Die alte Scheune von Monika und Walter Simon in Karsbach ist ein echter Hingucker. Seit fünf Jahren erstrahlt das wohl 200 Jahre alte Fachwerk-Gemäuer in kunterbunten Farben. Walter Simon, 69, der selbst gern Mützen in unterschiedlichen Farben trägt, hatte von Anfang an vor, das zuvor weiß-rote Fachwerk etwas farbenfroher zu machen, erzählt er. Dass es jedoch so bunt werden würde, habe sich erst irgendwann ergeben. Ihre Enkel hätten sich damals mehrheitlich dafür ausgesprochen, die Felder weiß zu belassen. Aber: "Weiß war überhaupt nicht im Gespräch."
Zunächst malte er auf den hinteren Teil der Scheune ein Feld mit verschieden-farbigen Streifen an. Dafür nahm er Farben, die so im Baumarkt erhältlich waren – und zwar Innenfarben. "Da konnten wir uns nicht entscheiden." Simon, der früher einmal Administrator einer Facebook-Gruppe aus Tausenden Grillfans war, eröffnete kurzerhand eine familieninterne Gruppe und fragte, was die Familie am besten fände. "Opa, mach Weiß!", sei zurückgekommen. "Da hab ich gesagt: Nee, nee."
Jedes Gefach in einer anderen Farbe
Dem gebürtigen Trierer, der mit seiner Frau seit rund 30 Jahren in Karsbach wohnt, kam die Idee, jedes sogenannte Gefach in einer anderen Farbe zu streichen. Also stellte er sich hin und malte die Felder des hinteren Scheunenteils mit den Innenfarben an. Im Vergleich zur knallbunten Straßenseite wirken die gedeckten Farben sehr zahm. Seine Frau Monika erzählt, dass einer der Enkel daraufhin gemeint habe, dass es noch bunter sein müsste. Die Idee gefiel ihnen gut.
Walter Simon beriet sich mit einem örtlichen Maler. Der riet zu qualitativ hochwertigen Fassadenfarben und brachte ihn darauf, dass man diese nach eigenen Wünschen mischen lassen könne. Das brachte Simon auf Gedanken. "Die Verteilung der Farben ist gar nicht so einfach", merkte er. Er hatte 66 Felder und wollte nicht zwei gleichfarbige nebeneinander. Also gingen sie die Sache professionell an, machten ein Foto der zu streichenden Wand und druckten das entsprechend groß aus.
Viel Puzzlearbeit für den perfekten Plan
Monika Simon und ihre Tochter nahmen einen Farbfächer, schnitten Streifen heraus und puzzelten so lange herum, bis es ihnen gefiel und sie einen Plan hatten. 15 bis 20 verschiedene Farben sollten es sein, darunter türkis und hellblau, dunkelblau und lila, rot und orange. Die Holzbalken sollten schwarz werden.
Als das Scheunendach gemacht wurde und deshalb sowieso ein Gerüst stand, war Walter Simons Stunde gekommen. Der Plan wurde eingeschweißt, damit auch Regen ihm nichts anhaben konnte, und damit ging es dann aufs Gerüst. "Da bin ich jeden Tag mit immer anderen Farbeimern hoch." Er montierte einen kleinen Elektroseilzug, mit dem er eine Kiste mit verschiedenen Farbdosen und Pinseln hoch und runter fahren konnte. Fast 14 Tage habe er gebraucht, dann war das Werk vollbracht.
Gerade bei Sonnenschein leuchten die Farben richtig, sagt Monika Simon. Ihr Mann ist überrascht, dass sie nach fünf Jahren noch so kräftig sind. Auch die Innenfarben auf der wetterabgewandten Seite sähen noch gut aus.
Und was sagen die Leute zu der "Scheune Kunterbunt"? Monika Simon: "Die sind eigentlich alle begeistert." Neulich erst habe eine Chorkollegin wieder geäußert, dass sie sich jedes Mal freue, wenn sie an der Scheune vorbeikomme. Es habe sich fast niemand negativ geäußert, sagt ihr Mann, auch wenn er sich bewusst sei, dass die farbenfrohe Scheune sicher nicht jedermanns Geschmack sei. Immer wieder mal stünden Fremde, die es etwa mit dem Rad nach Karsbach verschlagen hat, davor und bewunderten sie.
Darf man ein Fachwerkgebäude so bunt anmalen?
In Nordheim (Lkr. Rhön-Grabfeld) wurde vergangenes Jahr ein nicht unter Denkmalschutz stehendes Fachwerkhaus blau-weiß – das Gebälk hellblau, die Gefache weiß – gestrichen, woraufhin der Gemeinderat den Beschluss fasste, dass es umzustreichen sei. Sowohl das Hellblau als auch das Weiß widersprächen der Gestaltungssatzung des Rhöndorfs, wo viele Fachwerkhäuser in eher gedeckten und natürlichen Brauntönen gehalten sind. Und in Karsbach hatte niemand etwas gegen das kunterbunte Fachwerk?
"Ich habe den Bürgermeister vorsichtshalber vorher gefragt", sagt Walter Simon. Er habe keine Einwände gehabt. Bürgermeister Martin Göbel hatte nicht nur keine Einwände, sondern gibt sich sogar als Fan der bunten Scheune zu erkennen. "Das ist doch wunderschön, eine Bereicherung für den Ort", sagt er auf Anfrage. Eine Gestaltungssatzung gibt es in Karsbach nicht.
Als nächstes ist das Wohnhaus dran
Jetzt ist das Haus der Simons an der Reihe. Derzeit sieht es zur Straße hin lila aus, dabei war es mal bordeauxrot und ist lediglich ausgebleicht. "Da muss sich was tun", findet Walter Simon. Er selbst möchte nach einem Sturz vor zwei Jahren auf kein Gerüst mehr steigen, diesmal darf eine Malerfirma ran. Welche Farbe das Haus bekommen soll, möchte er noch nicht verraten. Eine klassische Farbe, wie man sie seit alters her in Karsbach verwendet, soll es jedenfalls nicht werden. Davor stehen bereits zwei Paletten als Blumenhalter, die mit den übriggebliebenen Scheunenfarben bunt angemalt wurden.
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Und der Spruch meiner Oma war immer: "Gschmackssach hat der Aff gsacht und in die Seife gebissen."
Mir persönlich gefällt die Malerei nicht...
Wer als Trierer in Ufr. lebt, sollte sich doch auch an fränkische Traditionen halten - ich mal' die Porta Nigra auch nicht an!
Und übrigens: Auch alte Kulturdenkmäler in Ägypten, oder Griechenland, die wir heute als steinfarbenes Weltkulturerbe kennen, waren in der Regel ursprünglich kunterbunt bemalt.
Ich finde es auf alle Fälle sehr erfrischend! Aber auch ich bin nur erstaunt, dass die Gemeinde das erlaubt hat. Denn im Allgemeinen reicht ja schon die falsche Markise vor dem Fenster, dass man ein Verfahren an den Hals gehängt bekommt...
Man schaue sich die historischen Befunde alter Kirchen an. Der Würzburger Dom war in der Zeit der Romanik und Gotik bunt ausgemalt.
Die Leute konnten nicht lesen und schreiben - drum wurden biblische Szenen in Bildern dargestellt, sogenannte Armenbibeln - "Biblia Pauperum".
Nur zur Information.
Die Berichte nicht richtig gelesen.
Das ist nicht Nordheim/Lkr. Kitzingen
sondern Nordheim/Landkreis Rhön-Grabfeld ! ! !
dieses Haus stünde in Iphofen im Neubaugebiet
also mir gefällts...
Wer um Himmels Willen behauptet denn ernsthaft, daß Fachwerk immer gleich langweilig in erd-oder schlammfarbenen Farbtönen daherzukommen hat?
Da muß man ja schon selbst langweilig im Kopf sein, wenn einem außer ochsenblutrot oder rehbraun nichts anderes mehr einfällt.
Ich find die Scheune echt gelungen!