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Lohr
"Leer ist es bei uns nie": Welche Tiere im Lohrer Tierheim aufgenommen werden und warum nicht alle einen Platz bekommen
Zuletzt hatten zwei Fälle in Main-Spessart für Aufsehen gesorgt, bei denen Hunde und Katzen in weit entfernte Tierheime gebracht wurden. Hat das Lohrer Tierheim ein Platzproblem?
Tierpflegerin Marina Neuner mit Katze Udo im Tierheim Lohr.
Foto: Maja Meckelein | Tierpflegerin Marina Neuner mit Katze Udo im Tierheim Lohr.
Maja Meckelein
 |  aktualisiert: 27.01.2025 02:32 Uhr

Wenn im Landkreis Main-Spessart ein Kätzchen gefunden wird oder ein streunender Hund die Straßen unsicher macht, ist das Lohrer Tierheim oft die erste Anlaufstelle: Dort haben zwölf Hunde, zwischen 60 und 70 Katzen und bei Bedarf auch weitere Kleintiere Platz. Das Tierheim hat sich den Landkreis-Gemeinden gegenüber verpflichtet, Fundtiere aufzunehmen. Im Gegenzug zahlen ihnen die Gemeinden eine Pro-Kopf-Pauschale. "Die Unterbringung von Fundtieren ist kommunale Pflicht", erklärt Marianne David, Vorsitzende des Tierschutzvereins MSP.

Doch häufig brauchen zu viele Tiere einen Platz, sodass das Tierheim nicht alle aufnehmen kann. Manchmal ist es laut David aber auch so, dass Tiere gebracht werden, die keinen Anspruch auf die Hilfe der Lohrer Einrichtung haben. Die verwahrlosten Welpen, die im November vergangenen Jahres in Arnstein gerettet wurden, fallen nicht in die Verantwortung des Lohrer Tierheims – man bezeichnet diese als Abgabetiere, erklärt David. Solche werden nur in Sonderfällen aufgenommen, zum Beispiel bei einem Todesfall des Besitzers.

Als im Dezember über 100 Katzen von einem Bauernhof in Main-Spessart weggenommen wurden und ein neues Zuhause benötigten, habe das Lohrer Tierheim nur noch wenige freie Plätze gehabt. Nur einige davon nach Lohr zu bringen, hätte laut David keinen Sinn gemacht. Es wäre nicht ratsam gewesen, die Geschwister auseinander zu reißen. Stattdessen war das Team des Tierheims sich einig, dass die Tiere lieber an Standorte kommen sollen, an denen mehrere auf einmal zusammen untergebracht werden können.

Das Lohrer Team ist auf Ehrenamtliche angewiesen

Wenn ein neuer tierischer Bewohner in der Einrichtung ankommt, kommt er zunächst in den abgeschotteten Quarantänebereich, um eine mögliche Ansteckung zu vermeiden. Dort gibt es noch einmal einen Trakt für gesunde und einen für kranke Tiere, in den nur Tierpfleger gehen dürfen. Danach kommen die Tiere in den allgemeinen Wohnbereich, wo Artgenossen miteinander spielen können. Da Katzen kastriert werden müssen, übernimmt die Einrichtung den Besuch beim Tierarzt, falls das noch nicht erledigt wurde. Bei Fundtieren muss jedoch 28 Tage gewartet werden, bevor man diesen Eingriff durchführen darf.

Das Team im Lohrer Tierheim besteht aus vier Vollzeitkräften, einer Teilzeitkraft, einer Minijobberin und zwei Tierpflegern in Ausbildung. Sie kümmern sich sieben Tage die Woche um die Fellpfoten. Sie reinigen die Kisten, füttern regelmäßig und kennen sich bei medizinischen Fragen aus, erklärt David. Da bleibe nicht viel Zeit, um Gassi zu gehen oder einfach mal ein bisschen zu kuscheln. Aus diesem Grund engagieren sich einige Freiwillige, die regelmäßig vorbeikommen, um die Hunde auszuführen. Jeder, der Lust darauf habe, könne während der Öffnungszeiten zum Tierheim gehen, seinen Ausweis vorlegen und einen Fragebogen ausfüllen, und dann auf vorgegebenen Wegen Zeit mit einem Vierbeiner verbringen.

Auch Katzenmenschen können im Tierheim helfen. Sie werden auf Abruf von Marianne David kontaktiert, wenn Not am Mann ist. Dann kommen die Helfer vorbei, um die Katzenboxen zu reinigen und die Kätzchen zu füttern. Helfende Hände sind auch die freiwilligen Handwerker, die vorbeikommen, wenn etwas am Gebäude repariert werden muss.

Tierheim braucht Spenden

Eine kastrierte, von Flöhen befreite und entwurmte Katze kostet in Lohr 180 Euro "Schutzgebühr": so nennt man den Betrag, den man zahlt, um ein Tier in seine Obhut nehmen zu dürfen. Denn wenn die Fixkosten bezahlt sind, die das Heim hat, bleibt nicht mehr viel übrig, um den Tieren eine artgerechte Haltung zu bieten. Deshalb ist die Einrichtung so wie viele andere angewiesen auf Mitgliedsbeiträge, Tierpatenschaften und Spendenaktionen.

In den sozialen Medien macht das Team deshalb auf sich aufmerksam in der Hoffnung, neue Unterstützer zu gewinnen. Auch durch zahlreiche Feste, wie das Frühlingsfest oder die Pfötchenweihnacht, die unterstützt werden von ehrenamtlichen Kuchenbäckern- und verkäufern, wollen sie Aufmerksamkeit schaffen.

Schwarze Katzen haben es am schwersten

Auf die Frage, welche Tiere am längsten in Lohr bleiben müssen, bis sie eine Familie finden, antwortet David: "Die Leute mögen keine schwarzen Katzen." Der Aberglaube, sie würden Unglück bringen, sei so tief verankert in unserer Gesellschaft, dass viele Menschen sich keine ins Haus holen würden. David kann darüber nur schmunzeln – ihre eigene schwarze Katze liegt entspannt neben ihr auf dem Teppich. Außerdem erzählt sie, viele potenzielle Kundinnen und Kunden seien abgeneigt von scheuen Tieren, da spielerische Hunde und Katzen oft bevorzugt würden. 

Fundkatzen im Lohrer Tierheim.
Foto: Maja Meckelein | Fundkatzen im Lohrer Tierheim.

Wenn ein flauschiger Härtefall jedoch kein passendes Zuhause findet, kann die Einrichtung ihn in ein anderes Tierheim geben. In Lohr gibt es jedoch das einzige Tierheim im Landkreis Main-Spessart - wenn dort kein Platz ist, müsse man in einen anderen Landkreis ausweichen. Unvermittelbare Katzen bleiben laut David oft im Lohrer Katzendorf, einem selbstgebauten Ruheort für die Tiere, die alt oder krank sind, und ihre letzten Wochen würdevoll verbringen sollen.

Tierpflegerin Marina Neuner, die 2020 in der Lohrer Einrichtung ihre Ausbildung abgeschlossen hat, erklärt: "Die Katze in meinem Arm, Udo, ist wegen eines Tumors im Ohr schwerhörig oder taub. Er wünscht sich ein ruhiges Zuhause, da er eine sichere Umgebung braucht."

Auch wenn die Arbeit nicht immer leicht sei, sind Marianne David und Tierpflegerin Marina Neuner davon überzeugt: Am Ende des Tages ist es ein schönes Gefühl, einem Tier eine zweite Chance zu schenken.

 
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