Über die Praxis der Vergabe der Corona-Impftermine kann Gunter D. nur den Kopf schütteln. Er wohnt in einem Ort im Saaletal, ist 66 Jahre alt und als solcher in der Priorisierungsgruppe 3 eingestuft. "Ich habe am Vatertag in der vergangenen Woche eine Aufforderung per SMS erhalten, mich beim Impfzentrum in Lohr für einen Termin zu melden", sagt er. Doch gefreut habe er sich darüber nicht, denn wichtiger sei es für ihn gewesen, dass seine Ehefrau einen Impftermin erhält. Diese ist zwar noch keine 60 Jahre alt, betreut aber ihre pflegebedürftige Mutter und arbeitet zudem im Einzelhandel. Damit ist sie in der Priorisierungsgruppe 2 gemeldet. "Warum bekomme ich vor meiner Frau einen Termin, obwohl diese in der Priorisierung vor mir liegt", fragt sich Gunter D.
Wie lässt sich das erklären? Florian Schüßler, Leiter des Impfzentrums in Lohr, gibt zu, dass er darauf keine Antwort hat. Wenn es so gewesen ist, sei das nicht korrekt. Er wolle dies prüfen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Gunter D., als er sich wie aufgefordert beim Impfzentrum gemeldet hat, abgewiesen worden ist. Er wurde gebeten, in der nächsten Woche noch einmal um einen Termin zu bitten.
Florian Schüßler ist auf Anfrage der Main-Post sehr um Transparenz bemüht. Er bestätigt, dass noch nicht alle Personen der Prioritätsstufe 2 im Landkreis Main-Spessart geimpft worden sind. "Bei uns sind noch 750 Personen ohne Impfangebot registriert", sagt er. Die Ehefrau von Gunter D. gehört dazu. Ob diese in den nächsten Tagen an der Reihe ist, ist aber ungewiss. Denn im Impfzentrum hat laut Schüßler in dieser Woche die Welle der Zweitimpfungen begonnen. "Es werden ausschließlich bis auf wenige Ausnahmen Zweitimpfungen erfolgen", sagt er. Dies werde sich in den nächsten Wochen nicht ändern.
750 Personen in Priorität 2
Nachdem in den vergangenen Wochen der Schwerpunkt auf den Erstimpfungen lag, wechselt dies nun, erklärt Schüßler. Denn die Liefermengen der Impfstoffe für die Impfzentren sind begrenzt. Viele Zweitimpfungen ließen sich nicht länger aufschieben. Dies führe dazu, dass die Erstimpfungen mehr oder weniger gestrichen werden. Schüßler hofft, dass es trotzdem gelingt, den verbleibenden 750 Personen in der Priorität 2 ein Impfangebot bis Ende Mai machen zu können. In der Priorität 3 seien beim Impfzentrum in Lohr über 14 000 Personen noch ohne Impfangebot registriert.
Schüßler ist nicht glücklich mit der Deckelung der Impfstoffe für die Impfzentren. "Wir sind organisatorisch in der Lage, weit mehr Leute zu impfen, müssen aber politisch gewollt mit angezogener Handbremse agieren", entrüstet er sich. "Impfturbo sieht anders aus." Derzeit werden zirka 500 Personen täglich geimpft, doppelt so viele wären möglich.
Liefermengen für Impfzentren begrenzt
Der Hintergrund ist, dass die Konferenz der Gesundheitsminister empfohlen hat, die Liefermengen für die Impfzentren zu begrenzen, um mehr Impfstoffdosen für die niedergelassenen Ärzte und ab Juni auch für die Betriebsärzte bereitzustellen. Viele Impfwillige fahren deshalb mehrgleisig. Sie melden sich nicht nur beim Impfzentrum, sondern auch bei den Haus- und Fachärzten an. Schüßler hat dafür nicht nur Verständnis, er empfiehlt es sogar. Aber er bittet darum, wenn man einen Termin bekommen hat, sich an den anderen Stellen wieder abzumelden. Allerdings seien viele Ärzte im gleichen Dilemma wie die Impfzentren. Auch sie müssen den zur Verfügung gestellten Impfstoff für nötige Zweitimpfungen verwenden.
Ein ländlicher Landkreis wie Main-Spessart könnte daher nach Ansicht von Schüßler bei der Impfkampagne ins Hintertreffen geraten. Denn die Versorgung mit Haus- und Betriebsärzten ist geringer als in den Ballungsgebieten. "Die Schere werde weiter auseinandergehen", befürchtet er und fordert daher mehr Impfstoff für das Impfzentrum.
Dies gilt nicht für die Verantwortlichen im Impfzentrum in Lohr, welche ihren Job
vorbildlich machen , sondern für Gesundheitsminister welche für die Liefermengen
verantwortlich sind.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1200499/umfrage/prognose-zu-lieferungen-von-corona-impfstoffen/
https://www.mainpost.de/regional/rhoengrabfeld/rhoener-landrat-haelt-trappatoni-wutrede-auf-das-impf-desaster-art-10605546
Mann kann nur noch den Kopf schütteln.
Laut Söder und Spahn sollte doch jeder bis zum Sommer ein Impfangebot bekommen.
Wann reagieren endlich unsere Abgeordeten im Bundestag und Landtag, damit in Unterfranken auch endlich mehr Impfstoff ankommt ? Andere Landkreise (z.B. in Oberbayern) werden offensichtlich besser versorgt.