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Karlstadt
Mehr Naturschutz auf städtischen Äckern: Neue Strategie sorgt unter Karlstadter Stadträten für Diskussion
Wie kann die Stadt Karlstadt die Biodiversität auf eigenen landwirtschaftlichen Flächen effektiv fördern? Darüber debattierten die Räte am Dienstag im Landwirtschaftsausschuss.
Die Stadt Karlstadt will auf ihren Flächen die Biodiversität fördern. Nicht alle Stadträte sind von der Strategie überzeugt. (Archivfoto)
Foto: Thomas Obermeier | Die Stadt Karlstadt will auf ihren Flächen die Biodiversität fördern. Nicht alle Stadträte sind von der Strategie überzeugt. (Archivfoto)
Stefanie Koßner
 |  aktualisiert: 08.07.2023 05:10 Uhr

Vor einem Jahr hatte der Karlstadter Bau-, Umwelt-, Land- und Forstwirtschaftsausschuss eine neue Strategie beschlossen, die die Artenvielfalt auf landwirtschaftlichen Flächen der Stadt fördern soll. Im Dialog mit den Pächterinnen und Pächtern sollen künftig naturschonende Bewirtschaftungsformen umgesetzt werden.

So sollen mehr Streuobst, Hecken oder Altgrasstreifen angepflanzt und erhalten, extensive Wiesen- und Weidenutzung gefördert oder der Wasserrückhalt in der Fläche verbessert werden. Das Konzept sorgte jetzt im Zuge der neuen Verpachtung von Flächen für eine rege Diskussion im Gremium. Der Ausgangspunkt: Maßgeblich für eine Verpachtung ist ein "Drei-Stufen-Modell", nach dem die Flächen geprüft und in drei Kategorien eingeteilt werden. Dies übernimmt der Landschaftspflegeverband.

Landschaftspflegeverband: Nur wenige Flächen mit Handlungsbedarf

Flächen aus Kategorie eins werden ohne konkrete Empfehlung weiter landwirtschaftlich genutzt. Dazu zählen etwa sehr kleine Flurstücke. Für Grundstücke der Kategorie zwei sollen sich die Pächterinnen und Pächter verpflichtend über Fördermöglichkeiten beraten lassen. Für Flächen der Kategorie drei werden konkrete Maßnahmen zur Biodiversität mit den Pächtern vereinbart. Dies sind etwa Felder mit schlechter Bodenqualität.

Grundstücke, die zur Neuverpachtung anstehen und in Kategorie eins und zwei fallen, nimmt der Ausschuss zur Kenntnis. Über Grundstücke in der Kategorie drei wird ein Beschluss gefasst. Der Landschaftspflegeverband sieht bei den in diesem Jahr zu verpachtenden Flächen wenig Handlungsbedarf. Viele würden bereits nachhaltig genutzt, nur ein Grundstück in der Gemarkung Stetten wurde in Kategorie drei eingestuft. Es soll künftig als Wiese verpachtet werden. Zudem wird empfohlen, Streuobst anzupflanzen. Die restlichen 17 fallen in Kategorie eins und zwei.

Kritik der Grünen an der Ausführung des Konzepts

Armin Beck und Horst Wittstadt von den Grünen wollten die Einteilung allerdings nicht unkommentiert stehen lassen. Beck kritisierte das Konzept bereits vor einem Jahr als zu defensiv und allgemein. Auch die Abgabe von Entscheidungen an den Landschaftspflegeverband monierte er.

Jetzt nannte er als Beispiel einen Acker in Karlburg, der nun als Grünland verpachtet werden soll. Beck: "Wenn der Landschaftspflegeverband Verbesserungen zur Biodiversität macht, das dann aber unter Kategorie eins fällt, passt das nicht zusammen." Laut Stadtkämmerer Ralf Liebl fällt eine Fläche unter drei, wenn konkrete Naturschutzmaßnahmen anstehen. Das sei hier nicht der Fall, das Grundstück werde weiterhin landwirtschaftlich genutzt. "Jetzt eben als Grünland."

Armin Beck: In Laudenbach gibt es mehr Strukturen in der Landschaft als in Stetten

Theo Dittmaier (CSU) forderte, keine konkreten Vorgaben zur landwirtschaftlichen Nutzung zu machen. Er plädierte zudem emotional dafür, nicht zu viele der für die Ernährung der Bevölkerung wichtigen Ackerflächen aufzugeben. Bereits im Zuge der Flurbereinigung sei viel für die Biodiversität getan worden.

Für einen schmalen Acker in der Gemarkung Stetten – eigentlich Kategorie eins – beschloss das Gremium auf Anregung von Wittstadt und Beck, hier Maßnahmen für mehr Naturschutz durchzuführen – wenn der Pächter bereit ist, das Grundstück zu tauschen. Wittstadt: "Das wäre hier etwas für kleinere Tiere wie Hasen, da müsste man sich reinknien." Laut Armin Beck gibt es in Laudenbach bereits viele Strukturen wie Wald und Hecken in der Landschaft, nicht so jedoch in Stetten. Auf der konkreten Fläche könne die Stadt einen Effekt erzielen und zeigen, "dass wir nicht nur die Pflicht, sondern auch die Kür können".

 
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