
Aksana Brückner und ihr Team haben es geschafft: Seit zweieinhalb Jahren kämpfen sie dafür, ihre Kindertagespflege in der Karltstadter Altstadt in eine sogenannte Mini-Kita umzuwandeln. Der Status als Mini-Kita hat vor allem für Eltern einen großen Vorteil: Sie bekommen die Kinderbetreuung dann wie einen ganz normalen Kita-Platz bezuschusst. Wer sein Kind im Kindergartenalter bisher an fünf Tagen in der Woche für acht Stunden in die Tagespflege geschickt hat, musste im Monat knapp 800 Euro bezahlen. Nach den Kita-Gebühren für die Stadt Karlstadt werden ab Oktober in der Mini-Kita nur noch 185 Euro fällig.
Außerdem können sie als Mini-Kita zehn statt bisher nur acht Plätze anbieten. Grundsätzlich erlaubt das Konzept sogar bis zu 15 Plätze – doch die Räumlichkeiten von Brückner in der Hauptstraße in Karlstadt bieten nur Platz für zehn Kinder.
Neues Konzept war Herausforderung für Behörden
Hinter Brückner und ihren zwei Kolleginnen Anja Rützel (Erzieherin) und Anne-Marie Raue (Ergänzungskraft für Mini-Kitas) liegen zweieinhalb anstrengende Jahre. Als Brückner angefangen hat, sich für das Konzept Mini-Kita zu interessieren, gab es in ganz Unterfranken noch keine solche Einrichtung, auch die Behörden hatten also noch keine Erfahrung mit Auflagen und Genehmigungen. Brückner und Raue haben sich fortgebildet zur Fachkraft für Kindertageseinrichtungen beziehungsweise zur Ergänzungskraft für Mini-Kitas, haben Kurse besucht und Stunden in bestehenden Kitas gesammelt. Außerdem mussten sie eine Nutzungsänderung für ihre Räume beantragen, viel kommunizieren mit Stadt, Bauamt, Landratsamt und Regierung von Unterfranken. Stadt und Bürgermeister hätten die Dringlichkeit gesehen und viele Vorgänge beschleunigt, sagt Brückner.
Die Karlstadter Mini-Kita ist die erste im Landkreis, beim Landratsamt liegen noch keine weiteren Anträge vor. Das Konzept wird in Bayern seit 2019 getestet. Sie unterliegt den gleichen Vorschriften wie reguläre Kitas, der wesentliche Unterschied ist, dass in der Mini-Kita maximal zwölf Kinder gleichzeitig betreut werden dürfen. Eine Tagesmutter kann hier mit mehreren Zusatzqualifizierungen in den Personalschlüssel eingerechnet werden. Aktuell läuft außerdem eine Experimentierphase, in der Mini-Kitas bis zu 15 Kinder aufnehmen dürfen, von drei Betreuungskräften muss dann nur eine pädagogische Fachkraft sein. Normalerweise liegt diese Quote bei 50 Prozent.
Weitere Mini-Kitas in Planung
Mit dem bayerischen Familienministerium hat Brückner nun einen Modellvertrag unterzeichnet. Ihre Einrichtung wird durch die pädagogische Qualitätsbegleitung vom Staatsinstitut für Frühpädagogik unterstützt.
Brückner hat selbst drei Kinder, hat im ersten Berufsleben Köchin gelernt, Gastronomie, Hotellerie und Tourismus studiert und zuletzt als Hausdame in der Hotelbranche gearbeitet. Als das erste Kind kam, war damit Schluss. "Um 7 Uhr fing mein Dienst im Hotel an, aber erst um 7.15 Uhr machte die Kita in Karlstadt auf. Da habe ich mich selbstständig gemacht." Zunächst bietet sie Schulkindbetreuung an, dann die Tagespflege.
Wenn das Modell in Karlstadt gut anläuft, hat Brückner vor, Mini-Kitas in weiteren Orten im Landkreis zu gründen. "Ich kann mir das Konzept gut für kleine Orte oder Ortsteile vorstellen, die keine Kita mit drei Gruppen stemmen können", sagt sie. In einer Mini-Kita könnten die Kinder wohnortnah betreut werden, ohne dass die Eltern für jede Strecke zehn Minuten mit dem Auto in den nächstgrößeren Ort fahren müssen.
Fachkräfte haben schon angeklopft
Auch das Landratsamt bewertet das Modell positiv. Die kleine Gruppengröße und die vereinfachten Voraussetzungen zur Eröffnung machten Mini-Kitas zu einer guten Ergänzung, heißt es auf Anfrage aus der Pressestelle.
Und der Fachkräftemangel? Der macht Aksana Brückner keine Sorgen. "Mich haben schon einige gefragt, wann die zweite Mini-Kita kommt und ob sie dann dort anfangen können", sagt sie. Durch den guten Betreuungsschlüssel – zwei Betreuer auf zehn Kinder – sei das Arbeiten in der Mini-Kita angenehmer, die Lautstärke nicht so anstrengend, die Absprachen mit den Eltern leichter, Kinder könnten gezielter gefördert werden, alles sei eben ein bisschen familiärer. Brückner möchte sich außerdem als Multiplikatorin qualifizieren, damit sie in ihrer Einrichtung selbst Tagesmütter ausbilden kann.
Wer sein Kind im Kindergartenalter bisher an fünf Tagen in der Woche für acht Stunden in die Tagespflege geschickt hat, musste im Monat knapp 800 Euro bezahlen. Nach den Kita-Gebühren für die Stadt Karlstadt werden ab Oktober in der Mini-Kita nur noch 185 Euro fällig
Kann es sein, dass Sie den Unterschied zwischen privater Tagespflege und kommunalem Kindergarten nicht verstehen?