühere Weiger-Stellvertreter Sebastian Schönauer aus Rothenbuch fest. Der langjährige Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Hafenlohrtal ist selbst seit mehr als einem halben Jahrhundert Holzrechtler.