Um kurz nach 23 Uhr war am Samstagabend in Karlstadt die Sirene zu hören. Im alten Hafen des Zementwerks Schwenk in Karlstadt, hinter den Sportplätzen, lag ein 110 Meter langes Passagierschiff mit rund 150 Personen an Bord, in das Wasser lief. Feuerwehren aus einem weiten Umkreis waren bei dem nächtlichen Großeinsatz vor Ort, außerdem THW, BRK, Wasserwacht und Polizei. Das Schiff, die "Amadeus Elegant", Baujahr 2010, war eigentlich auf dem Weg von Budapest nach Düsseldorf. In Karlstadt endete die Fahrt jedoch.
Die 126 Passagiere des Kreuzfahrtschiffes, laut dem Polizeipräsidium Unterfranken alle aus Großbritannien und im Seniorenalter, waren stundenlang im Oberdeck im Bug des Schiffes um kleine Tischchen herum versammelt. Die Stimmung war ruhig. Kurz vor drei Uhr begann die Evakuierung, die Passagiere und 22 Besatzungsmitglieder wurden noch vor Ort medizinisch betreut.
Anschließend wurden die Gestrandeten grüppchenweise mit Kleinbussen von Feuerwehr und THW zur nahen Turnhalle der Turngemeinde Karlstadt gebracht, wo das BRK für die Gestrandeten Feldbetten aufgestellt hatte. Es waren auch Rollstuhlfahrer darunter, eine Frau wurde liegend von Bord gebracht. Die Reisenden, die nur das Nötigste mit von Bord nehmen durften, nahmen es trotz der späten Stunde und der Aufregung mit Gelassenheit und Humor. Verletzte gab es glücklicherweise nicht.
Laut Feuerwehr-Pressesprecher Benedict Rottmann war das Schiff in der Ausfahrt der Schleuse Himmelstadt Leck geschlagen. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei blieb das Schiff wegen eines Fahrfehlers des Schiffsführers an einem kleinen Felsen am Grund des Mains hängen. Trotzdem gelang es der Besatzung, nach einer kurzen Weiterfahrt in Karlstadt anzulegen. Die Wasserschutzpolizei hat die Ermittlungen zur Unfallursache übernommen.
Wasser stand knietief im Maschinenraum
Die Größe des Lecks war in der Nacht nicht bekannt, aber Feuerwehr und THW pumpten permanent Wasser ab, das offenbar knietief im Maschinenraum stand. Es habe keine Wasserverschmutzung durch Öl oder Diesel gegeben, sagte Rottmann. Das Wasser- und Schifffahrtsamt hatte eine Weiterfahrt jedoch untersagt, solange das Leck nicht geflickt sei.
Beteiligt waren insgesamt rund 250 Einsatzkräfte. Die Einsatzleitung war nach rund drei Stunden auf das Landratsamt übergegangen, der Schiffsverkehr auf dem Main war über mehrere Stunden gesperrt. Die Höhe des Schadens lässt sich laut Polizei noch nicht beziffern.
Passagiere wurden zunächst mit Bussen nach Würzburg gebracht
Am Sonntagmorgen gab es für die Passagiere vor der Turnhalle in Karlstadt noch ein Frühstück, erklärte Benedict Rottmann. Anschließend durften sie noch einmal auf das Schiff und ihr restliches Gepäck holen. Von der Feuerwehr organisierte Busse brachten sie dann nach Würzburg, wo die Schifffahrtsgesellschaft ein Hotel angemietet hat. "Dort sollen die Gäste noch eine Nacht bleiben, bevor sie ihre Heimreise antreten", so Rottmann.
Taucher haben laut dem Sprecher der Kreisfeuerwehr bereits am Sonntagvormittag das Leck am Schiff begutachtet und damit begonnen, es notdürftig zu flicken. Laut Rottmann soll es in die Reederei gebracht werden, sobald es wieder fahrtüchtig ist, und dort dann vollständig repariert werden.
Eine Werft wäre besser geeignet um das Schiff zu reparieren.