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Karlstadt
Main-Spessart bekommt einen Jugendkreistag: 30 Sitze und 10.000 Euro Jahresbudget geplant
Ein Jugendkreistag soll ab dem kommenden Schuljahr schon Schülern ab der 8. Klasse ermöglichen, die Politik in ihrem Umfeld aktiv mitzugestalten. Gerade in der Corona-Zeit wurden sie oft außen vor gelassen.
Bald soll in Main-Spessart neben dem regulären Kreistag (hier in der Lohrer Stadthalle im vergangenen Frühjahr) auch ein Jugendkreistag das politische Geschehen mitbestimmen.
Foto: Wolfgang Dehm | Bald soll in Main-Spessart neben dem regulären Kreistag (hier in der Lohrer Stadthalle im vergangenen Frühjahr) auch ein Jugendkreistag das politische Geschehen mitbestimmen.
Jürgen Kamm
 |  aktualisiert: 07.12.2022 11:34 Uhr

Der Landkreis soll ein Jugendparlament bekommen. Der künftige Jugendkreistag soll 30 Sitze für Schülerinnen und Schüler von Schulen im Landkreis haben und somit halb soviel wie der Kreistag. Die Jugendkreisrätinnen und -räte müssen ihren Wohnsitz in Main-Spessart haben und zum Wahlzeitpunkt mindestens die 8. Klasse besuchen, dürfen aber maximal 17 Jahre alt sein. Die Amtsperiode entspricht dem Schuljahr. Tagen soll das Jugendgremium mindestens zwei mal je Schuljahr unter Leitung der Landrätin beziehungsweise des Landrats, die aber kein Stimmrecht haben. Das Gremium wird ein Budget von 10.000 Euro erhalten. Schon im Dezember soll es zum ersten Mal tagen – wenn der Kreistag an diesem Freitag zustimmt.

Generell soll der Jugendkreistag einen Beitrag zur politischen Bildung junger Menschen leisten und sie an politisches Engagement heranführen – vielleicht werden das ja die Kreisräte oder Abgeordneten von morgen. Bei der Beratung im Kreistag verwies Tanja Hebig vom Landratsamt einmal mehr auf die Pandemie. Da seien viele Entscheidungen über die Köpfe der Jugendlichen als Betroffene hinweg erfolgt.

Vorbild ist das Modell aus Würzburg

Vorbild für den Jugendkreistag Main-Spessart ist der Landkreis Würzburg, der damit schon im März 2019 begann. Beim Entwurf der Geschäftsordnung und Satzung für Main-Spessart orientierte sich Stefan Krebs vom Landratsamt auch dort. Unterschiede gibt es bei der Größe – Würzburg hat 70 Sitze im Jugendkreistag wie auch im dortigen Kreistag – und den Regularien für eine Satzungsänderung. In Würzburg ist die erste Sitzungsstunde derart nichtöffentlich, dass auch der Landrat draußen bleiben muss.

Als Sprecherin des Jugendkreistages Würzburg berichtete Mia Morell von seiner politischen Arbeit. Wichtige Themen seien dort der ÖPNV allgemein und das 365-Euro-Ticket, außerdem die Ausstattung der Schulen mit Wasserspendern. Dafür habe das Budget von 10.000 Euro, das sie ansonsten lobte, nicht ausgereicht. Es gelang dem Jugendkreistag aber, den eigentlichen Kreistag von der Anschaffung zu überzeugen. Beschlossen wurde zum Beispiel auch die Anschaffung von Automaten mit Damenhygieneartikeln für die landkreiseigenen Schulen in Würzburg.

Viel Zustimmung von den Kreisräten

Wichtige Unterschiede zum künftigen Jugendkreistag Main-Spessart sind, dass die Jugendkreisräte in Würzburg ihre Satzung eigenständig ändern können und das bereits in ihrer ersten Sitzung nutzten. In Main-Spessart muss dagegen der Kreisausschuss zustimmen. Derzeit laufen zudem Anträge für die Verlängerung der Amtsperiode auf zwei Jahre und des Höchstalters auf 20 Jahre, um mehr Kontinuität zu gewährleisten. Auch soll die Größe auf die Hälfte verkleinert werden. Der Grund dafür ist laut Mia Morell, dass die Arbeit in einem so großen Gremium mit 70 Sitzen schwierig ist.

Vorher hatte sich Kreisrat Walter Höfling an der geringeren Größe in Main-Spessart gestört, man solle sich an Würzburg orientieren statt das Rad neu zu erfinden. Das fand wohl auch Kreisrat Gerhard Kraft, er beantragte erfolglos, auch der Jugendkreistag Main-Spessart solle seine Satzung eigenständig ändern können. Generell wurde die Schaffung eines Jugendkreistages von Räten quer durch alle Fraktionen gelobt. Sven Gottschalk erinnerte dabei an das Ziel der SPD, das Wahlalter auf 16 Jahre zu senken.

Der Kreis hat bereits alle weiterführenden Schulen angeschrieben, von zehn wurde vorab Interesse an bekundet, neben Gymnasien und Realschulen waren auch die Mittelschulen aus Lohr, Karlstadt und Zellingen darunter, jedoch keine Förderschulen. In der Sitzung hieß es, die Akzeptanz der Schulleitungen sei wichtig, weil sie die Schüler für die Sitzungen des Jugendkreistages freistellen müssen. Offen blieb aber, ob die Interessensanfrage die Schüler erreichte oder die Schulleitungen über ihre Köpfe hinweg antworteten.

 
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  • M. P.
    Sehr gute Sache! Endlich können - wenn auch nur eingeschränkt - auch jüngere mal mitreden! Am besten ist die Sache mit dem Höchstalter - das sollte man gleich auch mal auf alle anderen politischen Gremien übertragen ! grinsen
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