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Arnstein
Wie weit ist Arnstein auf dem Weg zur Elektromobilität?
Die Arnsteiner Bürger-Energie wünscht sich noch mehr Ladestationen im Stadtgebiet, zum Beispiel neben dem Rathaus. Doch wie lange darf man an diesen Säulen überhaupt stehen?
Jürgen Meinhardt von der Arnsteiner Bürgerenergiegenossenschaft vor der Ladestation am Bettendorfplatz.
Foto: Günter Roth | Jürgen Meinhardt von der Arnsteiner Bürgerenergiegenossenschaft vor der Ladestation am Bettendorfplatz.
Günter Roth
 |  aktualisiert: 24.08.2023 04:08 Uhr

Auch wenn die Bürger durch die gegenwärtigen unklaren Zeichen und Vorgaben der Bundesregierung zum Klimawandel verunsichert sind, wird wohl mittelfristig wieder die Notwendigkeit der Elektromobilität ansteigen, denn das war die Erkenntnis bei der Ausstellung "Elektromobilität" in der Arnsteiner Stadthalle. Der Umgang mit den fossilen Treibstoffen und der Schadstoffausstoß der gegenwärtigen Fahrzeuge wird uns dazu zwingen. Unter diesem Aspekt hat sich die Stadt Arnstein zusammen mit der Arnsteiner Bürger-Energie e.G. den Aufbau einer Elektroladeinfrastruktur zum Ziel gesetzt. Vor dem Stadtratsplenum stellte Ratsmitglied Jürgen Meinhardt die Eckpunkte vor und erläuterte diese weiter im Gespräch mit dieser Redaktion.

Eigentlich könnte Arnstein ein echtes E-Mobilitätszentrum sein. Schließlich sind schon jetzt im Bereich der Kernstadt acht öffentliche Ladesäulen für jedermann zugänglich und nutzbar. Da sind Gleichstromanlagen mit einer Ladeleistung von 50 Kilowatt am Hofriedplatz und am Cancale-Platz. Dort und am Bettendorfplatz hat die Arnsteiner Genossenschaft zusätzlich je eine Doppelsäule mit 22 Kilowatt installiert. In der Sondheimer Au hält die Firma Fensterbau Ziegler zwei Doppelsäulen mit 22 Kilowatt für die Öffentlichkeit bereit.

Bürger-Energie: Vier Schnellladepunkte denkbar

Weitere Standorte sind nach der Ansicht von Meinhardt und der Genossenschaft im Stadtgebiet möglich. Weil wegen der dortigen größeren Besucherfrequenz mehr Bedarf herrscht, sind am Hofriedplatz bis zu vier zusätzliche Standorte mit der Hochleistungskapazität von bis zu 300 Kilowatt denkbar. Auch neben dem Rathaus in der Marktstraße könnte über eine Ladesäule nachgedacht werden. Allerdings würden deswegen zwei reguläre Parkplätze wegfallen, was angesichts der sowieso prekären Parksituation dort nicht unumstritten sein würde.

Den größten Vorteil sehen Jürgen Meinhardt und die Genossenschaft in den Schnellladesystemen. Analysen der bereits bestehenden Anlagen haben ergeben, dass hauptsächlich während der Einkaufszeit "getankt" wurde. Die Ladezeiten bewegen sich dabei von wenigstens zehn bis höchstens 60 Minuten. Das heißt, die Ladepunkte werden meist von Kunden der Märkte für die Zeit ihrer Einkäufe zwischen 8 und 18 Uhr genutzt und nicht zum vollen Aufladen des Akkus. Sogenannte Nachtlader, die ihr Fahrzeug in Ruhe volltanken wollen, gibt es praktisch nicht. Das wiederum spräche deutlich für die Errichtung von Gleichstromanlagen, weil die mit Ladeleistungen von bis zu 300 Kilowatt auch in der kurzen Spanne der Einkaufszeit deutlich mehr an zusätzlicher Energie abgeben können.

Das Auto und die Säule bestimmen das Ladetempo

Am Bettendorfplatz steht eine Doppelladesäule der Arnsteiner Bürger-Energie-Genossenschaft. Hier erklärt Jürgen Meinhardt die unterschiedlichen physikalischen Gegebenheiten beim Laden eines Elektrofahrzeugs. Schließlich bestimmen die Voraussetzungen beim Auto im Zusammenspiel mit der Ladesäule das Tempo des "Tankens".

Die möglichen Ladepunkte in der Kernstadt von Arnstein. 
Foto: Grafik: Bürgerenergiegenossenschaft/ Repro Günter Roth | Die möglichen Ladepunkte in der Kernstadt von Arnstein. 

Da ist zum einen der Unterschied zwischen Gleichstrom und dem Wechselstrom. Weil die verbaute Autobatterie nur Gleichstrom speichern kann, muss der Wechselstrom aus der Steckdose, auch bei der verbreiteten Wallbox, durch den Netzumwandler im Auto in Gleichstrom umgewandelt werden. Durch eine übliche Ausgangsleistung von elf bis 22 Kilowatt benötigen sie für einen vollständigen Ladevorgang mehrere Stunden. Das bietet sich vor allem in der Nacht oder während der Arbeitszeit an.

Gleichstrom-Ladestationen wandeln den Wechselstrom aus dem Stromnetzwerk direkt innerhalb der Station in Gleichstrom um. Hierdurch umgeht man den Netzumwandler innerhalb des Autos und der Gleichstrom fließt direkt aus der Station in die Autobatterie. Diese Ladestationen haben eine Ladeleistung zwischen 50 und 300 Kilowatt, Neuentwicklungen bis 1000 Kilowatt. Aufgrund dieser hohen Leistungen wird ein schneller Ladeprozess innerhalb von Minuten ermöglicht. Das bedeutet aber auch, dass diese Stationen viel mehr Platz beanspruchen und einen deutlich höheren Preis haben. Schnellladestationen sind primär für Standorte geeignet, an denen E-Auto-Fahrer nur kurz verweilen, beispielsweise an Tankstellen, an der Autobahn oder auf dem Supermarkt-Parkplatz. Schon nach 15 bis 30 Minuten kann ein Akku von 20 auf 80 Prozent aufgeladen sein.

Kombinierter Ladekontakt im E-Auto: Der obere Teil ist für Ladepunkte Typ 2 (bis 22 Kilowatt), der untere wird bei Schnellladesäulen zusätzlich genutzt.
Foto: Günter Roth | Kombinierter Ladekontakt im E-Auto: Der obere Teil ist für Ladepunkte Typ 2 (bis 22 Kilowatt), der untere wird bei Schnellladesäulen zusätzlich genutzt.

E-Mobil-Neulinge stehen aber bei fremden Ladestationen oft vor zwei Problemen. Zuerst das Ladekabel: Ist an der Station ein Ladekabel vorhanden? Wenn nein, habe ich das richtige Kabel dabei? Normalstationen brauchen meist den Typ-2-Stecker oder einen Adapter zum Typ-1-Stecker. Für Schnellladestationen gibt es zwei Steckertypen: CCS und CHAdeMO.

Womit kann man an den Ladesäulen in Arnstein bezahlen?

Als Nächstes die Frage: Passen Ladekarte und Ladestation zusammen? Schließlich sind nur wenige Stationen kostenfrei zu nutzen, bezahlt wird in der Regel mit einer Karte, ähnlich der EC-Karte. An den Ladesäulen in Arnstein kann mit Ladekarten verschiedener Anbieter geladen werden, beispielsweise mit der Karte der EnBW (Energie Baden-Württemberg). Durch das sogenannte Roaming kann man mit einer Karte auch an Ladestationen verschiedener Betreiber "tanken" und eine Rechnung erhalten. Letztendlich hängt es davon ab, mit wem der Betreiber einen Roaming-Vertrag abgeschlossen hat. Laut Jürgen Meinhardt kann man aber an den Wechselstrom-Ladestationen der Arnsteiner Bürger-Energie auch bereits mit der normalen EC-Karte bezahlen. Und auch an den Schnellladestationen wird es bald möglich sein.

Gibt es eine zeitliche Begrenzung für die Lade-Parkplätze?

Wie lange darf man an der Ladesäule bleiben? Einerseits ist selten genau abzuschätzen, wie lange die Ladephase wirklich dauern wird und keiner hat Lust, während der ganzen Zeit beim Fahrzeug zu bleiben. Andererseits blockiert man aber auch die Ladestation, wenn die eigene Batterie voll ist. Außerdem ist es auch gerade in Gegenden mit Parkplatznot verlockend, das Fahrzeug einfach im privilegierten Bereich stehen zu lassen. In Arnstein gibt es bislang noch keine genauen Vorgaben, die eruierten Frequenzen sind bislang nicht so hoch, dass hier eine Kontrolle nötig wäre. In vielen Orten aber ist die Park- und Ladedauer zwischen 8 und 20 Uhr auf vier Stunden begrenzt, nachzuweisen durch die ausgelegte Parkscheibe. Ansonsten gibt es Post vom Ordnungsamt. Es ist daher ratsam, etwaige Hinweise an der Ladesäule zu beachten.

 
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