Ob Mode, Bücher oder Technik: Das Geschäft im Internet beherrschen große Konzerne. Kleine Einzelhändler aus der Region haben es nicht leicht, sich auf diesem Markt zu behaupten. Für Geschäftsleute aus Lohr, Karlstadt und Hammelburg gibt es seit einigen Wochen die Möglichkeit, ihre Produkte auf der Internetseite Mainlokalshop anzubieten. Die Plattform sollte die herben Verluste lokaler Geschäftsleute mildern, solange diese wegen des Coronavirus ihre Läden nicht öffnen durften. Und anfangs schien dieser Plan aufzugehen. Doch lohnt sich der Webshop auch langfristig? Einige Händler sind da skeptisch.
"Für die Psyche" sei es wichtig gewesen, dass man sich der Corona-Situation nicht "kampflos ergeben" habe, meint Joachim Kraft, Inhaber des Lederwarengeschäfts Leder Kraft in Karlstadt. Finanziell habe ihm das Projekt aber wenig eingebracht. Wie Kraft berichtet, verkaufte er bislang nur wenige Artikel über die Plattform. Abgeschrieben hat er den Internethandel deshalb noch nicht. Stattdessen möchte Kraft in den nächsten Wochen daran arbeiten, seine Produkte noch besser auf der Plattform zu präsentieren: "Internet muss man können. Ich musste auch viel lernen."
Kaum Bestellungen seit Läden wieder öffnen dürfen
Als ihr Geschäft wegen Corona nicht öffnen durfte, sei der Verkauf über Mainlokalshop ganz gut gelaufen, erzählt Susanne Kralik-Spiegel, Chefin des Karlstadter Bekleidungsgeschäfts Pink Mode. "Wir haben die Sachen selbst ausgefahren. Die Kunden haben sich gefreut und waren dankbar." Ihren normalen Umsatz konnte sie damit nicht erwirtschaften – aber besser als nichts. Doch mittlerweile kriege sie über den Webshop kaum noch Bestellungen. Die Leute kämen lieber zu ihr in den Laden und ließen sich beraten, so die Unternehmerin. Dass das Geschäft über die Plattform mittlerweile "sehr eingeschlafen" sei, heißt es von Seiten des Juweliers Weimert in Lohr.
Eine ähnliche Erfahrung machte auch Christina Heubach, der das Lohrer Wollgeschäft "Die Masche" gehört: "Seit das Geschäft wieder auf ist, läuft nichts mehr." Zudem finde sie es auch sehr aufwendig, die Produkte einzustellen. "Wir mussten jedes Wollknäuel einzeln fotografieren", sagt Heubach. Um nur einen Bruchteil ihres Sortiments hochzuladen, sei man einen ganzen Tag beschäftigt gewesen. Sie will daher zukünftig nicht mehr mitmachen. "Das lohnt sich nicht für mich."
Mainlokalshop als Schaufenster
Dass die Zahl der Bestellungen seit der Öffnung der Läden gesunken ist, spüren auch die Webshop-Verantwortlichen der Partnerstädte. "Die Kaufkraft ist wieder zurück in den stationären Handel gegangen", bestätigt Angelika Winkler, Vorsitzende der Werbegemeinschaft Lohrer Handel und Gewerbe. War Mainlokalshop also nur eine Überbrückungslösung für die Corona-Zeit? Winkler verneint. Lohr, Karlstadt und Hammelburg halten weiter an dem Konzept fest. Die Klickzahlen seien nach wie vor hoch, betont Winkler. "Die Leute schauen sich erst online um und gehen daraufhin in den Laden." Der Händler wisse in solchen Fällen nicht, wie die Kunden auf ihn gekommen sind. Das könne man nicht messen.
Winkler glaubt auch nicht, dass die Zukunft der regionalen Händler in erster Linie bei Lieferungen liegt: "Die großen Internetgiganten können günstig Waren verschicken. Da werden wir immer verlieren. Aber wir wollen die Kunden auch beraten – das können wir besser." Sie sieht Mainlokalshop als Schaufenster. Der Kunden können sich vorab bequem informieren, bevor sie das Sofa verlassen und in den Laden gehen.
Mehr Besucher durch Tickets für lokale Veranstaltungen
Nun sei das Ziel, noch mehr Menschen auf die Internetseite zu locken, so Winkler. Um das zu erreichen, will man beispielsweise Karten für lokale Veranstaltungen exklusiv auf Mainlokalshop anbieten. Da wegen Corona derzeit auch der Besuch von Freibädern Tickets erfordert, gibt es auch diese im Webshop. "Wenn die Leute auf die Seite klicken, stolpern sie auch über schöne Bettwäsche oder Kerzen", so Winkler. Auch dass die Kunden Gutscheine für Geschäfte zukünftig zuhause ausdrucken können, soll die Plattform attraktiver machen.
"Wir wollen das ungern einfach einschlafen lassen", sagt auch Susanne Keller, Geschäftsführerin des Stadtmarketings Karlstadt. Es bedürfe mehr Kommunikation. Da es nun wieder erlaubt sei, möchte Keller sich mit den Händlern gerne persönlich treffen, um zu erklären, was diese für einen Vorteil daraus ziehen können, sich auf der Plattform zu zeigen. "Wir müssen ganz offen sprechen und sehen, was gut funktioniert und was problematisch ist", so Keller. Sie wolle die Geschäftsleute aber aufrufen, den Weg noch weiter zu gehen. Am Ende des Tages müsse man sehen, ob es sich rentiert oder nicht.
Vorerst kostet die Händler die Nutzung der Plattform noch kein Geld. Doch weder die Stadt Lohr und der Lohrer Werbeverband noch das Stadtmarketing in Karlstadt übernehmen wohl dauerhaft die Kosten für das Onlineportal. Auch Winkler resümiert daher: "Irgendwann muss es sich monetär auszahlen."