Not macht erfinderisch. Diese Weisheit gilt auch für Unternehmer aus Main-Spessart in Zeiten des Coronavirus. Über die in Rekordzeit erstellte Webseite MainLokalshop.de bieten Einzelhändler ihre Waren an und liefern sie zurzeit direkt zu den Kunden. Das funktioniert überraschend gut.
In einer Telefonkonferenz informierten die Lohrer "Macher" am Dienstag die Presse über die erfreuliche Entwicklung des Webshops in der ersten Woche – und darüber, dass ab Mittwoch, 1. April, auch Karlstadter Einzelhändler ihre Waren über das Portal anbieten. "Wir haben auf diese besonders herausfordernde Situation herausragend reagiert", sagte Lohrs Bürgermeister Mario Paul. Er dankte Simone Neubauer vom Lohrer City-Management und Angelika Winkler, Vorsitzende der Werbegemeinschaft.
Wie war diese schnelle Reaktion möglich?
Winkler schilderte die Entwicklung aus Sicht der Händler: "Die Ereignisse haben uns überrollt, aber die Stadt war sofort handlungsfähig." Vom Gründerzentrum Starthouse Spessart sei der Kontakt zum Team von "Meine Dorfzeile" vermittelt worden. Und "Meine Dorfzeile", ein von dem Lohrer Sebastian Tröster mitentwickelter Online-Shop zum Vertrieb regionaler Produkte aus der Rhön, half dabei, "MainLokalshop" zunächst für Lohr auf die Beine zu stellen. "Die Lohrer Geschäftsinhaber haben sich gut betreut gefühlt", sagte Winkler.
Simone Neubauer erklärte, das alles habe so schnell funktioniert, weil Lohr ohnehin geplant habe, die Vielfalt der Stadt auf einer Online-Plattform darzustellen. Nun sei eben der Bereich Einzelhandel vorgezogen worden. Innerhalb einer Woche nach dem Start am 24. März sei schon ein Umsatz von 5000 Euro erzielt worden. "Und das sind nur die Verkäufe direkt über die Webseite", so Winkler. Häufig hätten Kunden auch direkt den Kontakt zu den Anbietern gesucht, um zum Beispiel nach anderen Farben oder Größen zu fragen, und dann direkt bestellt.
Guter Start – und schon wird erweitert
Es habe innerhalb der ersten Woche über 70 000 Zugriffe auf die Seite gegeben und im Schnitt etwa zehn Bestellungen am Tag. "Wir sehen einen täglichen Anstieg, das spricht sich herum", so Neubauer. Zurzeit haben die Händler Zeit, die Bestellungen selbst innerhalb eines Tages auszuliefern. Die Zustellung im Umkreis von zehn Kilometern um Lohr ist garantiert, aber auch ins zwölf Kilometer entfernte Frammersbach werde geliefert. "Da warten die Händler vielleicht, bis mehrere Bestellungen in diese Richtung gebracht werden müssen", erklärt die City-Managerin. Und jetzt kommt noch der Raum Karlstadt dazu.
"Der Name MainLokalshop zeigt, dass wir von Anfang an über den Lohrer Kirchturm hinausgedacht haben", betont Angelika Winkler. Auch Händler aus Marktheidenfeld und Karlstadt seien eingeladen worden, sich zu beteiligen. Die Marktheidenfelder überlegen noch. "Die Karlstadter Unternehmer haben unglaublich schnell und euphorisch reagiert", berichtet Susanne Keller, Geschäftsführerin der Karlstadter Stadtmarketing GmbH. Das habe sie überrascht, weil die Händler der Kreisstadt bisher eher auf das Einkaufserlebnis in der Stadt gesetzt hatten.
Jetzt 20 Karlstadter Händler dabei
Rund 20 Karlstadter Anbieter kommen nun zu den 29 Lohrer Händlern hinzu. Sie werden nicht ihr gesamtes Sortiment online einstellen. "Wir raten dazu, zunächst die Topseller, die am stärksten nachgefragten Produkte, anzubieten", sagt Simone Neubauer. Kosten entstehen den Teilnehmern in der Startphase übrigens nicht. In Lohr teilen sich Stadt und Werbegemeinschaft die Kosten für Webpräsenz und Online-Hosting, in Karlstadt übernimmt sie das Stadtmarketing. Die Händler müssen allerdings ihre Produkte fotografieren, eine Beschreibung und die Preise übermitteln.
Natürlich: 5000 Euro Umsatz in einer Woche ist für 29 Läden kein Reibach. "In erster Linie sind die Geschäftsinhaber froh, dass wir uns kümmern und dass sie etwas zu tun haben", erklärt Winkler. Es geht dabei um Kundenbindung und ums blanke Überleben, dafür kann MainLokalshop jetzt eine Hilfe sein. Wie es damit weitergeht, wenn die Geschäfte wieder öffnen dürfen, ist zurzeit noch ungewiss. Wie so vieles.
Es ist doch besser etwas zu tun, als nur jammernd im Haus zu sitzen.
Und wenn die Programmierer, die den WebShop erstellt haben, Geld verdienen, ist das doch gut.
Sie und ihr Unternehmen zahlen Steuern, die wieder investiert werden können. Vielleicht fließen auch Beiträge in die Sozialkassen.
Und wenn dann alle Geschäfte mal wieder geöffnet haben, dann sind sie es vielleicht, die vor Ort bei den (noch übrig gebliebenen) Händlern einkaufen.
Da muss sich Amazon aber ganz warm anziehen.
Was ist ist eigentlich aus dem 240.000 EUR Projekt in Lohr geworden? Braucht man das jetzt überhaupt noch und warum ist in der Krise innerhalb einer Woche etwas kostenfrei möglich, wofür Lohr im letzten Jahr 50.000 EUR bezahlt hat?
https://www.mainpost.de/regional/main-spessart/Ruetzel-Bund-foerdert-Lohr-on-Plan-mit-fast-190-000-Euro;art774,10250998
Nur Lieferengpässe zeugen von Gewinn-Geschäften. Sonst heißt es gleich wieder: Ausser Spesen nichts gewesen. "Die sollen ja froh sein!" Der Kunde ist der König und er verteilt quasi Almosen. Last but not least: Großsprurig das Drei-Gespann.