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Main-Spessart
Getränkehändler in Main-Spessart haben derzeit manche Mineralwässer und Schorlen nicht im Sortiment
"Artikel momentan nicht lieferbar", steht auf Schildern in Getränkemärkten in Main-Spessart. Getränkehersteller haben nicht nur mit fehlender Kohlensäure zu kämpfen.
'Alasia' Mineralwasser spritzig und andere Mineralwässer sind im Zisch Getränkemarkt in Langenprozelten aus.
Foto: Björn Kohlhepp | "Alasia" Mineralwasser spritzig und andere Mineralwässer sind im Zisch Getränkemarkt in Langenprozelten aus.
Björn Kohlhepp
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:17 Uhr

Wer in letzter Zeit in einem Getränkemarkt einkaufen war, dem werden gewisse Lücken nicht entgangen sein. Im Moment fehlt ganz offensichtlich spritziges Mineralwasser. "Artikel momentan nicht lieferbar", steht etwa auf mehreren Schildern im Logo-Getränkemarkt in der Gemündener Straße in Karlstadt. "Artikel von der Industrie derzeit nicht lieferbar", lautet das Pendant beim Zisch Getränkemarkt in Langenprozelten. Auf Nachfrage bei Mitarbeitern heißt es, es liege an der fehlenden Kohlensäure. Während sich bei die Verantwortlichen bei Logo nicht näher dazu äußern möchten, erzählt Julian Volpert, dessen Familie die Zisch-Märkte führt, dass die regionalen Brunnen Kohlensäure-Kontingente zugeteilt bekämen und bestimmte Wässer zum Teil nicht produzierten. Volpert nennt als Beispiel "Rhönsprudel", das derzeit bestimmte Produkte wie das spritzige Mineralwasser der Nebenmarke "Alasia" nicht abfülle.

Natalie Schindel, Marketingleiterin bei Rhönsprudel mit Sitz bei Fulda, sagt: "Seit Monaten bekommen wir nicht mehr die Menge Kohlensäure, die wir bestellen." Ihr Unternehmen bekomme im Schnitt nur zwei Drittel des tatsächlichen Bedarfs, sie hätten auch schon mal nur ein Drittel erhalten. In der Regel erführen sie am Freitag, was am Montag geliefert werde. Produkte mit viel CO2, etwa "Rhönsprudel original" oder "Alasia spritzig", würden als letzte abgefüllt, denn mit der Kohlensäure für eine solche Flasche könne man zwei Flaschen "medium" abfüllen.

"Der Sommer war eine Katastrophe, wir hätten 30, 40 Prozent mehr verkaufen können, wenn wir's gehabt hätten."
Julian Volpert über Engpässe bei Getränkeherstellern

Getränkehändler Volpert sagt, es gebe immer wieder Lücken im Sortiment. "Es ist dann auch wieder voll, dann wieder leer." Momentan sei zwar die Kohlensäure das größte Problem, aber die Hersteller hätten in den vergangenen Monaten auch andere Gründe genannt. Zum Teile habe es keine Flaschen mehr gegeben, mal sei angeblich der Kleber oder die Druckerfarbe für Etiketten ausgegangen, mal habe es keine Deckel gegeben, dann habe Personal gefehlt. Derzeit seien viele Grundstoffe für Limonaden oder Schorlen knapp, beispielsweise Pfirsichnektar. "Der Sommer war eine Katastrophe, wir hätten 30, 40 Prozent mehr verkaufen können, wenn wir's gehabt hätten."

"Man nimmt wirklich, was man kriegen kann", sagt Volpert. "Es gibt Bestellungen, wo wir 40 Paletten bestellten und kriegen nur zwei." Kohlensäureengpässe gebe es schon seit Monaten, andere Dinge fehlten seit Kriegsausbruch. "Es ist wirklich alarmierend." Bei Bier allerdings habe er noch keine Engpässe festgestellt. Die Kunden seien zum Glück nicht verärgert und würden halt dann zu einem anderen Getränk greifen.

"Wir haben die Warenbestände extrem nach oben geschraubt."
Getränkehändler Achim Pohl

Achim Pohl von Getränke Pohl in Lohr berichtet auf Anfrage: "Es bessert sich langsam wieder." Das liege auch an der Jahreszeit, weil jetzt die Nachfrage niedriger sei als im Sommer. Was fehle, seien die günstigen spritzigen Mineralwässer wegen der fehlenden Kohlensäure und manche Limonaden wegen knapper Grundstoffe, auch Zucker sei schon knapp gewesen. Er habe gehört, dass der Kohlensäuremangel daher rühre, dass der Chemieriese BASF hierzulande keinen Dünger mehr produziere, bei dessen Herstellung Kohlensäure als Abfallprodukt entstehe. Zumindest hat BASF seine Düngerproduktion drastisch reduziert. Normalerweise liefere BASF etwas mehr als die Hälfte der Kohlensäure für die hiesige Getränkeindustrie, habe Pohl gehört.

Habe er früher zwei Tage vorher Getränkenachschub bestellt, ordere er jetzt schon zehn, zwölf Tage im Voraus – und dann wisse er aber vorher trotzdem nicht, wie viel davon er wirklich kriege. Ihn störe, dass er von den Mineralwasser-Abfüllern auf Nachfrage keine Informationen bekomme, wie die Lage ist und wie es in einer Woche aussieht. Eine Konsequenz, die Pohl daraus gezogen hat: "Wir haben die Warenbestände extrem nach oben geschraubt." Pohl beliefert zudem die Gastronomie. Hier sei das Problem, dass sie keine Kohlensäureflaschen mehr bekämen. Er beruhigt aber: "Im Moment haben wir genug für unsere Kunden."

"Wir haben alles, bei uns mangelt es an nichts."
Getränkehändlerin Elisabeth Mayer

Von keinerlei Problemen weiß Elisabeth Mayer vom Getränkehandel Mayer in Esselbach zu berichten: "Wir haben alles, bei uns mangelt es an nichts." Manchmal komme eine Lieferung mit etwas Verspätung, aber sie komme. Da jetzt Winter sei und keine Feste, werde zudem weniger gebraucht. Was sie lediglich beobachtet habe, ist, dass plötzlich neue Kunden gekommen seien und Kohlensäureflaschen gekauft hätten, sogar Privatkunden, wobei sie sich wundere, was Privatleute damit anfangen könnten.

 
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