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Lohr: Wie ein DJ die Coronakrise meistert
Auch der Lohrer Künstler Simon Schaub leidet unter den abgesagten Auftritten. Warum er in Coronazeiten dennoch sehr gefragt ist und wie seine Musik in der Krise helfen soll.
Ein Bild aus besseren Zeiten: Die Lohrer DJs Simon Schaub (vorne) und Fabio Cassarino bei einem gemeinsamen Auftritt.
Foto: Lukas Seufert | Ein Bild aus besseren Zeiten: Die Lohrer DJs Simon Schaub (vorne) und Fabio Cassarino bei einem gemeinsamen Auftritt.
Nicolas Bettinger, Volontär, Mediengruppe Main-Post
Nicolas Bettinger
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:17 Uhr

Kaum ein Bereich des öffentlichen Lebens ist derzeit nicht von den Einschränkungen betroffen, die das Coronavirus mit sich bringt. Besonders hart trifft es dabei auch selbstständige Künstler, die von Auftritten in der Öffentlichkeit leben. Simon Schaub aus Lohr ist DJ, auch bekannt als "Simon VDS", legt regelmäßig elektronische Musik auf und bringt damit Menschenmengen zum Tanzen. Aktuell ist das nicht möglich und Schaub sagt ganz deutlich: "Es ist auf jeden Fall eine Einbuße." Doch glücklicherweise muss der 30-Jährige nicht nur von der Musik leben. Hauptberuflich ist er examinierter Altenpfleger und derzeit wohl so gefordert wie nie.

Abseits von Turntables und Discolicht leitet Schaub, auch Fachpfleger für Gerontopsychiatrie, eine Station im Caritas-Seniorenzentrum St. Martin in Lohr. Er erlebt die aktuelle Corona-Krise somit an forderster Front. "Die Organisation ist erschwert im aktuellen Pflegealltag. Schon vor der Krise mangelte es uns an Personal", sagt Schaub. Derzeit habe man deshalb mit einer noch höheren Belastung und Mehrarbeit zu kämpfen. Hygiene und Infektionsschutz führten zu einem erheblichen Zeitaufwand. Gerade in diesen Zeiten ist die Musik für den Lohrer ein immens wichtiger Anker. Denn: "Das DJ-Dasein als Künstler gleicht meinen Arbeitsstress aus."

Finazielle Einbußen durch abgesagte Auftritte

Dieser Ausgleich kann derzeit nur bedingt ausgelebt werden. "Da jeder Künstler in der Musikbranche aktuell weltweit davon betroffen ist, wurden bereits einige Auftritte verschoben", sagt Schaub. Eine Diskothek in Baden-Württemberg, in der er vergangenes Wochenende hätte spielen sollen, habe nun sogar für immer geschlossen. Schaub betont: "Man kalkuliert ja auch weitsichtig mit seinen Gagen und plant damit im Alltag." Die Ausfälle würden sich natürlich auch finanziell bemerkbar machen. Ein für Anfang April geplantes Event musste abgesagt werden. "Das wäre unser Startkapital gewesen für ein Open-Air in Lohr im Juli. Natürlich haben wir alleine schon aus moralischer Sicht das ganze rechtzeitig abgeblasen."

Simon Schaub (links) und Fabio Cassarino hoffen, dass sie bald wieder gemeinsam auftreten können.
Foto: Stephanie Schmiedl | Simon Schaub (links) und Fabio Cassarino hoffen, dass sie bald wieder gemeinsam auftreten können.

Doch trotz der prekären Lage sieht Schaub auch etwas Positives in der Corona-Krise. "Wir haben nun mehr Raum für unsere Produktionen." Seit Jahren legt der gebürtige Karlstadter auf Veranstaltungen und Clubs in der Gegend Techno und House auf. Zusammen mit seinem Lohrer Kumpel Fabio Cassarino, hauptberuflich Trainer für Musikproduktion, produziert er seit 2017 unter dem Namen "Pindura" eigene Musik. "Im letzten Jahr haben wir uns übers Internet mit einem Produzenten aus Neu-Delhi für ein Projekt vereint", erzählt Schaub. Dazu schickten sie sogar einen indischen Sänger ins Studio. Die neunminütige Nummer "Brahmanda" (Das Universum) erschien bereits im Januar, wurde auf Spotify über 6000-, auf Youtube knapp 7000-mal gestreamt.

Neuer Song soll gut in die Krisenzeit passen

Am 30. März brachten die beiden Musiker nun die "Radio Edit" von Brahmanda, "quasi die Kurzversion des originalen Tracks, der DJ-freundlich und zu lang für den normalen Musikhörer ist", heraus. Warum das Lied gerade jetzt gut passt? "Wir alle befinden uns aktuell in einer Zeit, in der man zum Selbstreflektieren gezwungen wird", sagt Schaub. "Brahmanda" passe deswegen umso besser gerade in das Gehör der ganzen Welt. Durch die Kooperation mit dem indischen Kollegen sei man im Umkreis zudem einzigartig, betont der Liebhaber des melodischen Technos.

"Wir alle befinden uns aktuell in einer Zeit, in der man zum Selbstreflektieren gezwungen wird."
Simon Schaub, DJ aus Lohr

In der warmen, emotionalen, aber tanzbaren Nummer vertreibe der Sänger "Mandy Shiromani" alle Negativitäten in Form eines Mantras. "Es eröffnet dadurch alle Positivitäten, passend auch zur aktuellen Corona-Krise", so Schaub. Geplant sei deshalb ein Video auf Youtube, wo man den genauen Text nachlesen könne. Zusammen mit Fabio Cassarino nutzt Simon Schaub die Zeit der abgesagten Veranstaltungen, um das Projekt "Pindura" weiterzuentwickeln. Eines verschweigt der Künstler jedoch nicht. "Wir hoffen, dass es bald wieder losgehen kann und wir sogar schon im Frühsommer wieder gemeinsam Festivals und Open-Airs besuchen können." Ob das realistisch ist, müssten die Statistiken der Corona Entwicklung in nächster Zeit zeigen.

 
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