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WIESENFELD
Macher am Mischpult: DJ Simon VDS
Macher am Mischpult Musik hören kann jeder. Mit Musik Menschen zum Tanzen zu bringen, beherrscht dagegen nicht jeder. Wie wird man DJ? Und warum? Ein Gespräch mit Simon VDS gibt Antworten.
Das Gespräch führte Lucia Lenzen
 |  aktualisiert: 26.04.2023 16:47 Uhr

Gerade erst hat er den Titel „examinierter Altenpfleger“ erhalten, den Titel „DJ“ hat Simon Schaub aus Wiesenfeld allerdings schon länger. Seit er 16 Jahre alt ist, legt der heute 22-Jährige Musik auf – mittlerweile auch ab und zu in Würzburg. Im Interview erzählt er unter anderem, wie er mit dem Musik-Virus infiziert wurde, was junge Menschen in Main-Spessart heutzutage zum Tanzen bringt und wie man auch ohne Platten scratchen kann.

Frage: Wann wolltest du Musik nicht mehr nur hören, sondern beeinflussen, auflegen, mixen?

Schaub: Ich war mit 15 Jahren zum ersten Mal auf einer Veranstaltung, auf der ein älterer Freund aufgelegt hat. Das hat mich total begeistert. Das war mein Musikgeschmack, das, was ich zuhause gehört habe. Und plötzlich sehe ich, wie die Leute das feiern! Das hat mich fasziniert und angespornt.

Und dann hast du gleich losgelegt?

Schaub: Mit 16 Jahren habe ich mir dann meinen ersten Plattenspieler gekauft. Das Handling habe ich von meinem Kumpel bekommen. Er hat mir beigebracht, wie man Übergänge mixt, also von einem Lied in das nächste überleitet, so dass es sich gut anhört.

Kann man jede Musik zusammenmixen?

Schaub: Nein. Man braucht ähnliche Geschwindigkeiten und einen ähnlichen Takt. Ein Übergang vom Rock- auf einen HipHop-Song wäre also ziemlich schwer, weil es sich um zwei verschiedene Genres handelt.

Wie läuft das DJ-Business? Wird man angefragt? Muss man sich bewerben?

Schaub: Am effektivsten ist es, wenn dich die Leute gehört haben und das weitergeben. Oder man hat Beziehungen. Ich durfte mich anfangs durch einen Freund mal vor Leuten probieren und es kam, zum Glück, gut an.

Für welche Musik steht „Simon VDS“?

Schaub: Ich lege Electro, House und Nu Rave auf. Tendieren tut das Ganze ein bisschen in die verrückte, keineswegs monotone, sondern total tanzbare Richtung. Deshalb finden die Leute auch schnell den Bezug dazu.

Wieso hast du dich für diese Musik entschieden?

Schaub: In erster Linie, weil sie mir gefällt und ich mich damit identifizieren kann. In Main-Spessart gibt es verschiedene Szenen: Die Rock- und Metaller-Szene, die HipHop-Szene, die Electro- und die Mainstream-Szene, die im Moment sehr Richtung Electro-Pop tendiert. Die hat wahrscheinlich die meisten Anhänger unter den 18- bis 20-Jährigen. Ich nutze diese Welle, indem ich beim Auflegen immer wieder Musik-Passagen einflechte, die die jungen Leute aus MTV oder VIVA kennen. Damit hole ich sie sozusagen bei der kommerziellen Musik ab, um ihnen meine Musik näher zu bringen.

Wofür steht VDS eigentlich?

Schaub: Ich heiße Schaub mit Nachnamen. Zu Grundschulzeiten sind wir die Wiesenfelder Historie durchgegangen und sind auf einen Ritter von Schaub gestoßen. Das fanden Freunde so witzig und haben mir daraus den Zusatz „van der Schaub“ gegeben. Daraus wurde später die Abkürzung VDS.

Wie stehen die Chancen, in der lokalen DJ-Szene aufgenommen zu werden?

Schaub: In Main-Spessart kommen viele junge Leute nach, haben aber kaum Möglichkeiten, sich zu präsentieren. Viele Veranstalter buchen meist die gleichen DJs. Für Newcomer wäre es schön, wenn es in Karlstadt eine Disco gäbe, um sich zu präsentieren. Leider ist die Disco über dem E-Center ja zu.

Was ist mit den Beatabenden?

Schaub: Die unterliegen derzeit einem Wandel. Veranstalter buchen immer öfters DJs, weil die Cover-Bands nicht mehr so stark die Leute ziehen. In unserer Region geht der Trend immer mehr in diese Richtung. Sämtliche Veranstalter versuchen es damit. Bei uns in Wiesenfeld klappt das wunderbar. Wir haben zwei Veranstaltungen im Jahr, bei denen der TSV und ich die Finger im Spiel haben. Das eine ist „Hello Green“, eine Electro- und House-Veranstaltung, die läuft jetzt zum dritten Mal und zog immer rund 1200 Leute. Im Frühjahr gibt es dann die Veranstaltung „Dirty Spring“, da geht es um Electro- und HipHop-Musik. Wiesenfeld hat sich durch die Veranstaltungen bereits einen Namen gemacht.

Gibt es in der Umgebung mehr Events dieser Art?

Schaub: Es gibt ein paar Dörfer, die sind berüchtigt dafür, dass es dort funktioniert und die Leute immer wieder gern hingehen. Andere haben es probiert, dann kamen 500 Leute anstatt der erhofften 1000, deshalb macht man es so schnell nicht wieder.

Was sind die Voraussetzungen, dass so eine Veranstaltung funktioniert?

Schaub: Es muss eine attraktive Werbung geben. Der Flyer und das Plakat müssen gut sein. Und es müssen Leute dahinter stehen, die auf sozialen Netzwerken Werbung machen. Facebook ist im Moment das absolute A und O. Damit erreicht man mehr Leute, als wenn irgendwo ein Plakat hängt. Durch Facebook kommen die Fakten direkt an den Mann, die Frau. Das ganze Veranstaltungs-Team muss außerdem gut harmonieren.

Welche Rolle spielen die Örtlichkeiten?

Schaub: Wenn du zum Beispiel eine Veranstaltung in Wiesenfeld machst und Leute aus dem Sinngrund da haben willst, ist es sinnvoll einen Shuttleservice einzurichten. Wir mieten den Shuttlebus immer von 20 Uhr bis 5 Uhr morgens, der fährt drei bis vier Linien, holt die Leute und bringt sie zurück.

Welches Alter hat das Partyvolk?

Schaub: Bei „Hello Green“ sind etwa 50 Prozent der Leute unter 20 Jahre. 25 Prozent zwischen 20 und 25 Jahren und der Rest älter. Man sieht aber auch vermehrt Eltern von 16-Jährigen, die sich auf solche Events trauen, weil sie die Aufsicht übernehmen.

Reicht es dir, nur hier im Umkreis aufzulegen?

Schaub: Für uns hier in der Region bist du für die Jugend interessant. Das ist schön. Aber immer willst du auch nicht in der Halle auflegen. Deshalb legen wir Spessarter DJs, wenn wir das Angebot haben, auch sehr gerne in Würzburger Clubs wie dem „Kamikatze“ auf oder im Marktheidenfelder Lichtspielhaus, weil hier einfach die Diskotheken fehlen.

Wie kommt man in die Würzburger DJ-Szene?

Schaub: Dort sind DJs auf jeden Fall im Überfluss vorhanden, von den unterschiedlichen Qualitäten ganz zu schweigen, deshalb musst du Kontakte oder eine Empfehlung haben. Wenn du dann mal an den Tellern warst, hast du einen Stein im Brett.

Wie verdient man so als DJ?

Schaub: Solange man nicht regelmäßig auflegt, kann man es nicht als Hauptverdienst ansehen. Es ist ein guter Nebenverdienst, wenn du einmal deinen Status hast. Mit 16 Jahren hatte ich durch das Auflegen zumindest meine Plattenneukäufe gedeckt. Mittlerweile lege ich mit CDs auf.

Wie scratcht man da?

Schaub: Mit speziellen DJ-CD-Playern die eine Art Plattenspielerfunktion haben. Es gibt jedoch auch digitale Vinylsysteme, wo man seine zwei echten, realen Plattenspieler über den Laptop simulieren lässt. So kannst du mit deiner MP3-Datei über eine Software ganz klassisch auf deinen Plattenspielern scratchen oder Übergänge machen. Die meisten DJ's heutzutage nutzen solche Systeme. MP3s sind außerdem kostengünstiger und die Qualität ist besser, als wenn das Musikstück erst noch auf Platte gepresst wird.

Wie sieht ein perfekter Abend aus DJ-Sicht aus?

Schaub: Wenn ich positives Feedback bekomme. Wenn ich nach dem Auflegen zum Beispiel noch einmal an die Bar gehe und die Leute kommen und sagen „Hey, es war total super“ oder fragen, wie ein Lied hieß.

Mehr Informationen zu Simon VDS unter facebook.com/simonvdsmusic

 
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