Die Städte Karlstadt und Lohr ziehen sich aus der Finanzierung der Jugendsozialarbeit (JAS) an Schulen zurück. Während sich die Stadt Karlstadt zum Jahresbeginn 2025 bis auf Raumkosten vollständig aus der JAS an der Grund- und der Mittelschule verabschiedet, geht es bei der Grundschule Lohr nur um die Aufstockung der Wochenstunden. Darüber wurde im Jugendhilfeausschuss informiert.
Das hat jeweils zur Folge, dass der Landkreis den kommunalen Kostenanteil als Voraussetzung für die staatliche Förderung alleine tragen muss. Für Karlstadt sind das knapp 92.000 Euro mehr für 50 Wochenstunden an der Grund- und 25 an der Mittelschule, für Lohr rund 9500 Euro mehr für die Aufstockung um zehn auf 30 Stunden an der Grundschule. Es gehe weder um den Sinn noch den Bedarf für JAS, sagte Karlstadts Bürgermeister Michael Hombach im Ausschuss, sondern um das bisherige freiwillige Finanzierungsmodell.
Kritik an Finanzierung der Jugendsozialarbeit
Generell kam in den vergangenen Jahren Kritik an der Finanzierung der Jugendsozialarbeit bei Städten und Gemeinden auf: Der Bedarf zur Einrichtung und Aufstockung wird auf Antrag der Schule jeweils vom Jugendhilfeausschuss auf Basis einer Stellungnahme des Jugendamtes beschlossen. Der Landkreis beteiligt sich in Höhe der staatlichen Förderung, der Schulaufwandsträger (die Stadt) trägt verbleibende Kosten nach Abzug des Eigenanteils des Trägers. An der Grundschule Karlstadt wären das 2025 bei insgesamt 113.284 Euro für die 50 Wochenstunden 20.450 Euro für den Landkreis und 61.368 Euro für die Stadt gewesen, die Evangelische Jugendhilfe Würzburger steuert als Träger 11.016 Euro bei.
Für den Jugendhilfehaushalt mit 15 Millionen Euro Volumen besteht ein planmäßiger Zuschussbedarf von 11,6 Millionen Euro. Das sind 1,4 Millionen Euro mehr als im Vorjahr, die Mehrung um 13,7 Prozent liegt aber unter der von 2023 auf 2024 mit 15,1 Prozent. Zu den Gründen gehören deutliche Tarifsteigerungen bei den Fachkräften der Jugendarbeit.
Zehn Bereiche mit Mehrausgaben gibt es. Von der Übernahme von Kindergarten- und Hortbeiträgen, über den Ausbau der Tagespflege, die Jugendsozialarbeit mit dem Projekt "FIT-Klasse", die koordinierende Kinderschutzstelle mit Beschäftigungspflicht einer Familienhebamme, heilpädagogischen Tagesstätten (höherer Tagessätze), Eingliederungshilfen (mehr Fälle), mehr Dolmetscherstunden und das Childhood-Haus Würzburg. Es soll als geschützte Umgebung missbrauchten Kindern Untersuchungen und Gespräche erleichtern. Seine Unterstützung ist eine der wenigen freiwilligen Leistungen im Jugendhilfehaushalt.
Diskussion um Zukunft der FIT-Klasse
Andere sind die Förderung der Jugendzentren, Zuschüsse an Vereine und Projekte wie Wildwasser Würzburg (Beratung bei sexueller Missbrauch), ROVEN (Schulverweigerer) und die Ehe-, Familien- und Lebensberatung der Diözese Würzburg. Der Jugendhilfehaushalt ist generell eine Prognose, da Heimunterbringungen und Umzüge nicht absehbar sind.
Heftig gerungen, aber nicht entschieden wurde um die Zukunft der "FIT-Klasse" an der Grundschule Lohr. Schüler mit Schulangst, Krisen in der Familie oder vielen Fehltagen sollen flexibel, individuell und temporär gefördert werden. Schulleiter Wolfgang Schmitt sprach von einer Erfolgsgeschichte, insgesamt 22 ehemalige Schüler der FIT-Klasse wechselten seit der Einführung im Schuljahr 2020/21 von der Grundschule auf eine weiterführende Schule samt Gymnasium.
Das Schulamt übernimmt für die Klasse mit regulär zwölf Plätzen die Lehrerstellen samt Sonderpädagogik. Der Landkreis finanziert Halbtagsstellen für Sozial- und Heilpädagogen, was 45.000 Euro im Jahr bedeutet (30.000 Euro bis Ende des Schuljahres).
102.000 Euro Zuschuss für den Kreisjugendring
Das Jugendamt hält die Beteiligung des Landkreises an der FIT-Klasse inzwischen für nicht mehr erforderlich. Die heilpädagogische Tagesstätte des Caritasverbandes in Neustadt ist auch für Lohr zuständig, an der Schule wurde JAS etabliert (inzwischen 30 Stunden). Es gab sogar einen Antrag der Grünen-Fraktion, der zu Sitzungsbeginn auf die Tagesordnung gesetzt, aber letztlich nicht behandelt wurde.
Kreisrat Thomas Obert beantragte schließlich erfolgreich, den Tagesordnungspunkt abzusetzen und die Verwaltung mit einer Gesamtaufstellung zu beauftragen. Diese soll eine landkreisweite Übersicht zu allen JaS-Projekten samt diesbezüglichen Einrichtungen in der Jugendpflege und auch der FIT-Klasse sein. Darauf aufbauend soll der Jugendhilfeausschuss in einer der nächsten Sitzungen fundiert entscheiden. Über die zwei Teilanträge wurde einzeln abgestimmt. Der Beschlussvorschlag der Verwaltung war, der Landkreis solle die sozialpädagogische Fachkraft im Halbtag nur noch bis zum Schuljahresende finanzieren.
Für den Kreisjugendring Main-Spessart, ein Zusammenschluss von 29 Jugendorganisationen, beschloss der Ausschuss einen neuen Grundlagenvertrag. Er schreibt wie bisher einen jährlich um 1000 Euro steigenden Zuschuss fest, dieses Jahr sind es 102.000 Euro. Neu ist dass der Kreisjugendring jetzt Jugendleiterschulungen anbieten kann und den Spielgeräteverleih komplett übernimmt. Zudem wird erstmals das überlassene Personal von einer halben Stelle als Assistenz der Geschäftsführung und 0,8 Stellen einer pädagogischen Fachkraft fixiert.
