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Marktheidenfeld
Kommunale Wärmeplanung startet: Könnte sich in Marktheidenfeld ein Wärmenetz lohnen?
Was die Wärmeplanung eigentlich ist und wie eine Gemeinde davon profitiert, darüber informierten Vertreter des Bayernwerk. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
Gibt es in Marktheidenfeld geeignete Gebiete für ein Wärmenetz? Diese Frage soll unter anderem bei der kommunalen Wärmeplanung geklärt werden.
Foto: Luftaufnahmen Kremen | Gibt es in Marktheidenfeld geeignete Gebiete für ein Wärmenetz? Diese Frage soll unter anderem bei der kommunalen Wärmeplanung geklärt werden.
Katrin Amling
 |  aktualisiert: 16.02.2025 02:32 Uhr

Wie können Gemeinden sich bei der Wärmeversorgung nachhaltig aufstellen, wie können Treibhausgas-Emissionen gespart werden und wo könnte sich ein Wärmenetz lohnen? Diese Fragen sollen mit der kommunalen Wärmeplanung geklärt werden, zu der alle Kommunen seit Januar 2024 gesetzlich verpflichtet sind.

Wie das für Marktheidenfeld ablaufen soll, darüber informierten am Montag Vertreter des Bayernwerks und des Instituts für nachhaltige Energieversorgung (INEV), das zum Bayernwerk gehört. Im Dezember hatte die Stadt das Bayernwerk mit der Erstellung der kommunalen Wärmeplanung beauftragt. Sie soll bis September abgeschlossen sein, um die zugesagten Fördermittel zu erhalten.

Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:

Was bedeutet kommunale Wärmeplanung und welches Ziel verfolgt sie?

Im Zuge der kommunalen Wärmeplanung wird ein Konzept erstellt, wie eine Gemeinde kosteneffizient und nachhaltig mit Wärme versorgt werden kann. Ziel ist die Versorgung mit erneuerbaren Energien, da Deutschland bis 2045 klimaneutral werden will. Bei der Wärmeversorgung ist noch viel Luft nach oben, bei der Stromversorgung sei man zum Beispiel schon viel weiter, sagte Bayernwerk-Projektleiter Tobias Eckardt bei der Vorstellung am Montag. "Die Wärme ist der schlafende Riese in der Energiewende", so Eckardt.

Auftakt zur kommunalen Wärmeplanung in Marktheidenfeld (von links): Bürgermeister Thomas Stamm, Frank Schneider (Kommunalbetreuer Bayernwerk), Tobias Eckardt (Projektleiter Bayernwerk), Béla van Rinsum (Projektmanager INEV), Tobias Stahl (Geschäftsführer INEV) und Torsten Ruf (Umweltbeauftragter Stadt Marktheidenfeld).
Foto: Katrin Amling | Auftakt zur kommunalen Wärmeplanung in Marktheidenfeld (von links): Bürgermeister Thomas Stamm, Frank Schneider (Kommunalbetreuer Bayernwerk), Tobias Eckardt (Projektleiter Bayernwerk), Béla van Rinsum ...

Die Planung soll zeigen, welche Möglichkeiten zur Wärmeversorgung es in einem Gebiet gibt. "Primäre Aufgabe ist herauszufinden, ob leitungsgebundene Wärmenetze möglich sind", so INEV-Geschäftsführer Tobias Stahl. Die technische und wirtschaftliche Machbarkeit wird jedoch noch nicht untersucht, am Ende besteht auch keine Pflicht zur Umsetzung. "Sollte sich ein Gebiet für ein Wärmenetz herauskristallisieren, ist das noch kein Beschluss", so Eckardt. Die Umsetzung muss eine Gemeinde danach gesondert beschließen.

Wie wird das genau gemacht und wie ist der aktuelle Stand in Marktheidenfeld?

Aktuell wird in Marktheidenfeld der Bestand unter anderem mit Zensus- und Geodaten analysiert, um eine Datengrundlage zu schaffen. Außerdem werden alle relevanten Akteure erfasst, zum Beispiel Energieversorger, Netzbetreiber, Gewerbetreibende, Immobilieneigentümer oder Investoren. Bestehende Konzepte sollen berücksichtigt werden, zum Beispiel das Klimaschutzkonzept, das in Marktheidenfeld 2013 erstellt wurde.

Mit den gesammelten Daten werden die in der Stadt genutzten Energieträger und deren Treibhausgas-Ausstoß dargestellt, also zum Beispiel Erdgas, Heizöl oder Biomasse. Lokale Potenziale werden untersucht, also zum Beispiel Solarthermie und PV-Anlagen, aber auch Geothermie, Wasserkraft oder Abwärme. Um den Wärmebedarf an sich zu reduzieren, werden auch Sanierungsmöglichkeiten geprüft.

Dann wird die Kommune in Wärmeversorgungsgebiete unterteilt. Gibt es nur wenige Gebäude in einem Gebiet, eignet sich meist die dezentrale Versorgung. Dann können Eigentümer sich selbst um eine nachhaltige Versorgung kümmern, zum Beispiel mit einer Wärmepumpe. Wasserstoffnetze spielen laut van Rinsum bei privaten Haushalten keine Rolle, sie lohnen sich nur in der Industrie. Das Kernthema der Planung sind Wärmenetze, durch die mehrere Gebäude zentral mit Energie versorgt werden können. Bei einem Gebäudenetz werden bis zu 16 Gebäude versorgt, darüber spricht man von einem Wärmenetz.

Am Ende sollen Ziele und konkrete Maßnahmen stehen, zum Beispiel der Aufbau eines Wärmenetzes mit ungefähren Kosten, der Treibhausgas-Einsparung und dem Umsetzungszeitraum.

Wie geht es nach der Wärmeplanung weiter?

"Was machen wir mit dem Ergebnis", fragte Stadträtin Susanne Rinno, die wie einige andere Stadträte vor Ort war. Der nächste Schritt ist laut van Rinsum eine Machbarkeitsstudie für ein konkretes Gebiet, das sich möglicherweise bei der Wärmeplanung herauskristallisiert habe. Dabei gehe es dann um die technische Umsetzung und die Frage, ob ein Wärmenetz wirtschaftlich sei.

Kann sich ein Wärmenetz in einer Kommune wie Marktheidenfeld lohnen?

Wie viele Mitstreiter braucht es für ein Wärmenetz und ist das für eine kleine Stadt wie Marktheidenfeld realistisch? Das wollten einige Zuhörer wissen. Doch pauschal lasse sich das nicht beantworten, meinte Projektmanager van Rinsum. Manchmal könne eine Verbund von wenigen Gebäuden auch ohne Beteiligung der Stadt organisiert werden, zum Beispiel über eine Bürgerenergiegenossenschaft.

Grundsätzlich gibt es in Marktheidenfeld einige anstehende Projekte, bei denen ein Wärmenetz eine Rolle spielen könnte, zum Beispiel rund um das ehemalige Wonnemar und die Mittelschule. Aber auch bei der Neugestaltung des Lermann-Areals oder bei Gewerbegebieten könnte das Thema interessant sein, zeigte die Diskussion. Wichtig sei es deshalb, jetzt alle Akteure zum Austausch zusammenzubringen, meinte Projektleiter Eckardt.

Entscheidend sind auch die politischen Rahmenbedingungen. "Es wird stark davon abhängen, wie die Politik das Thema Wärmenetze unterstützen wird", meinte Stahl. Es gebe jetzt schon Fördertöpfe im Milliardenbereich, die werde es auch weiterhin brauchen.

 
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