In Arnstein lassen sich E-Bikes und Autos an mehreren Stellen laden, dank des Einsatzes der Bürger-Energie-Genossenschaft. Dieser Einsatz wurde nun von der Regierung von Unterfranken und der Bayernwerk Netz GmbH mit dem Bürgerenergiepreis ausgezeichnet. Genauer gesagt, die "Öffentliche Ladeinfrastruktur", die aus mehreren Ladesäulen und einem E-Bike-Port besteht.
Ein Carport, eine Art halboffene Garage für Autos, ist mittlerweile geläufig und immer wieder zu sehen. Was ist aber ein E-Bike-Port? Der E-Bike-Port sei einzigartig und von der Bürger-Energie-Genossenschaft entwickelt, sagt Vorstand Jürgen Meinhardt. Dabei seien die einzelnen Teile nichts Neues: "Als Einzelkomponenten gibt es das schon, aber wir haben das zusammengeführt."
Ein Beispiel für regenerative Stromversorgung schaffen
Der E-Bike-Port sieht tatsächlich aus wie ein etwas größeres Bushäuschen aus Holz, mit einer kleinen Wartebank im Inneren. In Schließfächern sind Steckdosen angebracht, um dort das Ladegerät des E-Bikes anzuschließen und abzusperren. Die Besonderheit liegt vor allem auf dem Dach: Dort ist eine Photovoltaik-Anlage installiert, die 2000 Kilowattstunden (kWh) Strom im Jahr produziert. 0,5 kWh sei eine typische Batteriegröße für einen E-Bike-Akku, erklärt Meinhardt. So könnten dort 4000 E-Bike-Akkus im Jahr aufgeladen werden – und das kostenlos.
"Das ist ein Leuchtturmprojekt. Wir möchten den Leuten zeigen: So geht regenerative Stromversorgung", sagt Meinhardt. Finanziert habe das Projekt die Bürger-Energie-Genossenschaft aus den Einnahmen ihrer PV-Anlagen. 30 bis 60 Minuten dauert der Aufladevorgang für ein E-Bike, schätzt Meinhardt. "Sie können da auch Ihr Handy aufladen; Sie können da auch einen Staubsauger anschließen und das Auto saugen", berichtet er begeistert.
Den E-Bike-Port komplett autark vom Stromnetz zu betreiben, sei das Ziel gewesen: Um nur auf die Solarenergie der PV-Anlage zurückzugreifen, musste ein Inselwechselrichter eingebaut werden. Die regionale Firma VIC Sonnenspeicher aus Schweinfurt habe das umsetzen können. Zusätzlich gibt es im Inneren einen Batteriespeicher mit 5 kWh, der in einem temperaturkontrollierten Schrank gegen Hitze geschützt ist; unter Null Grad Celsius schaltet sich die Technik ab.
Mehrere Umweltaspekte einbezogen
Um auch die Umweltaspekte Trockenheit und Insektensterben mit einzubeziehen, habe sich die Gruppe für eine Dachbegrünung unter den PV-Anlagen entschieden. Die Genossenschaft stellt zudem zwei Elektro-Lastenräder zur Verfügung, die von allen kostenfrei genutzt werden können. Zusätzlich stehen in Arnstein mittlerweile vier Ladesäulen für Autos mit jeweils zwei Ladepunkten, Ende September hofft die Bürger-Energie Arnstein auf die fünfte. Hier spielte für den Bürgerenergiepreis eine Rolle, dass dort mit jeder beliebigen Bankkarte gezahlt werden kann.
Als "Zukunftsgestalter" und "Vorbilder für die Gesellschaft" bezeichnete Markus Leczycki, Leiter Kommunalmanagement der Bayernwerk Netz GmbH, die Preisträger. Unter 25 Bewerbungen seien drei Projekte ausgewählt worden. Mit dem Preisgeld von 3000 Euro will die Genossenschaft nun verschiedene Ladeanschlüsse für E-Bikes anschaffen, damit die eigenen Adapter nicht mitgebracht werden müssen. Die Schließfächer sollen so umgerüstet werden, dass sie mit dem Fahrradschloss abschließbar sind.
Unter den Preisträgern waren außerdem die "Stromdetektive" der Grundschule Mespelbrunn: Schülerinnen und Schüler erarbeiteten Maßnahmen, um im Schulhaus den Stromverbrauch zu reduzieren. Auch der TSV Burgpreppach erhielt den Bürgerenergiepreis. Der Verein saniert und modernisiert sein Sportheim seit 13 Jahren energetisch. Im Rhythmus von zwei Jahren arbeiten die Mitglieder regelmäßig an neuen Teilen des Sportheims.